Der FCA kommt nicht vom Fleck
Bundesliga Die Augsburger führen nach einem Kopfball von Reece Oxford lange Zeit gegen Bielefeld. Eine Direktabnahme aber sorgt für Ernüchterung. Auch weil zwei Tore nicht zählen
Augsburg Zuschauen ist das Schlimmste. Hat Florian Niederlechner sehr deutlich erklärt. Zuschauen auf der Tribüne, nicht eingreifen können, das ist eine echte Leidenszeit für Fußballprofis. Niederlechner, der vor zwei Wochen an der Leiste operiert wurde und nun an seinem Comeback arbeitet, hat zumindest vor dem Spiel seines FC Augsburg gegen Arminia Bielefeld Ablenkung gesucht. Zunächst stand er unten am Eingang zum Spielertunnel, um jeden seiner Kollegen nach dem Aufwärmen abzuklatschen. Wenig später marschierte er auf die Tribüne, auf der sich die Fans über Selfies und Autogramme freuten. Alles recht entspannt.
Die Entspannung dürfte mit Anpfiff aber schnell verschwunden sein, in der Schlussphase der Partie war schließlich Anspannung pur angesagt. Lange Zeit hatten die Augsburger am Sonntagabend im Bundesliga-Kellerduell gegen Bielefeld vor 17500 Zuschauern durch einen Kopfballtreffer von Reece Oxford (19.) geführt. Die Gäste aber nahmen nach der Direktabnahme von Jacob Barrett Laursen zum 1:1 (77.) noch einen Punkt mit. Mit einem Sieg hätte der FCA die kommenden Wochen entspannter angehen können, die wichtige Ereignisse bereithalten. Zunächst die Jahreshauptversammlung am Dienstagabend, dann die richtungsweisenden Ligapartien gegen Mainz und Stuttgart. Umso wichtiger wäre ein Heimerfolg gegen Bielefeld gewesen. So aber kommen die Augsburger nicht wirklich vom Fleck.
„Wir haben eine sehr gute erste Halbzeit gespielt, in der zweiten Hälfte hat es Bielefeld besser gemacht. Jetzt müssen wir mit dem Punkt leben. Voller Fokus jetzt auf Mainz“, sagte Arne Maier und blickte damit schon einmal auf den kommenden Freitag voraus, wenn die Augsburger beim FSV gefordert sind. Daniel Caligiuri meinte nach dem letztlich enttäuschenden Unentschieden: „Wir wollten unbedingt gewinnen. In der zweiten Halbzeit sind wir zu passiv, was ich nicht verstehe. Da waren wir nicht mehr kompakt genug.“Mads Pedersen sprach von einem „Scheißgefühl“. Wir haben gut gespielt, standen defensiv stabil und haben auch offensiv mehr kreiert als normal.“Und dennoch verloren die Gastgeber in der zweiten Hälfte mehr und mehr die Kontrolle über die Partie.
Das war in der ersten Spielhälfte anders. Andi Zeqiri hatte bereits in
zweiten Minute die erste Abschlusschance, sein Schuss wurde zur Ecke abgewehrt. In der achten Minute brachte Tobias Strobl einen Eckball aufs vordere Eck, Bielefelds Torwart Stefan Ortega aber passte auf. Ebenso wie in Minute 19, als er den Flachschuss von Daniel Caligiuri abwehrte. Die Folge war ein Eck
ball, den Caligiuri hart und präzise schlug, was Reece Oxford die Möglichkeit zum 1:0 brachte. Mit einem sehenswerten Kopfball nutzte er die. Die Führung war verdient, weil Bielefeld in der Offensive ähnlich gefährlich war wie ein verschmuster Chihuahua. Das dürfte auch Niederlechner so gesehen haben. Jedender falls sprach er in der Pause von einer verdienten Führung, da seine Kollegen „auch gegen den Ball sehr gut arbeiten“. Besonders freute er sich am Mikrofon von DAZN über Oxfords Treffer. „Der Junge hat sich extrem entwickelt und ist eine ganz wichtige Persönlichkeit in unserer Mannschaft“, sagte Niederlechner.
Sein Trainer Markus Weinzierl hatte am Sonntag auf die erkrankten Niklas Dorsch und Fredrik Jensen verzichten müssen. Carlos Gruezo stand ebenso nicht im Kader, er war erst am Samstag von der WM-Qualifikation mit Ecuador aus Südamerika zurückgekehrt.
Die zweite Halbzeit begannen die Bielefelder etwas offensiver, sie wagten sich häufiger nach vorne, wirklich gefährlich aber waren sie dabei zunächst nicht. Die beste Chance des zweiten Durchgangs hatten vielmehr die Gastgeber, als Arne Maier an einer starken Fußabwehr von Ortega scheiterte (67.). Die Partie wurde hitziger. André Hahn sah Gelb, nachdem er kurzzeitig mit Ortega aneinandergeraten war. Dass Bielefelds Torwart ohne Verwarnung blieb, ärgerte die Augsburger sehr. Manager Stefan Reuter sah ebenfalls wegen Meckerns Gelb. Die Gemüter hatten sich kaum beruhigt, da traf Jacob Barrett Laursen völlig überraschend mit einer Direktabnahme zum 1:1 (77.). FCA-Torwart Rafal Gikiewicz kam etwas zu spät ins Eck. Es gibt Tage, da hält er solche Bälle.
Im Gegenzug drückte Jan Moravek den Ball zum vermeintlichen 2:1 über die Linie – der Jubel verebbte aber schnell. Zuvor war Sergio Cordova im Abseits gestanden. So wie auch in Minute 90, als auch der Treffer von Noah Sarenren Bazee nicht zählte, da Vorlagengeber Cordova erneut im Abseits war. Es waren zwar zwei knappe Situationen, die allerdings richtig entschieden wurden. So blieb es beim Unentschieden, das den Augsburgern nicht wirklich hilft. Die Enttäuschung war groß, da der FCA lange alles unter Kontrolle hatte und nun doch mit nur sechs Punkten nach acht Partien dasteht.
FC Augsburg Gikiewicz – Gumny, Gouwe leeuw, Oxford – Caligiuri (85. Sarenren Bazee), Maier, Strobl, Pedersen (78. Iago) – Zeqiri (67. Moravek) – Hahn (85. Finnbo gason), Vargas (67. Cordova)
Arminia Bielefeld Ortega – Brunner, Pie per, Nilsson, Laursen – Wimmer (46. Fer nandes), Prietl, Kunze – Hack (88. Krüger), Okugawa (46. Schöpf) – Serra (64. Klos)
Schiedsrichter Schröder (Hannover)
Zuschauer 17 500
Tore 1:0 Oxford (19.), 1:1 Laursen (77.)