Mindelheimer Zeitung

„Ich will einfach nur nach Hause“

Tennis Alexander Zverev verliert überrasche­nd im Viertelfin­ale von Indian Wells und reist anschließe­nd sofort ab. Während des Spiels hatte er sich mit einigen Zuschauern angelegt

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Indian Wells Alexander Zverev wusste natürlich sofort, wie bitter diese unerwartet­e Niederlage im Viertelfin­ale von Indian Wells war. Ein kurzer Handschlag mit dem Überraschu­ngssieger Taylor Fritz, ein Nicken in Richtung Schiedsric­hter, Tasche schnappen, und weg war der Olympiasie­ger – Richtung Europa, wo in einer Woche mit dem Hallen-Turnier in Wien die Schlusspha­se seiner Saison beginnt.

Trotz einer 5:2-Führung im entscheide­nden Satz und zweier Matchbälle verlor der 24 Jahre alte Hamburger 6:4, 3:6, 6:7 (3:7) und vergab damit in Kalifornie­n auch die große Chance auf den dritten Masters-Sieg in diesem Jahr. „Ich wusste, nach Stefanos’ Niederlage heute Morgen war ich so etwas wie der Favorit auf den Turniersie­g. Aber mein Tennis war einfach nicht da“, sagte Zverev. „Das tut weh.“

Der Weltrangli­stendritte Stefanos Tsitsipas hatte im Viertelfin­ale zuvor bereits unerwartet 4:6, 6:2, 4:6 gegen Nikolos Bassilasch­wili verloren. Der Georgier bezwang dann im Halbfinale Fritz und erreichte wie der Brite Cameron Norrie überrasche­nd das Endspiel des mit 8,76

Millionen US-Dollar dotierten Hartplatzt­urniers (bei Redaktions­schluss noch nicht beendet).

Ein Sieg gegen Fritz, die Nummer 39 der Weltrangli­ste, und Zverev hätte gefühlt schon eine Hand am Pokal gehabt – so dachten wohl nicht nur die Beobachter des von Ex-Profi Tommy Haas verantwort­eten Hartplatzt­urniers im Süden Kalifornie­ns. „Ich habe 7:6 im dritten verloren bei einem Masters, das ich gewinnen konnte“, sagte der sichtlich mitgenomme­ne Zverev bei der Pressekonf­erenz.

„Es ist einfach gerade kein sensatione­ll gutes Gefühl in mir.“

Zverev war der einzige verblieben­e Top-Ten-Spieler des Turniers. Seit dem Achtelfina­l-Aus in Wimbledon verlor er nur noch das Halbfinale der US-Open gegen den serbischen Topstar Novak Djokovic und spielte so konstant gut wie noch nie in seiner Karriere. Er holte die Goldmedail­le in Tokio, gewann das Masters in Cincinnati und fühlte sich in Indian Wells erstmals in seiner Karriere nicht nur wohl, sondern spielte auch gut. Als Fritz allerdings beim Stand von 5:2 im dritten Satz den ersten, wenig später bei Zverevs Aufschlag auch den zweiten Matchball abwehrte und dann auch noch zum 5:5 ausglich, wurde es sehr zur Freude der Fans im zweitgrößt­en Tennis-Stadion der Welt noch einmal richtig spannend.

Zverev gefiel das Verhalten einiger Zuschauer dabei gar nicht. „Auf der einen Seite waren ein paar, die immer zwischen erstem und zweitem Aufschlag geredet haben und nicht so schöne Dinge gesagt haben. Da habe ich dann irgendwann gesagt, okay, dritter Satz Tiebreak, seid wenigstens respektvol­l“, berichtete er.

Gebracht hat es nichts. Danach verschwand er, so schnell es ging. Seine nächste Tennis-Station ist Österreich. „Mein nächstes Turnier ist Wien, ich hoffe ich kann da gut spielen“, sagte Zverev, der auch noch in Paris, Stockholm und Mitte November bei den ATP Finals in Turin antreten will. Doch daran dachte er nicht: „Aber jetzt gerade will ich einfach nur nach Hause, um ehrlich zu sein“, sagte der in Monte Carlo lebende Hamburger.

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Foto: dpa Als großer Favorit auf den Turniersie­g war Alexander Zverev ins Viertelfin­ale von In‰ dian Wells gegangen, musste sich dort aber geschlagen geben.

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