Mindelheimer Zeitung

Auf Konfrontat­ionskurs

Hintergrun­d Das IOC hält ziemlich wenig von den Plänen der Fifa, die Fußball-WM alle zwei Jahre zu veranstalt­en. Gestritten wird aber nicht nur an dieser Front

-

Auf der Werbetour durch Südamerika für eine WM alle zwei Jahre erreichte Gianni Infantino der nächste Widerstand gegen sein aktuelles Lieblingsp­rojekt. Erstmals schaltete sich auch das Internatio­nale Olympische Komitee (IOC) in den Streit um die Zukunft des Weltfußbal­ls ein – und bezog in für seine Verhältnis­se ungewohnt deutlicher Manier Stellung. Die Ringe-Organisati­on brachte offiziell „Sorgen“über die Fifa-Pläne zum Ausdruck und unterstütz­te Forderunge­n für eine „breitere Konsultati­on“aller Betroffene­n.

Zudem ließ sich ein Sprecher am Sonntagmor­gen mit dem Satz zitieren, dass IOC-Präsident Thomas Bach „zu keiner Zeit“von IOC-Mitglied Infantino kontaktier­t worden sei, um die Vorschläge zur Reform des Terminkale­nders zu diskutiere­n. Auch wenn Bach und Co. kein direktes Mitsprache­recht haben, dürfen sich Infantinos Gegenspiel­er aus Europa und Südamerika in ihrer Kritik damit bestätigt fühlen. In einer Mit

nach der Sitzung der Exekutive warnte das IOC zudem davor, dass sich ein um zwei Jahre verkürzter WM-Rhythmus auch auf andere Sportarten – unter anderem Tennis,

Radsport, Golf, Turnen, Leichtathl­etik und die Formel 1 – negativ auswirken würde. „Das würde die Vielfalt und die Entwicklun­g des Sports außerhalb des Fußballs untergrabe­n.“Zudem würde die Ausweitung des Kalenders zu Herausford­erungen für den Frauenfußb­all führen und die Spieler mental und physisch massiv belasten.

Mit diesen Argumenten hatten die Europäisch­e Fußball-Union Uefa und der südamerika­nische Kontinenta­lverband Conmebol die Verkürzung des Rhythmus kritisiert, Uefa-Chef Aleksander Ceferin drohte offen mit einem Boykott. „Die Uefa wird sich weiterhin dagegen wehren, bis der gesunde Menschenve­rstand siegt und die Pläne fallen gelassen werden“, sagte ein Uefa-Sprecher am Wochenende. „Jeder vermeintli­che Reiz ist oberflächl­ich, während die Fallstrick­e groß sind.“

Infantino setzte ungeachtet des Gegenwinds sein Werben für die Pläne einer WM alle zwei Jahre fort. „Ich glaube, dass das Prestige eines Wettbewerb­s nicht von der Zeit abhängt, in der er ausgetrage­n wird“, sagte der 51-Jährige am Freitag in Caracas, wo er Venezuelas Präsidente­n Nicolás Maduro traf. „Andernfall­s müssten wir die Weltmeiste­rschaft alle 40 Jahre ausrichten.“

Infantino war vor diesem Abstecher bereits in Kolumbien und wollte auf seiner Reise auch Ecuador, Chile und Argentinie­n bereisen. Eine technische Beratungsg­ruppe der Fifa um Direktor Arsène Wenger hatte die WM-Ausrichtun­g alle zwei Jahre vorgeschla­gen, auch der Rhythmus der Kontinenta­lturniere wie der EM würde dabei verkürzt. Demzufolge sollen die Änderungen nach der WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko mit erstmals 48 Nationen endgültig greifen. 2027 würden dann die Turniere der Konteilung föderation­en ausgericht­et werden. Im bislang geplanten EM-Jahr 2028 stünde dann schon wieder die nächste WM an.

Alleine ein negatives Votum aus Europa und Südamerika würde bei einer Abstimmung unter allen FifaMitgli­edern nicht reichen, um dieses Projekt zu stoppen. Die Times berichtete am Sonntag dennoch, dass die Fifa inzwischen zu Kompromiss­en bereit sei. Weltverban­dsvizepräs­ident Victor Montaglian­i aus Kanada, der die Konföderat­ion aus Nord- und Mittelamer­ika sowie der Karibik vertritt, könnte womöglich als Vermittler die Situation „am Rande eines Bürgerkrie­gs“(Times) vor der endgültige­n Eskalation bewahren.

Ein Kompromiss wäre beispielsw­eise ein weiteres internatio­nales Turnier: Eine weltweite Nations League – nach dem Vorbild der europäisch­en Version – als zusätzlich­e Veranstalt­ung anstelle einer WM alle zwei Jahre würde damit wieder auf die Agenda rücken.

 ?? Foto: Gillieron, dpa ?? Diese Herren lenken die Geschicke des Weltsports. Thomas Bach (links) ist der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees. Gianni Infantino ist der Präsident des Fußball‰Weltverban­des. Momentan allerdings herrscht zwischen den beiden Eiszeit. Es geht um die Fifa‰Pläne, die Fußball‰WM alle zwei Jahre zu spielen.
Foto: Gillieron, dpa Diese Herren lenken die Geschicke des Weltsports. Thomas Bach (links) ist der Präsident des Internatio­nalen Olympische­n Komitees. Gianni Infantino ist der Präsident des Fußball‰Weltverban­des. Momentan allerdings herrscht zwischen den beiden Eiszeit. Es geht um die Fifa‰Pläne, die Fußball‰WM alle zwei Jahre zu spielen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany