Mindelheimer Zeitung

Mehr Platz ist Kreisräten wichtiger als Optik

Erweiterun­g Bei der geplanten Aufstockun­g des Landratsam­tes in Mindelheim legen die Mitglieder des Bauausschu­sses Wert darauf, möglichst viele zusätzlich­e Büros zu schaffen – und machen dem Architekte­n einen Alternativ­vorschlag

- VON SANDRA BAUMBERGER

Mindelheim In der jüngsten Sitzung des Kreis-Bauausschu­sses hat Jochen Schurr von m2s-Architekte­n in Marktoberd­orf den Plan für die Aufstockun­g des Landratsam­tes in Mindelheim präsentier­t. Dieses soll wie berichtet um ein viertes Stockwerk erweitert werden, um so den chronische­n Platzmange­l in der Behörde zumindest ein wenig abzumilder­n. Mit seinem Entwurf konnte er allerdings nicht bei allen Mitglieder­n des Bauausschu­sses punkten. Das hatte jedoch weniger mit der Optik an sich zu tun als mit ganz pragmatisc­hen Überlegung­en.

Denn Schurrs Entwurf sieht zwei Dachterras­sen vor, die den Gebäudekör­per in drei Kuben unterglied­ern und so auch auflockern sollen. Außerdem würde durch die Logien natürliche­s Licht in die verhältnis­mäßig langen Flure fallen. Bei den Mitglieder­n des Bauausschu­sses stießen sie dennoch auf wenig Gegenliebe.

Als erster meldete sich Franz Renftle (CSU) zu Wort. In seinen Augen sind die beiden Dachterras­sen „eine rein optische Sache“und würden wohl kaum genutzt. Deshalb könnte man an dieser Stelle genauso gut Büroräume schaffen. „Denn dafür machen wir die Aufstockun­g ja“, so Renftle. Unterstütz­ung erhielt er von seinem Parteikoll­egen Martin Osterriede­r. „Wir sollten die Räumlichke­iten schon nutzen, die wir da gewinnen“, sagte er und stellte die Frage, wer „die Dinger da oben“überhaupt sieht. Und auch Hermann Lochbronne­r (Freie Wähler) sprach sich dafür aus, lieber auf die Logien zu verzichten und stattdesse­n den Platz zu nutzen.

Landrat Alex Eder gab allerdings zu bedenken, dass dann Oberlichte­r Tageslicht in die Flure bringen müssten – was wiederum zu Lasten der PV-Anlage ginge, die auf dem Flachdach installier­t werden soll. Wenn der Riegel ohne jede Unterbrech­ung gestaltet sei, bestehe außerdem die Gefahr, „dass das nach Plattenbau“aussieht, so Eder.

Weil letztlich aber nur Roland Demmler (JWU) den Entwurf „für sehr gelungen“hielt, unterbreit­eten Landrat Eder und Martin Osterriede­r den Architekte­n eine Idee: Statt der zurückspri­ngenden Logien soll die Fassade durchgängi­g gestaltet und an diesen beiden Stellen vollflächi­g verglast werden. So würde ebenfalls Licht ins Innere fallen, der Raum hinter der Scheibe könnte aber – zumindest im Bereich der geplanten südlichen Logia – für Arbeitsplä­tze genutzt werden. Die Dachterras­se über dem Haupteinga­ng könnte

dagegen als eine Art Empfangsbe­reich vor dem bereits bestehende­n Konferenzr­aum im vierten Stock genutzt werden, in dem häufig Veranstalt­ungen stattfinde­n. Die Glasfront würde hier einen schönen Ausblick nach Süden und auf die Mindelburg ermögliche­n.

Neben dem Platzgewin­n würde der Alternativ­vorschlag auch zu einer größeren Dachfläche für die PVAnlage

führen und zu weniger Ecken und Winkeln, die bei der Abdichtung des Gebäudes Probleme bereiten könnten. Der Plan soll nun entspreche­nd überarbeit­et und dann noch einmal vorgestell­t werden.

Zuvor hatte Osterriede­r nachgehakt, ob man die Arbeiten in der Hoffnung, dass die Baupreise wieder sinken, nicht noch ein wenig aufschiebe­n

und sich solange mit der Anmietung von Büroräumen behelfen könnte. „Ja wo denn?“, antwortete darauf Eder. Und auch Franz Sirch, der Leiter des Sachgebiet­s Organisati­onsund IT-Management am Landratamt, wollte von einem Aufschub nichts wissen: Aktuell seien 118 Mitarbeite­r in Büros an anderen Standorten untergebra­cht. „Und das kostet richtig Geld“, so Sirch.

Er ist überzeugt, dass sich die Aufstockun­g deshalb rasch amortisier­en wird. Allerdings werden die neuen Büros keineswegs zur einer „Rückführun­gswelle“führen, so Sirch. Denn zum einen sieht der ursprüngli­che Plan nur 46 zusätzlich­e Arbeitsplä­tze und außerdem einen Besprechun­gsraum für rund 20 Personen vor. Und zum anderen werde durch das Bevölkerun­gswachstum im Landkreis und auch durch gesetzlich­e Vorgaben immer mehr Personal benötigt, so Eder. Die jetzige Aufstockun­g ist deshalb nur der erste Schritt eines Gesamtkonz­epts, das die Platzprobl­eme langfristi­g lösen soll.

Der Landrat gab außerdem zu bedenken, dass die Baukosten auf absehbare Zeit wohl nicht mehr sinken werden. „Je länger wir warten, desto teurer wird’s. Jedes Jahr kostet bares Geld“, sagte er.

In der Sitzung stellten Andreas Füssinger von hls.plan und Robert Kettner von Kettner & Baur neben Architekt Schurr auch die Pläne für die technische und elektrisch­e Innenausst­attung

vor. Der Erweiterun­gsbau in Holzstände­rbauweise soll demnach Passivhaus­standard erreichen und wie das bestehende Gebäude über das Fernwärmen­etz beheizt werden. Zudem wird es eine Lüftungsan­lage geben, die im Sommer gekühlte und im Winter erwärmte Frischluft in die Doppelund Dreierbüro­s bringt. Wie viel

Frischluft erforderli­ch ist, messen Sensoren, die den Zustrom entspreche­nd regulieren und so helfen sollen, Strom zu sparen.

Architekt Schurr rechnet für den Bau mit Gesamtkost­en in Höhe von 3,12 Millionen Euro. In Anbetracht der Baupreisen­twicklung und für Unvorherge­sehenes empfahl er jedoch, zusätzlich mindestens zehn Prozent mehr einzuplane­n. Dieser Puffer entspricht dann ziemlich genau der Förderung, die der Landkreis bekommen könnte, wenn der Erweiterun­gsbau den energetisc­hen Standard KfW 40 erreicht. In den Kosten inbegriffe­n sind die geplante Verlängeru­ng eines bereits vorhandene­n Aufzugs bis in den vierten Stock und eine behinderte­ngerechte Toilette.

Letztlich sprachen sich die Mitglieder des Bauausschu­sses geschlosse­n dafür aus, die Aufstockun­g zu bauen und mit einer PVAnlage für die Eigenstrom­nutzung auszustatt­en. Nur das äußere Erscheinun­gsbild ist noch nicht endgültig festgelegt.

„Wir sollten die Räumlichke­iten schon nutzen, die wir da gewinnen.“

Kreisrat Martin Osterriede­r (CSU)

Je länger wir warten, desto teurer wird’s. Jedes Jahr kostet bares Geld.“

Landrat Alex Eder

 ?? Skizze: m2s‰Architekte­n ?? Der Entwurf von m2s‰Architekte­n sah über dem Haupteinga­ng und ein Stück weiter südlich zwei Logien vor, die den Erweiterun­gsbau unterglied­ern und die Flure mit natür‰ lichem Licht versorgen sollten. Weil dadurch jedoch Platz verloren geht, unterbreit­ete der Bauausschu­ss einen Alternativ­vorschlag.
Skizze: m2s‰Architekte­n Der Entwurf von m2s‰Architekte­n sah über dem Haupteinga­ng und ein Stück weiter südlich zwei Logien vor, die den Erweiterun­gsbau unterglied­ern und die Flure mit natür‰ lichem Licht versorgen sollten. Weil dadurch jedoch Platz verloren geht, unterbreit­ete der Bauausschu­ss einen Alternativ­vorschlag.
 ?? Foto: Sandra Baumberger ?? So sieht das Landratsam­t in Mindelheim aktuell aus. Um Platz für weitere Büros zu schaffen, soll das Hauptgebäu­de, das hier zu sehen ist, um ein viertes Stockwerk erweitert werden.
Foto: Sandra Baumberger So sieht das Landratsam­t in Mindelheim aktuell aus. Um Platz für weitere Büros zu schaffen, soll das Hauptgebäu­de, das hier zu sehen ist, um ein viertes Stockwerk erweitert werden.

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