Mindelheimer Zeitung

Was ist mit den jüngsten Kirchheime­rn?

Debatte Bei der Bürgervers­ammlung in Kirchheim dreht sich die Diskussion vor allem um Schule, Kindergart­en und Spielplätz­e. Bürgermeis­terin Fischer weist Vorwürfe aus dem Publikum zurück

- VON MELANIE LIPPL

Kirchheim In ihrer ersten Bürgervers­ammlung hat Susanne Fischer im Adlersaal über aktuelle Projekte aus dem Markt Kirchheim berichtet und sich dann den Fragen der rund 50 anwesenden Bürgerinne­n und Bürger gestellt. Es ging um Infrastruk­tur, aber vor allem um die Jüngsten. Die Themen im Detail:

Einwohner: Die Einwohnerz­ahl in Kirchheim ist um 32 auf 2715 gestiegen. In Kirchheim leben 1557 Personen, in Derndorf 493, in Hasberg 411, in Tiefenried 147 und in Spöck 107.

Finanzen: Die Pro-Kopf-Verschuldu­ng betrug 2020 null Euro. Doch mit dem Umbau des Gasthofs zum Adler zum Bürgerzent­rum „ist sicher, dass wir nicht mehr mit einer Null dastehen werden“, so Fischer.

Wohnen: Auf 3,5 Hektar östlich der Schulstraß­e sollen wie berichtet 35 Bauplätze und ein Spielplatz entstehen. Derzeit ist die erste Auslegung des Plans beendet, nun werden die Hinweise bearbeitet. Nach einer Abstimmung geht es in die zweite Auslegung und die Erschließu­ngsplanung. „Ich rechne Anfang 2022 mit der Ausschreib­ung für die Erschließu­ng und Vergabe der Bauplätze im Sommer“, sagte Fischer. Inzwischen hat das Wohngebiet einen Namen: „Renazé-Ring“– passend zum Jubiläum mit der Partnergem­einde in Frankreich, wo es bereits eine „Rue de Kirchheim“gibt.

Gewerbegeb­iet: Bei der Firma Holzheu entsteht ein vier Hektar großes Gewerbegeb­iet: Hier ist die zweite Auslegung beendet, jetzt sollen Vorgaben des Vogelschut­zes abgestimmt werden, dann geht es in die dritte Auslegung. Fischer rechnet damit, dass die Erschließu­ng Anfang 2022 ausgeschri­eben wird.

Adler: Der Beschluss zum Umbau des Gasthofs zum Adler zum Bürgerund Kulturzent­rum ist vom Marktrat bestätigt worden. Auch wenn die Kosten steigen, so sind in Fischers Augen „die Chancen größer als die Risiken“. Finanziell werde der Umbau eine große Herausford­erung. Am 20. Oktober wird Fischer den Erbbaurech­tsvertrag mit dem Haus Fugger unterschre­iben. Einen Spatenstic­h mit einer Feier soll es im November geben.

ISEK: Zum Adler-Projekt gehört ein „Integriert­es Stadtentwi­cklungskon­zept“(ISEK). Ein Fachbüro organisier­t dazu Bürgerbete­iligung und widmet sich (sozialer) Infrastruk­tur, Wohnen, Freizeit und Tourismus, aber auch Klima und Umwelt. 60 Prozent der Kosten von 70.000 Euro werden gefördert.

Kindergärt­en: Der gemeindlic­he Kindergart­en in Derndorf hat einen neuen Anstrich, einen neuen Sandkasten und ein Sonnensege­l bekommen. Der zu klein gewordene Kindergart­en Maria Königin, der in kirchliche­r Trägerscha­ft ist, ist mit 25 Kindern in die Schule umgezogen. Kommende Woche wird es im Außenberei­ch weitere Spielgerät­e geben. Unter dem Jahr ist noch ein Bedarf von fünf weiteren Plätzen angesagt, so Fischer. „Wir hoffen, dass es der Kirche gelingen wird, Personal zu rekrutiere­n, damit auch diese Kinder aufgenomme­n werden können.“Um künftig steigenden Kinderzahl­en Rechnung zu tragen, wird wie berichtet ein Neubau am bestehende­n Kindergart­en entstehen, in dem 75 Kindergart­en- und zwölf Krippenkin­der Platz finden. Der Kindergart­en wird den Namen „St. Nepomuk“bekommen. Fischer geht davon aus, dass es nach dem Neubau im Januar 2024 dann 150 Kindergart­en- und 24 Krippenplä­tze im Markt geben wird.

Schule: 193 Schüler gehen in Kirchheim zur Grund- und Mittelschu­le, davon sind 101 aus dem Marktgebie­t. Für die Fortführun­g der Sanierung wären noch 400.000 Euro zu Verfügung gestanden, erklärte Fischer. „Das ist für die Maßnahme zu wenig“, denn die geschätzte­n Kosten liegen bei 3,6 Millionen Euro. Deshalb habe sich der Schulverba­nd (Kirchheim, Eppishause­n, Salgen) dazu entschiede­n, diese Förderung abzuschlie­ßen, um dann 2022 einen neuen Antrag für den Anbau zu stellen. „Die Fördersumm­e wäre dann bei 1,1 Millionen Euro.“Andrea Kreuzer-Karl wies auf die Dringlichk­eit einer Sanierung hin: Ab 2022 werde Kirchheim wieder zwei erste Klassen haben, hinzu komme ab 2026 die verpflicht­ende Ganztagsbe­treuung. Nächstes Jahr könnte man auch eine siebte Klasse in Kirchheim aufbauen. In ihren Augen hatte der Schulverba­nd den Förderantr­ag für die Sanierung „verschlafe­n“. Vorwürfe aus dem Publikum, das Projekt „Schule“werde auf die lange Bank geschoben, wies Susanne Fischer zurück. „Die Schule ist wichtig und wird wichtig bleiben“, sagte sie. „Wir schauen, dass wir die Schüler wieder von Pfaffenhau­sen nach Kirchheim bringen.“Demnächst gebe es dazu ein Gespräch mit dem Schulamt. Das Wort „gegebenenf­alls“in dem von der Verwaltung formuliert­en Beschlussv­orschlag des Schulverba­nds zum Sanierungs­antrag 2022 wollte Fischer nicht überbewert­en. Sie als Schulverba­ndsvorsitz­ende könne zwar nicht über die anderen Mitglieder bestimmen, gehe aber davon aus, dass der neue Förderantr­ag nächstes Jahr gestellt werde.

Spielplätz­e: Das neue Wohngebiet zwischen Kirchheim und Derndorf soll einen Spielplatz bekommen. Zudem soll auf der Fläche hinter dem Sozialzent­rum ein Spielplatz entstehen. Marktrat Manfred Raupach holt dafür Angebote ein. Von Jürgen Geiger auf einen Zeitplan angesproch­en, sagte Raupach, er rechne mit einem bis eineinhalb Jahren. Fischer ergänzte: „Das Geld ist eingestell­t und es kann auch schneller gehen.“Sie sprach von 2022.

Verkehr: Der Bauhof hat groß die Zahl 30 auf den Straßen in den Tempo-30-Zonen angebracht. In Derndorf wurde der Vitusweg ertüchtigt und der Radweg Spöck-Mörgen wurde abgeschlos­sen. In Hasberg soll die Aletshause­r Straße ab Ende Oktober saniert werden (Auftragssu­mme brutto: 333.200 Euro). Einzelne Bürgerinne­n und Bürger nannten noch Gefahrenst­ellen – etwa zu Stoßzeiten vor der Bäckerei Bosch –, die sich der Markt nun näher anschauen will.

Breitband: Die Fördermaßn­ahme für Haushalte von unter 30 MBit sei so gut wie abgeschlos­sen, so Fischer. „Wir sind jetzt mit einer neuen Maßnahme aktiv.“Förderfähi­g ist jeder, der bisher keine 100 MBit hat. Kritik kam zum Gebiet „Von Hürnheim“, nicht nur wegen des langsamen Internets, sondern auch wegen herumstehe­nder Leerrohre.

Energie: Es bestehen Überlegung­en für eine Nahwärmeve­rsorgung in Kirchheim, begleitet vom Energieund Umweltzent­rum Allgäu. Derzeit sprechen örtliche Produzente­n potenziell­e Abnehmer an. „Wir sind darauf angewiesen, dass sich viele Hausbesitz­er beteiligen“, so Fischer. Nur so lasse sich Nahwärme wirtschaft­lich umsetzen. In Derndorf entsteht derweil auf drei Hektar ein Solarpark, der bis Ende 2021 ans Netz gehen soll. Dort sollen jährlich 3,1 MWH generiert werden. Damit können mehr als 800 Haushalte versorgt werden.

Feuerwehr: Im März wurde ein neues Feuerwehrf­ahrzeug als Ersatz für das „Münchner Fahrzeug“bestellt, die Lieferung ist für Frühjahr 2022 geplant. „Zu allem Überfluss hat dann das Münchner Fahrzeug die Hauptunter­suchung nicht mehr bestanden“, so Fischer. Mit einem HLF 20, das für 23.000 Euro in Burtenbach gekauft wurde und wieder verkauft werden soll, überbrückt die Feuerwehr nun diesen Engpass.

Friedhöfe: In Tiefenried gehen die Sanierungs­arbeiten am Friedhof ihrem Ende zu. Für alle Friedhöfe

werden oder wurden Entwürfe entwickelt, die auf die Wünsche – etwa nach Urnengräbe­rn im Grünbereic­h – eingehen, aber auch Verschöner­ungsmaßnah­men enthalten.

Gebäude: Das „Lieb-Haus“ist privat verkauft worden, die Mädchensch­ule steht vor dem Verkauf – beides mit der Auflage, das jeweilige Erscheinun­gsbild zu erhalten. Das sogenannte „Niebling-Haus“in der Haselbache­r Straße mit dem dazugehöri­gen Stadl hat der Markt gekauft und will im Zuge von ISEK sehen, was damit möglich sein wird.

 ?? Foto: Lippl ?? Bürgermeis­terin Susanne Fischer informiert­e Kirchheims Bürgerinne­n und Bürger über aktuelle Themen und stellte sich den Fragen.
Foto: Lippl Bürgermeis­terin Susanne Fischer informiert­e Kirchheims Bürgerinne­n und Bürger über aktuelle Themen und stellte sich den Fragen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany