Vom Vergnügen, ein Depp zu sein
Toni Lauerer lässt kein lustiges Fettnäpfchen aus
Rammingen „Das sind doch lauter Deppen!“so das Fazit von Toni Lauerer, der humoristische SpitzenKabarettist aus der Oberpfalz, über diverse Erlebnisse in seinem Leben. Damit hatte er auch schon den Tenor auf den Abend im Gasthof Stern in Rammingen gelegt. Schon beim Eintreten in den Saal – in den vergangenen Jahren war er mehrmals durch Veranstalter Tscharlie Hemmer im Braustadel aufgetreten – blickte er sich um und meinte: „Schöner Saal!“.
Hatte er dabei die hübsche Wirtin Martina Hammerl bei der Begrüßung übersehen? Gewiss nicht, denn er selbst ist ja schließlich kein Depp! Auch wenn seine Frau nach so manchem Abenteuer das oft ganz anders sieht. Kommt er nach Hause und erzählt von seinem Abenteuer, fällt nicht selten die Aussage: „Toni, du bist ein Depp!“Er selbst sagt: „Depp zu sein, das zieht sich durch mein ganzes Leben. Schon in den 70er Jahren war ich ein Depp und das in meiner Sturm- und DrangZeit.“
Es gab kein Handy, kein Tattoo. Wir hatten keine Comedy. „Wir hatten Gaudi. Unsere Comedy war Michel Lang und das Königlich Bayerische Amtsgericht. Wir hatten kein Kabelfernsehen, im hohen Norden jedoch die Heidi Kabel.“Und die Frauen? Die waren schon immer ein Problem. Wie sah ein Busen aus? Gesehen habe er ihn bis zu einem Alter von 14 Monaten und dann erst wieder ab 30.
Zielgruppen gab es noch nicht so wie heute. Die gibt es ab einem Alter von 46 Jahren sowieso nicht mehr. Das Fernsehen ist heute nur etwas für Blöde wie das Dschungelcamp oder die Models von Heidi Klum: „Ich verstehe die Sendung nicht.“Da würden nur Hüllen herumlaufen, so Toni Lauerer. Ist ein Bachelor ein Bäcker? Wie ist das mit der Suche nach einer Schwiegertochter? Der Sohn hat nur sechs Zähne im Mund und die eventuell infrage kommende Schwiegertochter ist eine „sprechende Schwarte“. Doch der Sohn sagt sofort: „Die oder keine“.
Er holt aus der Speisekammer einen Beutel mit Rosenblättern und Teelichtern für ein Bad der Auserwählten. „Haben Sie“, fragt er das Publikum, „in ihrer Speisekammer Rosenblätter?“Toni Lauerer schmückt das Geschehen immer weiter aus. Die Vergleiche mit den 70er und 80er Jahren sind einfach köstlich, zeigt das aber auch den unausweichlichen Fortschritt in Sachen Kommunikation und das Miteinander, damals und heute.
Dabei legt er das Augenmaß auch auf die Freitagsbewegungen für den Klimawandel. Außerdem gibt es da noch die NHL-Methode für Schülerinnen und Schüler. Das Kürzel stehe für Nachhilfelehrer, der immer mehr benötigt werde. Toni Lauerer stöhnt: „Die ganze Welt ist voller Deppen. Deppen wohin man schaut. Das steckt an.“Erst recht, wenn alle Menschen PIN-Nummern benutzen müssten. Wer hat die alle im Kopf? Da kann es dann auch schon mal zu einer Verwechslung kommen zwischen Telefon und Fernbedienung des Fernsehers. Einfach herrlich der Anruf aus einem Callcenter.
Der Anrufer möchte eine Flatrate verkaufen. An Toni? Weit gefehlt, der stellt stundenlange Überlegungen an bis der Verkäufer genervt aufgibt und auflegt. Ach, hätte er doch noch das Aussehen von damals und das Auto von heute – keine Frau würde ihm widerstehen können. Doch auch der Versuch mit einem Tourenrad bringt keinen Erfolg. Seine Frau habe nur den Kopf geschüttelt und gesagt: „Toni, du bist und bleibst ein Depp!“
Um sich wirklich ausruhen zu können macht er eine Kur. Das Essen ist mehr als unbefriedigend. Wenn dann der Therapeut auch noch verlangt, dem Chi in seinem Kopf frische Luft einzuatmen, und das mit weit geöffneten Nasenlöchern, kommen die Gäste aus dem Lachen nicht mehr heraus. Ein Kabarettabend, der so schnell, so fließend vorüber ging, hatte seine Schmankerl für alle bereit. Belohnt wurde Toni Lauerer mehr als verdient mit Lachen und kräftigem Applaus.
Schon in der Sturm und DrangZeit ein Depp
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