Eishalle: Boden wird „größtes Puzzle der Stadt“
Freizeit
Bad Wörishofens Eishalle steht fünf Monate im Jahr leer und macht jährlich rund eine Viertelmillion Euro Verlust. Künftig gibt es eine Sommernutzung mit neuem Boden – und Nutzungsgebühren für die Vereine
Bad Wörishofen Die Eishalle von Bad Wörishofen bekommt das „größte Puzzle der Stadt“, wie Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) scherzte. Gemeint ist ein neuer Hallenboden, der aus 33 mal 33 Zentimeter großen Stücken zusammengesteckt wird. Mit diesem Belag soll die Eishalle künftig auch in den Sommermonaten nutzbar sein. Vereine, darunter einige auswärtige, stehen offenbar schon als potenzielle Mieter Schlange.
Rund fünf Monate im Jahr steht die Eishalle derzeit leer. Das berichtete der stellvertretende Kämmerer Patrick Marxer dem Stadtrat am Montagabend. Pro Jahr muss die Stadt einen Verlust von 230.000 bis 250.000 Euro für die Eishalle verkraften. Was der neue Vorsitzende des EV Bad Wörishofen vorschlug, stieß deshalb auf Gegenliebe. Patrick Wild hatte einen Hallenboden für die Anlage ins Gespräch gebracht und auch schon alle Hürden aus dem Weg geräumt. Die Halle sei bereits mit einem Laser vermessen worden, die Einlagerung des Bodens im Winter gesichert, berichtete Wild.
Dass man mit einem Boden für die Sommermonate das finanzielle Ergebnis der Halle leicht verbessern könnte, rechnete Marxer vor. Nur im schlechtesten aller Fälle stünde ein zusätzliches Defizit von rund 3000 Euro. Würde man aber etwa im September auf Eis verzichten oder während des künftigen Sommerbetriebs etwa die Duschen nicht in Betrieb nehmen, stünde am Ende immer ein Plus. Der Vorschlag, erst später Eis zu machen, komme vom Verein, machte Peter Wild deutlich. Das frühe Eis verursache angesichts der immer milderen Witterung mittlerweile Stromkosten von etwa 4000 Euro im September, berichtete der Vereinsvorsitzende.
„Aus ökologischer Sicht wäre es super, wenn wir später Eis hätten“, sagte Zweiter Bürgermeister Daniel
(Grüne). Er würde gerne auch Veranstaltungen in der Halle sehen. „Wäre das möglich?“, fragte er mit Blick auf den neuen Belag. „Der Boden hält einen Panzer aus“, machte Peter Wild deutlich. Erfahrungen gebe es bereits. Die Stadt Kaufbeuren hat einen mobilen Belag für das Stadion des DEL2-Clubs ESV Kaufbeuren angeschafft. Auch bei der Hockey-Weltmeisterschaft sei der Belag bereits zum Einsatz gekommen, sagte Christian Strohmenger von der Stadt Bad Wörishofen unserer Redaktion. Der KunststoffBoden (Polypropylen) werde in Tschechien produziert und normalerweise in Teilen von 33 mal 33 Zentimetern Größe ausgeliefert. Da kommt Einiges zusammen. Strohmenger rechnet mit 2000 bis 3000 Teilen. Diese werden zunächst vom Hersteller eingepasst und durchnummeriert. Danach kümmern sich Vereinsmitglieder um Aufbau. In
vier Stunden soll der Hallenboden verlegt und binnen zwei Stunden wieder entfernt werden können. Sechs Tonnen wird der neue Belag laut Strohmenger auf die Waage bringen. Kostenpunkt: rund 44.000 Euro netto. Weil eine Spende in Höhe von 15.000 Euro im Raum steht, müsste die Stadt noch 29.000 Euro bezahlen. Der Stadtrat genehmigte die Ausgabe einstimmig. Der Boden soll 2022 eingebaut werden. „Das macht energetisch Sinn und wäre dann vermutlich das größte Puzzle der Stadt“, sagte Bürgermeister Welzel.
Auch Paola Rauscher (Grüne) zeigte sich erfreut. „Das ist schön; es ist ein neuer öffentlicher Raum für die Jugend, jetzt, wo wir gerade kein Jugendzentrum haben.“Dass Bad Wörishofen mit diesem Angebot weithin ein Alleinstellungsmerkmal habe, signalisierte Peter Wild im Rat. Kaufbeuren sei keine KonkurPflügl
renz, dort gebe es nur sehr wenige Vermietungen. Buchloe habe auf Kunsteis gesetzt, aber aus Kostengründen bei einem Drittel der Fläche aufgehört. Dass sich Buchloes Eishockeyverein schon als Mieter für den neuen Belag in Bad Wörishofen angetragen hätte, berichtete Christian Strohmenger. Alleine mit den Buchloern wäre die Kalkulation zu erfüllen, betonte Strohmenger. Weitere Anfragen lägen schon vor, etwa aus den Bereichen Streethockey, Stockschießen oder JugendBreitensport.
Unklar ist derzeit noch, wie hoch die Nutzungsgebühren für die Eishalle künftig sein werden, im Sommer wie im Winter. Von den Bad Wörishofer Vereinen kam heftiger Gegenwind, als die Pläne bekannt wurden. Immer noch gebe es eine lebhafte Debatte, berichtete Strohmenger unserer Redaktion. Im Stadtrat war am Montag die Rede
von Nutzungsgebühren zwischen 60 und 120 Euro pro Stunde für auswärtige Vereine. Entschieden sei aber noch nichts, betonte Strohmenger. Das seien alles nur Rechenbeispiele gewesen. Auch müsse noch geklärt werden, wie man mit den einheimischen Vereinen verfährt. Möglich wäre hier auch, dass Mietgebühren durch Eigenleistungen abgegolten würden, schilderte Patrick Marxer. Auch hier gelte: nichts entschieden. Peter Wild glaubt an einen Erfolg des Sommerbetriebs. „Das könnte sogar ein Selbstläufer werden“, findet er. Denkbar wäre etwa ein „Blades Day“in Bad Wörishofen. Auf Inline Skates ginge es von der Halle durch die Stadt. „Mir ging es bei der Idee vor allem um die Kinder“, sagt Wild. „Unsere großen Gegner heißen Playstation und Xbox“, schilderte der Mediziner das Problem mangelnder Bewegung.