Zeit für Nettigkeiten
Eishockey Drei Spiele, drei Siege. Der neue ESVK-Coach Tray Tuomie legt einen echten Traumstart hin – und äußert sich geradezu überschwänglich über seinen neuen Verein
Kaufbeuren Für Streicheleinheiten und liebevolle Worte ist im Eishockey, so zumindest das klassische Klischee, selten bis nie Platz. Stattdessen sind es harte Checks und noch härtere Schüsse, die zu Begeisterung auf den Rängen führen. Entsprechend hat der neue ESV Kaufbeuren-Trainer Tray Tuomie ungewohnte Töne angeschlagen, als er unmittelbar nach seinem ersten DEL 2-Heimsieg, einem 7:2 gegen die Lausitzer Füchse am Sonntag, eine schiere Lobpreisung der Organisation in Kaufbeuren loswerden wollte.
Er müsse sich nämlich, sagte der 53-jährige Eishockey-Lehrer, erst einmal bedanken. „Ich bin sehr nett empfangen worden“, sagte Tuomie und erwähnte neben seinem CoTrainer Sebastian Osterloh auch die Mannschaftsärzte, -physios, „das Büropersonal“, Busfahrer und Betreuer. Zeit war für die Nettigkeiten vermutlich auch deshalb, weil sich die Buron Joker in den bis dato drei von Tuomie gecoachten Spielen für ihren Kampfgeist und Willen belohnten – anders als direkt zum Saisonauftakt.
Auch deshalb kann sich Tuomie damit rühmen, aus seinen drei Spielen bis dato neun Punkte mitgenommen zu haben. Dabei gab es immer wieder Unwägsamkeiten, die es zu überstehen galt. Am Freitag im Auswärtsspiel in Bayreuth etwa das frühe Ausscheiden von Stürmer Branden Gracel, der zuerst den gegnerischen Stock ins Kreuz bekam und sich in der Situation zu einem Stockstich hinreißen ließ, weshalb er direkt zum Duschen geschickt wurde. Kaufbeuren gewann letztlich knapp mit 2:1.
Oder am Sonntag das verletzungsbedingte Aus von Goalie Stefan Vajs, nachdem er mit einem gegnerischen Stürmer zusammen rasselte. Sein Back-Up Maxmilian Meier begeisterte mit starken Safes. Es scheint, als würde die taktische Balance innerhalb der fünf auf dem Feld stehenden Spieler derzeit sehr gut zu stimmen. Zeit, allzu viel zu verändern war bei drei Spielen in sechs Tagen freilich nicht.
Bei einigen Kleinigkeiten aber ist die Handschrift des ehemaligen Augsburg-Trainers zu sehen. „Wir wollen unsere neutrale Zone besser zumachen“, erklärt Tuomie. Zudem hat Tuomie neue Formationen im Powerplay eingeführt – er setzt dort mit in aller Regel allen vier Kontingentspielern gleichzeitig und Defensiv-Routinier Sören Sturm alles auf eine Karte. „Wir hoffen, dass wir mehr Erfolg dadurch haben.“Stabiler steht in jedem Fall die Defensive. Kassierte Kaufbeuren in den ersten vier Spielen 19 Gegentore, waren es in den drei zurückliegenden nur noch sechs Stück. Und weil es derzeit kaum mehr Euphorie geben kann, legte Tuomie gleich noch eins drauf, in dem er die Atmosphäre in Kaufbeuren generell und grundsätzlich lobte. „Das ist einfach Eishockey pur hier“, schilderte der 53-Jährige seine Eindrücke vom ersten Heimspiel auf als Joker-Trainer. „Sobald man in die Halle reinkommt, spürt man, wie begeistert die Leute sind. Man kann es sogar riechen.“