Mindelheimer Zeitung

Opposition gewinnt „Klimawahl“

Australien Für seine umstritten­e Umweltpoli­tik bekam Premier Scott Morrison die Quittung. Jetzt kommt ein Sozialdemo­krat.

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Canberra Australien hat nach Jahren klimafeind­licher Politik die konservati­ve Regierung von Premier Scott Morrison abgewählt und die Sozialdemo­kraten zurück an die Macht geholt. Medien in Down Under sprachen am Sonntag von einem „Blutbad“für Morrisons Koalition.

Alle Augen richten sich nun auf Morrisons designiert­en Nachfolger Anthony Albanese. Der 59-jährige Laborchef, der den Kampf gegen den Klimawande­l zu einem zentralen Thema seiner Wahlkampag­ne gemacht hatte, soll schon am Montag vereidigt werden. Allerdings steht auch der neue Premiermin­ister, im Volksmund kurz „Albo“genannt, nicht als überragend­er Sieger des Votums da: Beide großen Lager wurden von den rund 17 Millionen Wählern abgestraft. Stattdesse­n bekamen erstmals unabhängig­e Kandidaten – und speziell Kandidatin­nen – sowie die australisc­hen Grünen enormen Zulauf.

Offen ist noch, ob Albaneses Sozialdemo­kraten eine eigene Mehrheit im Unterhaus haben oder auf die Stimmen anderer Parteien angewiesen sein werden. Während auf den neuen Premier große innen- und außenpolit­ische Herausford­erungen warten, kehrten die „Aussies“am Tag nach der Abstimmung zum Alltag zurück. Wahlen sind auf dem fünften Kontinent eine eher leise Veranstalt­ung – und gäbe es keine Wahlpflich­t, so wäre der Zulauf angesichts der verbreitet­en Politikver­drossenhei­t vermutlich gering.

An der Ostküste stehen viele Menschen derzeit vor den Trümmern ihrer Existenz, nachdem es zuletzt in den Bundesstaa­ten Queensland und New South Wales zu Überschwem­mungen beispiello­sen Ausmaßes gekommen war. Auch am Wahltag gab es wieder Flutwarnun­gen für einige Regionen. Wenn es nicht regnet, machen Australien Dürren und Buschbränd­e zu schaffen.

Das Naturwunde­r Great Barrier Reef leidet unter der vierten Korallenbl­eiche seit 2016 und eine Studie zog jüngst das alarmieren­de Fazit, dass sich die Baumsterbl­ichkeit in australisc­hen Regenwälde­rn seit den 1980er Jahren verdoppelt habe. Dass angesichts dieser desaströse­n Lage einige von Morrisons Parteifreu­nden den Klimawande­l weiter leugnen, löst bei vielen Australier­n wütendes Kopfschütt­eln aus.

Ihre Hoffnungen setzen sie nun auf Albanese und seine Wahlverspr­echen. Zur Erinnerung: Australien hat derzeit mit die höchsten CO2-Emissionen pro Kopf und ist einer der größten Kohleexpor­teure der Welt.

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A. Albanese

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