Keine Angst mehr vor der Zeitenwende
Es wird langsam alles etwas unübersichtlich. Nun hat sogar noch der ADAC Abschied genommen von seinem klaren Auftrag. Der Automobilclub will jetzt auch Radlern helfen, die liegengeblieben sind. So hat es die Hauptversammlung des Vereins am Wochenende beschlossen. Nicht ausgeschlossen, dass die „Gelben Engel“irgendwann auch noch Kröten über die Straße helfen. Es ist alles im Fluss und man weiß langsam nicht mehr, wer wofür eigentlich steht.
Der Fleischwarenproduzent Rügenwalder ist noch so ein Beispiel. Gerade erst hat das Unternehmen bekannt gegeben, inzwischen mehr Geld mit vegetarischen Produkten zu verdienen als mit Teewurst, Pastete und grobem Mett. Die Liste lässt sich lange fortsetzen. Vergangene Woche hat eine Bundesregierung, der die FDP angehört, beschlossen, alle Sanktionen gegen Hartz-IV-Bezieher aufzuheben, die bei der Jobsuche nicht mitwirken wollen.
Die Deutsche Bahn setzt über die kommenden Feiertage 50 Sonderzüge ein, weil sie fürchtet, dem Ansturm der Menschen, die plötzlich alle mit dem Zug reisen wollen, nicht gewachsen zu sein. Gleichzeitig verschenkt der Staat Milliarden Euro Steuergeld, damit die Leute ihre Verbrennermotoren wieder mit billigem Sprit befeuern können. Die deutsche Wirtschaft wiederum wünscht sich kaum etwas sehnlicher herbei, als dass endlich wieder mehr Produkte „made in China“hier verfügbar werden.
Feste Gewissheiten, die man lange Zeit mit sich herumtrug, lösen sich jetzt in Luft auf. Werden jetzt am kommenden Vatertag Männergruppen mit Warnwesten und Müllsäcken durch Parks und Grünanlagen kriechen, um achtlos weggeworfene Flaschen und Grillabfälle einzusammeln? Gibt es auf dem Oktoberfest dieses Jahr eigene Kifferzelte? Wer will in diesen Zeiten noch etwas ausschließen. Doch wenn scheinbar alles passieren kann, wird mit einem Mal auch Undenkbares vorstellbar. Ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen, nur mal so als Beispiel.