Tornados verwüsten drei Städte
Verletzte auch in Bayern
Der Sturm dauerte nur eineinhalb Minuten
Paderborn Heiner Wortmann steht zwischen Ästen und Dachziegeln auf der Straße. Er blickt hoch zu den Handwerkern, die gegenüber bereits emsig ein abgedecktes Dach ausbessern. „Ich bin entsetzt, so etwas habe ich noch nie erlebt. Das Haus ist gerade erst aufwendig saniert worden, nun ist alles wieder kaputt“, sagt der 82-Jährige. Es ist Tag eins nach dem Tornado, der Paderborn am Freitag traf. 43 Menschen wurden dabei laut Stadt verletzt, darunter 13 schwer. Überall entwurzelte Bäume, abgedeckte Dächer, umgeknickte Zäune, zertrümmertes Glas.
Die gefährlichen Stürme haben am Freitag im Osten NordrheinWestfalens massive Zerstörungen angerichtet. Weit mehr als 100 Gebäude weisen nach einer ersten Bilanz der Stadt Paderborn Sturmschäden auf. Auch in Lippstadt im Kreis Soest und in der Stadt Höxter traten Tornados auf, bestätigte der Deutsche Wetterdienst. Hier lagen der Polizei neben Schadensberichten keine Verletztenmeldungen vor. Landesweit waren über 7500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen im Einsatz.
In Bayern blieb es weitgehend ruhig. Beim Einsturz einer Holzhütte in Mittelfranken aber wurden 14 Menschen verletzt. Eine 37 Jahre alte Frau sei mit schwersten Verletzungen in eine Klinik geflogen worden, sagte eine Polizeisprecherin. Auch ein Kind sei per Hubschrauber in ein Krankenhaus gekommen. Das Unglück ereignete sich am Freitagabend in Spalt nahe dem Brombachsee. Der Sprecherin zufolge hatten angesichts des Unwetters zahlreiche Urlauber in der rund 105 Quadratmeter großen Hütte Schutz gesucht. Aus ungeklärter Ursache sei diese dann zur Seite gekippt und zusammengefallen.
In Nordrhein-Westfalen will die Landesregierung nach Sturmtief Emmelinde Hilfen für Betroffene prüfen. „Hier wird sehr vieles versichert sein. Und da, wo Bedarf ist, werden wir genau prüfen, wie wir helfen können. Wir haben ja auch Schäden an der öffentlichen Infrastruktur gesehen“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Samstag in Paderborn. Wüst sprach von einer Schneise der Verwüstung und einem kleinen Wunder, „dass Stand jetzt niemand zu Tode gekommen ist“.
Das Haus des Rentners Heiner Wortmann hat es vergleichsweise glimpflich getroffen, nur das Dach ist teilweise abgedeckt. „Wenn ich etwas jünger wäre, würde ich selbst aufs Dach klettern und den Schaden reparieren.“Wolfgang Hölscher beobachtete den Sturm in Paderborn aus seinem Tabakgeschäft. „Geregnet hat es kaum“, sagt der 64-Jährige. „Aber der Tornado war deutlich zu erkennen. Er sah so ähnlich aus wie ein Eishörnchen.“Hölscher weiß auch genau, wie lange es dauerte: „Um 17.14 Uhr ging es los. Nach einer Minute und 27 Sekunden war alles vorbei.“