Mindelheimer Zeitung

Hinter dem Blendwerk ist es düster

- VON TILMANN MEHL time@augsburger‰allgemeine.de

Bei allem Lob für die gute strukturel­le Arbeit sollte natürlich nie vergessen werden, dass es sich bei RB Leipzig um ein reines Marketingp­rodukt handelt. Red Bull ist nicht Sponsor des „Vereins“. Red Bull nutzt den „Verein“ausschließ­lich als Vehikel, um sein Produkt zu verkaufen. Das Vereinswap­pen beinhaltet nicht etwa die Flagge Sachsens oder Leipzigs, sondern das Logo des Brausehers­tellers. Als würde das Logo des FC Bayern in Magenta leuchten und der Telekom-Schriftzug darauf prangen. Dass es die Leipziger schafften, die Regularien der Deutschen Fußball Liga mit nicht einmal zwei Dutzend stimmberec­htigten Mitglieder­n zu erfüllen, ist lächerlich. In ihrem Sinne haben die Leipziger aber selbstvers­tändlich vieles richtig gemacht. Am Samstag gewannen sie ihren ersten Titel, und auch wenn der Großteil der deutschen Fans lieber einen anderen Sieger gesehen hätte, bleibt die große Empörung aus. Der Gewöhnungs­effekt schreitet immer weiter voran. So wie man sich auch an einen Pickel unter der Achsel gewöhnt.

Im internatio­nalen Vergleich ist Paris St. Germain den Leipzigern am ähnlichste­n. Auch dort muss das Geld nicht zwingend selbst erwirtscha­ftet werden. Kylian Mbappé soll für seine Vertragsve­rlängerung ein Handgeld von 300 Millionen Euro erhalten. Abgesegnet

von Klubpräsid­ent Nasser Al-Khelaifi, der sich vor einem Jahr noch feiern ließ, weil er gegen die Gründung der europäisch­en Super League vorging. Reine Geldmacher­ei. Widerspric­ht der Idee eines offenen Wettbewerb­s. Wohlfeile Worte, wie sie auch gerne Autokraten finden, die kein Problem damit haben, einzig auf ihren eigenen Vorteil zu achten. Paris und Leipzig haben etliche Ideen des profession­ellen Fußballs ausgehöhlt. Ihre Existenz ist alleine eine Verhöhnung bestehende­r Regularien.

Anzahl internatio­naler Titel von PSG: 0. Gewonnene Pokale von Leipzig: 1. Das sind die wichtigste­n Zahlen hinter dem Blendwerk der beiden Brüder im Geiste. Wäre schön, wenn sich daran nichts ändert.

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Foto: dpa Der Fußball steht bei RB nicht wirklich im Mittelpunk­t.
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