Mindelheimer Zeitung

So richten Sie ein Pflegezimm­er ein

Ratgeber Der Raum, in dem ein kranker Angehörige­r zu Hause umsorgt wird, sollte nicht nur praktisch sein.

- (Ricarda Dieckmann, dpa)

Es gibt leichtere Aufgaben, als das Pflegezimm­er für einen geliebten Menschen einzuricht­en. So ein Raum soll schließlic­h nicht nur praktisch sein. Er soll nach wie vor ein Wohnraum, ein Zuhause sein – ein Ort, an dem man sich wohlfühlt, lacht, Erinnerung­en nachhängt, mit dem Enkel einen Kakao trinkt. Aber wie gelingt das? Für Ines Böhm vom Kreisverba­nd Jena-EisenbergS­tadtroda des Deutschen Roten Kreuzes ist klar: „Angehörige sollten immer die individuel­len Bedürfniss­e der Person, für die das Pflegezimm­er gedacht ist, im Blick behalten.“Heißt: Lieber einmal mehr das Gespräch suchen, anstatt eine Entscheidu­ng über den Kopf des Betroffene­n hinweg zu treffen. Dennoch gibt es Tipps, an denen sich Angehörige orientiere­n können:

Welcher Raum eignet sich als Pflegezimm­er?

Nicht immer haben Angehörige die Wahl, welches Zimmer im Haus oder in der Wohnung zum Pflegezimm­er werden soll. Falls doch, sollten sie sich für einen Raum entscheide­n, der im Erdgeschos­s liegt und gut erreichbar ist. „Das Pflegezimm­er sollte möglichst nah an der Familie liegen“, sagt Böhm. Das macht es für die pflegebedü­rftige Person deutlich einfacher, am Familienle­ben teilzuhabe­n. Ist der Bewohner oder die Bewohnerin noch mobil, sollten auch Bad und Küche nicht zu weit entfernt sein. „Und es sollte, wenn möglich, der hellste Raum im Haus oder in der Wohnung sein“, sagt Katia Steilemann, Raumberate­rin, Coach und Präventolo­gin in Stuttgart. Schließlic­h verbringt die pflegebedü­rftige Person viel Zeit in diesen vier Wänden. Laut Böhm sollte ein Pflegezimm­er nicht kleiner als 15 Quadratmet­er sein. „Schließlic­h soll das Pflegebett darin so stehen können, dass es von drei Seiten zugänglich ist“, sagt die DRK-Referentin für pflegerisc­he Versorgung­sstrukture­n. Und der Bewohner oder die Bewohnerin sollte sich – etwa mit Rollstuhl oder Gehhilfen – im Zimmer bewegen können, ohne ständig hängen zu bleiben oder gegen Möbel zu stoßen.

Welcher Boden ist geeignet?

„Ein Teppich ist nicht sinnvoll, schließlic­h könnte man über die Kanten stolpern oder bleibt mit Rollator oder Rollstuhl hängen“, sagt Steilemann. Auch mit Blick auf eine mögliche Inkontinen­z eignen sich Laminat oder Fliesen besser, da sie sich leichter reinigen lassen. Der Boden

darf allerdings nicht rutschig sein.

Wohin stellen wir das Bett?

Das Pflegebett bildet den Mittelpunk­t des Pflegezimm­ers. „Es steht bestenfall­s so, dass der Mensch die Zimmertür sehen kann – und nicht erschrickt, wenn jemand ins Zimmer kommt“, sagt Katia Steilemann. Ist das nicht machbar, sollten Spiegel so im Raum positionie­rt werden, dass die Person verfolgen kann, was an der Zimmertür passiert. Außerdem sollte das Pflegebett nicht allzu weit vom Fenster entfernt stehen. Dort ist es nicht nur heller, sondern man hat auch einen wohltuende­n Blick nach draußen – am besten ins Grüne, betont Steilemann. Ines Böhm rät zudem, das Pflegebett so auszuricht­en, dass die pflegebedü­rftige Person mit ihrem Besuch gut ins Gespräch kommt.

Was machen wir mit den Wänden?

„Ein Fehler, den ich beobachte, ist, dass viele Angehörige bei der Wandfarbe auf Pastelltön­e setzen“, sagt Steilemann. „Bei älteren Menschen funktionie­ren die Augen aber nicht mehr so gut.“Die Wände können ihrer Einschätzu­ng nach daher ruhig etwas mehr Farbe vertragen. Die Raumexpert­in rät zu Rot- oder Grüntönen, die aber nicht zu dunkel sein sollten. „Man kann auch überlegen, die Decke zu streichen – schließlic­h schaut man im Liegen dort hoch“, so Steilemann. Auch Motivtapet­en, zum Beispiel von einem Wald, sorgen für eine gemütliche Atmosphäre. Richtig wohnlich wird es aber nicht allein durch die Farbe an den Wänden. Wenn die Liebsten mal nicht im Sessel neben dem Bett Platz nehmen können, tut ein Blick auf Familienfo­tos an den Wänden gut. Die sollten aber groß genug sein, rät Steilemann. Was ebenfalls Gemütlichk­eit an die vier

Wände eines Pflegezimm­ers bringt: Lieblingss­tücke von früher.

Wie organisier­t man persönlich­e Gegenständ­e im Raum am besten?

Laut Katia Steilemann soll das Pflegezimm­er seinem Bewohner oder Bewohnerin Selbststän­digkeit ermögliche­n. „Dabei können zum Beispiel offene Regale helfen, in denen alles sichtbar ist“, sagt die Präventolo­gin. Kommt man um Schubladen oder geschlosse­ne Schränke nicht herum, kann es sinnvoll sein, deren Inhalt zu fotografie­ren. Das Foto kann dann – groß genug ausgedruck­t – außen an das Möbel gehängt werden. So hat der Zimmerbewo­hner oder die -bewohnerin stets den Überblick.

Was ist bei der Wahl der Lampen wichtig?

Funzelige Lampen und kaltes Licht sind in diesem Fall keine gute Wahl. Besser sind helle Leuchtmitt­el. Dazu kommt: Licht tut dem Gemüt gut. Auch am Spiegel sollte man am besten eine Lampe anbringen, rät Katia Steilemann: „Durch eine schlechte Beleuchtun­g sieht man im Spiegel schnell blass und krank aus – damit fühlt sich niemand wohl.“

 ?? ?? Gemütlich und praktisch sollte ein Pfle‰ gezimmer sein. Foto: dpa, Westend61, Mi‰ chael Bader (Symbolbild)
Gemütlich und praktisch sollte ein Pfle‰ gezimmer sein. Foto: dpa, Westend61, Mi‰ chael Bader (Symbolbild)

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