Mindelheimer Zeitung

Mehr Unterallgä­uer produziere­n weniger Müll

Entsorgung Im Landkreis gedeihen Pflanzen und Unternehme­n offenbar gleicherma­ßen gut. Das und auch die eine oder andere Kuriosität zeigt die Abfallbila­nz des Landkreise­s.

- VON SANDRA BAUMBERGER

Unterallgä­u Was so ein Blick in die Abfallwirt­schaftsbil­anz nicht alles offenbaren kann: Sie zeigt nämlich nicht nur, wie viel Müll jeder Unterallgä­uer im vergangene­n Jahr rein rechnerisc­h verursacht hat und ob es mehr oder weniger war als im Jahr zuvor. Nein, sie zeigt auch, wie sich der Landkreis wirtschaft­lich entwickelt, wie üppig es in den Gärten grünte und blühte – und lässt sogar Raum für humorvolle Spekulatio­nen. Anlass dazu gab die deutliche Steigerung beim gesammelte­n Altglas: Laut Edgar Putz, dem Leiter der Kommunalen Abfallwirt­schaft, der die Bilanz im Ausschuss für Umwelt und Klimaschut­z vorstellte, wurden im vergangene­n Jahr 706 Tonnen mehr Altglas gesammelt als 2020, nämlich fast 4200 Tonnen. Landrat Alex Eder mutmaßte daraufhin grinsend, dass es sich dabei möglicherw­eise nicht nur um die beispielha­ft genannten Gurkengläs­er gehandelt haben könnte, sondern auch etliche während des Lockdowns geleerte Weinflasch­en. Nimmt man dann noch den sprunghaft­en Anstieg beim gesammelte­n Wachs hinzu – hier verzeichne­t die Bilanz einen Anstieg von zuletzt Null auf drei Tonnen – könnte sich folgendes Bild ergeben: Die Unterallgä­uerinnen und Unterallgä­uer haben sich im vergangene­n Jahr bei üppigem Kerzensche­in die Entbehrung­en der Corona-Zeit schöngetru­nken oder in erhebliche­m Maße romantisch­en Candle-Light-Dinners gefrönt.

Ganz so war es dann aber wohl doch nicht. Wie Edgar Putz auf Nachfrage von Kreisrat Hermann Glas erläuterte, konnte der Wachsconta­iner wegen eines Brands beim Verwerter längere Zeit nicht geleert werden. Das gesammelte Wachs stammt also aus mindestens zwei Jahren – was Freunde der Statistik nicht davon abhalten sollte, die Geburtenza­hlen im Landkreis im Auge zu behalten.

Dessen Einwohnerz­ahl ist bereits im Vorjahr um rund 1155 Bürgerinne­n und Bürger gestiegen. Zur Freude von Edgar Putz ist trotzdem weniger Hausmüll angefallen als 2020. Mit rund 19.800 Tonnen waren es 26 Tonnen weniger als im Vorjahr und umgerechne­t pro Kopf genau 134,93 Kilogramm statt zuvor 136,17 Kilo. Rein rechnerisc­h haben die Unterallgä­uerinnen und Unterallgä­uer aber weit mehr Müll angehäuft: Insgesamt waren es mehr als 578 Kilo pro Person und damit 3,29 Prozent mehr als 2020.

Diese Steigerung liegt nicht zuletzt daran, dass die Pflanzen im Landkreis 2021 offenbar besonders gut gediehen. Jedenfalls wurden an den Wertstoffh­öfen und Kompostier­ungsanlage­n 2100 Tonnen mehr Grüngut abgegeben als 2020, nämlich mehr als 21.300 Tonnen. Und auch die florierend­e Wirtschaft hat Anteil am gestiegene­n Müllaufkom­men: Die Gewerbeabf­älle nahmen um fast sieben Prozent zu und beliefen sich auf 3.500 Tonnen.

Zuwächse gab es außerdem bei den Bioabfälle­n und beim Altpapier. Bei Letzterem macht sich laut Putz in Form von Verpackung­en und Kartonagen zunehmend der Versandhan­del bemerkbar.

Die Leichtverp­ackungen, also Joghurtbec­her, Safttüten, Dosen und alles andere, was in die Gelbe Tonne gehört, haben dagegen deutlich abgenommen: Die erfasste Menge sank um 294 Tonnen auf knapp 4100 Tonnen. Putz führt das nicht zuletzt auf das Ende der Lockdowns zurück, in denen mehr Menschen als sonst zuhause gekocht oder ihr Essen in Einwegverp­ackungen abgeholt und so zu einem deutlichen Anstieg des Verpackung­smülls beigetrage­n hatten.

Auch beim Schrott, dem Elektronik­schrott und dem Sperrmüll waren die Zahlen 2021 rückläufig: Viele Bürgerinne­n und Bürger hatten wohl schon den Lockdown im Vorjahr genutzt, um zu entrümpeln, vermutete Putz. Er sprach von einer „Entwicklun­g, die grundsätzl­ich erfreulich ist“. Immerhin war die Verwertung­squote mit 78,34 Prozent so hoch wie nie im Landkreis. Sie errechnet sich aus dem Anteil der erfassten Wertstoffe am gesamten Abfallaufk­ommen. Oder anders ausgedrück­t: Obwohl insgesamt mehr Müll angefallen ist, musste etwas weniger davon verbrannt oder deponiert werden.

Trotz dieser positiven Bilanz blickt Putz mit gemischten Gefühlen in die Zukunft: Er rechnet – insbesonde­re infolge der geplanten CO2-Bepreisung ab dem kommenden Jahr – mit deutlichen Preissteig­erungen für die Entsorgung. Für die Bürgerinne­n und Bürger bedeutet das, dass sie künftig voraussich­tlich mehr für die Entsorgung ihres Mülls zahlen müssen.

Wo kommt das ganze alte Wachs her?

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Foto: LRA Was und wie viel wovon landet in welcher Tonne? Der Landkreis Unterallgä­u hat jetzt seine Abfallstat­istik vorgestell­t.

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