Mindelheimer Zeitung

Bayerische Bierzelt-Twitterei

Wie Markus Söder die G7-Chefs willkommen heißt und dabei Bundeskanz­ler Scholz mobbt.

- Von Holger Sabinsky-Wolf

Erinnern Sie sich noch an die Schlumpf-Attacke von Markus Söder auf Olaf Scholz? Es war Anfang März vergangene­n Jahres. BundLänder-Beratungen. Scholz war noch Finanzmini­ster, Söder bereits voller Testostero­n, weil er wusste, er will Kanzlerkan­didat der Union werden. Er sei nicht „König von Deutschlan­d“und brauche jetzt „gar nicht so schlumpfig herumgrins­en“, schnauzte Söder Scholz an.

Heute ist Söder nicht Bundeskanz­ler. Scholz schon. Der Respekt vor dem Amt gebietet es selbst für den CSU-Chef, dass er Scholz nicht mehr so, pardon, abkanzlert. Seine Attacken werden jetzt subtiler. Wobei, subtiler? Na ja.

Söder, ganz der gute Gastgeber, hieß am Wochenende zum G7-Gipfel auf Twitter die „wichtigste­n Staatschef­s der Welt“in Bayern willkommen. In einer ästhetisch eher fragwürdig­en Bildercoll­age vor Bergpanora­ma zeigt er die wichtigen Männer: Biden, Macron, Trudeau, Johnson, Draghi, Kishida – alle da. Nur einer fehlt: Scholz.

Hat Söder den Bundeskanz­ler und eigentlich­en Gastgeber des G7-Treffens einfach vergessen? In einem ZDF-Interview hat sich Söder am Sonntagabe­nd zur Staatsmann-Affäre geäußert. Diese sei doch an den Haaren herbeigezo­gen. Denn: Scholz sei ja der Gastgeber, kein ausländisc­her Staatsgast, sondern der Bundeskanz­ler. Und noch gehöre Bayern definitiv zu Deutschlan­d.

Seit der Schlumpfat­tacke verbindet Söder und Scholz keine Freundscha­ft, nicht einmal eine politische. Für Sonntagabe­nd hat Markus Söder die Staats- und Regierungs­chefs zum festlichen Empfang in die Münchner Residenz eingeladen. Alle. Das wird lustig.

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Screenshot: Twitter So heißt Markus Söder die Staatschef­s auf Twitter willkommen.

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