Calippo Cola oder nix
Da die Zeit bis zur Sommerfrische noch etwas hin ist, bleiben auf dem Weg zur Arbeit, zwischen verquälten Neun-Euro-Ticket-Gesichtern der ÖPNV-Pendler, nur die kleinen Fluchten. Und damit zu den EisTrends des Jahres 2022.
Nun ist der Trend eine volatile Kategorie, nicht selten erfunden von dahergelaufenen Halbkennern. Halten wir es lieber amtlich: In Deutschland gibt es schließlich nicht nur den Bundesverband der Weihnachtsbaumerzeuger (die Tage werden wieder kürzer) sondern natürlich auch den Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie e. V. Und der hat bereits im Februar kundgetan, wovon bei 36 Grad aufwärts in der Regionalbahn zwischen Mering und Augsburg-Hauptbahnhof geträumt werden darf. Wenn man am Montagmorgen schon nicht am Wörner-Sattel sitzen und Mittenwald zuprosten kann.
Der Bundesverband der Süßwaren-Industrie kontextualisiert seine Trend-Verlautbarung unter anderem mit diesem Satz: „Der Wunsch vieler Verbraucher, sich vegan zu ernähren, führt in diesem Jahr beim Speiseeis zu einem deutlichen Ausbau des veganen EisPortfolios. Als pflanzliche Quellen werden neben Soja und Mandeln auch Hafer oder Erbsenprotein genutzt.“Danach wird es appetitlicher: erster Trend: Blaubeer-Kokosnuss am Stiel. Warum nicht? Ansprechend auch: cremiges Rhabarbereis mit Sahne durchzogen und erfrischendem Erdbeersorbet. Oder: Die cremige Kokoseiscreme mit erfrischendem Passionsfrucht-Indische Mango-Sorbet, überzogen von weißer Schokolade mit karamellisierten Kokosflocken und Kokoschips mit Kokosblütenzucker. Kann man machen.
Einen Mensch der einfachen Freuden kann das aber auch überfordern. Und weil frühkindliche Prägungen unauslöschlich und Trends überschätzt bleiben, steht nun doch wieder eine Jumbo-Packung Calippo Cola im Eisfach. Kann man sich an die Stirn halten, dann öffnen, dann die Augen schließen. Das Rauschen der Côte de Granit Rose, es ist gar nicht mehr so fern.