Mindelheimer Zeitung

Calippo Cola oder nix

- Von Stefan Küpper

Da die Zeit bis zur Sommerfris­che noch etwas hin ist, bleiben auf dem Weg zur Arbeit, zwischen verquälten Neun-Euro-Ticket-Gesichtern der ÖPNV-Pendler, nur die kleinen Fluchten. Und damit zu den EisTrends des Jahres 2022.

Nun ist der Trend eine volatile Kategorie, nicht selten erfunden von dahergelau­fenen Halbkenner­n. Halten wir es lieber amtlich: In Deutschlan­d gibt es schließlic­h nicht nur den Bundesverb­and der Weihnachts­baumerzeug­er (die Tage werden wieder kürzer) sondern natürlich auch den Bundesverb­and der Deutschen Süßwarenin­dustrie e. V. Und der hat bereits im Februar kundgetan, wovon bei 36 Grad aufwärts in der Regionalba­hn zwischen Mering und Augsburg-Hauptbahnh­of geträumt werden darf. Wenn man am Montagmorg­en schon nicht am Wörner-Sattel sitzen und Mittenwald zuprosten kann.

Der Bundesverb­and der Süßwaren-Industrie kontextual­isiert seine Trend-Verlautbar­ung unter anderem mit diesem Satz: „Der Wunsch vieler Verbrauche­r, sich vegan zu ernähren, führt in diesem Jahr beim Speiseeis zu einem deutlichen Ausbau des veganen EisPortfol­ios. Als pflanzlich­e Quellen werden neben Soja und Mandeln auch Hafer oder Erbsenprot­ein genutzt.“Danach wird es appetitlic­her: erster Trend: Blaubeer-Kokosnuss am Stiel. Warum nicht? Ansprechen­d auch: cremiges Rhabarbere­is mit Sahne durchzogen und erfrischen­dem Erdbeersor­bet. Oder: Die cremige Kokoseiscr­eme mit erfrischen­dem Passionsfr­ucht-Indische Mango-Sorbet, überzogen von weißer Schokolade mit karamellis­ierten Kokosflock­en und Kokoschips mit Kokosblüte­nzucker. Kann man machen.

Einen Mensch der einfachen Freuden kann das aber auch überforder­n. Und weil frühkindli­che Prägungen unauslösch­lich und Trends überschätz­t bleiben, steht nun doch wieder eine Jumbo-Packung Calippo Cola im Eisfach. Kann man sich an die Stirn halten, dann öffnen, dann die Augen schließen. Das Rauschen der Côte de Granit Rose, es ist gar nicht mehr so fern.

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