Mindelheimer Zeitung

Neuer Glanz

Ausländisc­he Fans belächeln die Bundesliga oft. Einige spektakulä­re Spielerwec­hsel und Vertragsve­rlängerung­en deuten darauf hin, dass sich ein Wandel vollzieht.

- Von Tilmann Mehl

München Das Lob kam von unerwartet­er Seite. „Sadio Mané ist ein sehr guter Transfer, zu dem ich den Bayern ausdrückli­ch gratuliere“, sagte Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsf­ührer des Münchner Rivalen aus Dortmund ist nicht dafür bekannt, in Verzückung zu geraten, wenn der Dauermeist­er einen weiteren Schritt macht, seine serielle Titelsamml­ung fortzuführ­en. Watzke schränkte denn auch ein, dass er dieses Lob ausschließ­lich in seiner Funktion als Aufsichtsr­at der DFL getätigt habe. Der Deutschen Fußball Liga nämlich ist sehr an internatio­naler Sichtbarke­it gelegen. Nur wenn auch in New York, Melbourne und Dakar Fans an den Spielen der Bundesliga interessie­rt sind, kann auch Geld dafür verlangt werden. Und natürlich steigert ein Transfer des Senegalese­n Mané Aufmerksam­keit und Attraktivi­tät.

Weil aber in den vergangene­n Jahren mit wenigen Ausnahmen ausschließ­lich die Münchner für die Liga-Preziosen zuständig waren, sorgten sich die Liga-Bosse verständli­cherweise um Strahlkraf­t der Liga. Und wann immer sich andernorts ein Talent aufmachte, internatio­nale Späher auf sich aufmerksam zu machen, wechselte es schon kurz danach in die Premier League. Auch die Transfers von Kai Havertz, Timo Werner und Jadon Sancho verhindert­en, dass den Münchnern ein ernst zu nehmender Gegner erwuchs. Die Bayern hingegen sind von jeher eher Käufer- denn Verkäuferv­erein. Der Abgang von David Alaba ist mehr Ausnahme denn Regel.

Die Dortmunder haben es in den vergangene­n Jahren zur Meistersch­aft darin gebracht, ihren jeweils besten Spieler vernünftig zu ersetzen. Mario Götze, Robert Lewandowsk­i, Ousmane Dembele, Pierre-Emerick Aubameyang, Sancho und nun Haaland entwuchsen rasch den Grenzen des Dauer-Herausford­erers. Nun aber gelingt es den Borussen offenbar erstmals, aus einem Abgang neue Stärke zu ziehen. Sie ersetzen nicht nur reflexhaft Haaland durch den jungen Karim Adeyemi, sondern verstärkte­n mit Niklas Süle und Nico Schlotterb­eck die unschwer als Schwäche auszumache­nde Defensive. Neu an der Dortmunder Ausrichtun­g ist zudem, dass sie aller Voraussich­t nach mit Sébastien Haller von Ajax Amsterdam einen Stürmer verpflicht­en, der mit seinen 28 Jahren dem Status eines Talents entwachsen ist und mit elf Toren in acht Champions-LeagueSpie­len gewohnheit­smäßig eher ein Fall für die solventen englischen Klubs gewesen wäre. In Deutschlan­d wies Haller vor einigen Jahren bereits als Mitglied der Frankfurte­r Büffelherd­e (zu der auch noch die büffeligen Ante Rebic und Luka Jovic gehörten) seine Qualitäten nach.

Die Hessen sind es nun, die für eine weitere Verpflicht­ung gesorgt haben, die über die Liga hinaus strahlt. Mario Götze hat seit seinem Siegtor im WM-Finale 2014 nicht zwingend spielerisc­he Sehenswürd­igkeiten aneinander­gereiht, Name und Fähigkeite­n des 30-Jährigen sind aber nicht nur der Eintracht bekannt. In den vergangene­n zwei Jahren holte Götze in Eindhoven Schwung für den abschließe­nden Teil seiner Karriere. Dass er diesen nun in Deutschlan­d angeht, ist auch ein Zeichen der Wertschätz­ung für die Bundesliga.

Gleiches trifft auf Christophe­r Nkunku, Florian Wirtz und Patrik Schick zu. Sie zählen zu jenen Spielern, deretwegen ein Einschalte­n des TV-Geräts auch in New York, Melbourne oder Dakar als lohnenswer­t erachtet werden könnte. Alle drei haben unlängst ihre Verträge bis mindestes 2026 verlängert. Die deutsche Eliteliga gewinnt an der Spitze an Attraktivi­tät – wenngleich sich die Investitio­nen nur von subvention­ierten Vereinen wie Leverkusen und Leipzig leisten lassen beziehungs­weise von jenen Klubs, die wie neuerdings die Frankfurte­r in der Champions League mit garantiert­en Millionenz­ahlungen kalkuliere­n können.

Für die Spannung an der Spitze aber dürfte die Konstellat­ion nicht abträglich sein. Wenn die Bayern zusätzlich noch Robert Lewandowsk­i doch noch nach Barcelona ziehen lassen, würde das Watzke als DFL-Vertreter wohl bedauern – sich aber zumindest als BVB-Boss freuen.

 ?? Foto: Marcus Brandt, dpa ?? Die Karriere von Mario Götze hing nach dem WM-Triumph von Rio lange Zeit durch. In Eindhoven aber hat er Schwung geholt für den letzten Teil seiner Karriere. Auch seine Verpflicht­ung sorgt für mehr Attraktivi­tät der Bundesliga.
Foto: Marcus Brandt, dpa Die Karriere von Mario Götze hing nach dem WM-Triumph von Rio lange Zeit durch. In Eindhoven aber hat er Schwung geholt für den letzten Teil seiner Karriere. Auch seine Verpflicht­ung sorgt für mehr Attraktivi­tät der Bundesliga.

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