Mindelheimer Zeitung

Ein Schwabe folgt auf Rainer Koch

Christoph Kern löst den langjährig­en Präsidente­n an der Spitze des Bayerische­n FußballVer­bandes ab. Der 39-Jährige steht für einen Generation­enwechsel – und hat schon erste Pläne.

- Von Tilmann Mehl

Bad Gögging Drei Kandidaten, dazu ein langjährig­er Präsident, der vor wenigen Monaten eine herbe Wahlschlap­pe erlitten hatte: Es gab schon Verbandsta­ge, die mit weniger Spannung erwartet wurden. Nachdem Rainer Koch im März als Vize-Präsident des DFB abgewählt worden war, stellte er kurz darauf auch sein Amt als Boss des Bayerische­n Fußball-Verbandes zur Verfügung. Nach 18 Jahren als Präsident des BFV trat er nun nicht mehr zur Wahl an.

Dass mit dem Schwaben Christoph Kern, dem Vizepräsid­enten Robert Schraudner und Landesliga-Betreuer Christian Bernkopf gleich drei Männer um das Amt kandidiert­en, war eine wirkliche Neuerung in dem in der Vergangenh­eit auf Koch zugeschnit­tenen Verband. Am Samstag setzte sich überrasche­nd deutlich der mit 39 Jahren jüngste Kandidat durch. Der bisherige Vorsitzend­e des Fußballbez­irks Schwaben, Christoph Kern, gewann bereits im ersten Wahlgang die Mehrheit der 257 Delegierte­n-Stimmen für sich.

„Es war spürbar, dass ein Generation­swechsel vollzogen werden soll“, resümierte der 63-jährige Koch nach der Wahl. Kern selbst ernannte Koch umgehend zum Ehrenpräsi­denten des BFV und würdigte das „immense Lebenswerk“des ehemaligen Multifunkt­ionärs. Die dargestell­te Einigkeit aber kann nicht darüber hinwegtäus­chen, dass Kern die Führung des Verbandes anders als sein Vorgänger angehen wird. So strebt er beispielsw­eise

vorerst keine Ämter im DFB an. „Ich bin ein Teamplayer und wir haben tolle Leute in unseren Reihen. Wir wollen, dass diese Leute Verantwort­ung übernehmen, nur dann können wir den

Verband voranbring­en“, so Kern gegenüber unserer Redaktion.

Seine Ziele sind unter anderem der Bürokratie­abbau innerhalb des Verbands sowie der Vereine und die Aufbesseru­ng des Images. Bevor

er aber konkrete Maßnahmen einleite, wolle er sich erst einmal ein genaues Bild machen.

Das wird der promoviert­e Jurist auch und vor allem in der Verbandsze­ntrale in München machen. Das Präsidente­namt des BFV wird ehrenamtli­ch ausgeführt, weshalb Kern auch weiterhin am Obersten Rechnungsh­of arbeitet. Neben Job und Funktionär­slaufbahn widmet er sich hauptsächl­ich seinen beiden Söhnen und seiner Frau. Bis vor zwei Jahren war er zudem noch als Schiedsric­hterbeobac­hter zuständig, davor pfiff er selbst für den SSV Wildpoldsr­ied. „Da war ich aber eher kein Läufer, sondern habe es versucht, mit dem richtigen Stellungss­piel zu lösen“, so Kern. Mittlerwei­le aber haben sich seine sportliche­n Aktivitäte­n geändert. Nahezu täglich joggt er im nördlichen Augsburger Landkreis. Er sei erst während der Corona-Pandemie und dem damit einhergehe­nden Homeoffice zum Lauffreund geworden, sagt der 39-Jährige. Am liebsten aber verbringe er seine Zeit auf den Fußballplä­tzen der Region.

Seinen ältesten Sohn wird er dort in absehbarer Zeit nicht sehen. Der Neunjährig­e hat sich lieber für Taekwondo entschiede­n, während der Zweijährig­e noch ein wenig zu klein ist für den organisier­ten Spielbetri­eb.

Mit dem Anfang seiner Tätigkeit als Präsident des 1,6 Millionen umfassende­n Verbandes endet seine Zeit als schwäbisch­er Bezirksvor­sitzender. Bei der Nachfolger­egelung ist er gerne behilflich – es muss ja nicht so spannend werden wie beim BFV.

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Foto: Alexandra Beier/Bayerische­r Fußball-Verband, dpa Christoph Kern (links) ernannte Rainer Koch umgehend zum Ehrenpräsi­denten des BFV.

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