Die Landsknechte trotzen dem Wetter
Seit Monaten haben sie dem großen Moment entgegengefiebert, und dann spielt am Freitagabend das Wetter nicht mit. Gestört hat das aber niemanden auf der Mindelburg und der Schwabenwiese.
Mindelheim „1522 – die Heimkehr von Bicocca“heißt das Fest, das vor allem eines zeigen will, wie der Vorsitzende des Festrings Norbert Sliwockyj betonte: Der Frundsberg Festring ist wieder da. Nach der Zwangspause wegen Corona heißt es nun wieder: Feiern, Spaß und Freude.
Es war der befürchtete feuchte Start in diese zwei Wochen des gemeinsamen Feierns. Der guten
Laune hat das aber keinen Abbruch getan. Die Freude und Lust, wieder gemeinsam zu feiern, war auf der Mindelburg ebenso zu spüren wie auf der Schwabenwiese. Endlich können die Fähnlein wieder ihre Lager beziehen, sich an ihren bunten Gewändern erfreuen und miteinander anstoßen auf eine bessere Zeit. Das Motto für die zwei Wochenenden hat der Festring bewusst gewählt. Die „Heimkehr“soll im Mittelpunkt stehen und nicht der Kriegslärm.
Ganz historisch ist das wohl nicht, wie Sliwockyj einräumte. Denn eigentlich ging es Georg von Frundsberg nach seinem Kriegszug vor 500 Jahren nach Italien nicht sehr gut. Er brachte 1522 eine
Verletzung mit nach Hause. Und so scherzte Sliwockyj in Richtung des neuen Frundsbergdarstellers Wolfgang Streitel: „Eigentlich müsstest du drei Tage lang hinken.“Muss er nicht, es sind ja friedliche Festspiele.
Der neue Frundsberg war mit seiner Frau Regina gekommen, der Gräfin Anna von Lodron. Er hatte ein Riesenlob für alle Helferinnen und Helfer mitgebracht und freut sich, dass Mindelheim wieder zur historischen Stadt geworden ist. Eines hat die Zeit vor 500 Jahren mit der heutigen gemein: Sie ist begleitet von Sorgen und Ängsten. Was die Religionskriege früherer Tage waren, ist heute der Angriff Russlands auf die Ukraine. Die Mindelheimer wollen das nicht verdrängen. Aber sie sehnen sich danach, mal durchzuatmen bei all den Krisen dieser Welt.
Bei der offiziellen Eröffnung führte Petrus Regie. Weil es stark regnete, bekamen die Ehrengäste Asyl im neuen prächtigen Zelt der Garde des Kaisers, die aus dem Fähnlein Ems hervorgegangen ist.
Gekommen waren die Adelshäupter früherer Tage, die vormaligen Vorsitzenden des Festrings, Dr. Manfred Schmid und Michael Haid. Auch der Frundsberg früherer Tage, Herbert Kugler, hat sich in Schale geworfen. Kaiser Maximilian I. alias Markus Lutzenberger gab sich ebenso die Ehre wie die Burgherren Markus Fischer und Christian Schedler.
Eine Premiere erlebte Landrat Alex Eder in der Rolle als Landvogt. Er war mit seiner Frau gekommen in einem Gewand, das schon sein Vorgänger Hans-Joachim Weirather getragen hatte. Nachhaltigkeit nennt man das wohl. Eder war geradezu hingerissen von dem, was er auf der Mindelburg zu sehen bekam. „Es ist toll, dass in Mindelheim wieder mittelalterliches Flair herrscht“, sagte er zur Eröffnung. Eder hatte auch gleich die Landräte der Partnerstädte aus Gostyn und Nordhausen mitgebracht. Die Idee der Heimkehr lobte Eder. Schon heute freut er sich auf mehr – kommendes Jahr zum Frundsbergfest.
Als „alten Frundsberghasen“begrüßte Norbert Sliwockyj Bürgermeister Stephan Winter. Auch dieser betonte das Feiern, die Geselligkeit. Die Landsknechte verzichten auf jegliches Waffengeklirr. „Das ist sicherlich richtig angesichts dessen, was rundum in Europa gerade passiert.“Dass die Mindelburg und die Schwabenwiese für dieses Fest gewählt wurde, ist so etwas wie die Rückkehr zu den Wurzeln. Frühere Frundsbergfeste fanden am Fuß der Mindelburg statt. Ausdrücklich dankte Winter Sliwockyj und allen Aktiven für ihren Einsatz.
Nach dem verregneten Auftakt kam das Fest dann am Samstag und Sonntag richtig in Schwung. Bei strahlendem Sommerwetter wurde auf der Mindelburg und auf der Schwabenwiese zünftig gefeiert.
Endlich wieder miteinander feiern und anstoßen auf eine bessere Zeit