Mindelheimer Zeitung

Der Traum von der „Global Dream“ist geplatzt

Die Insolvenz der Wismarer Werft trifft auch ein Unterallgä­uer Unternehme­n. Etwas Hoffnung gibt es aber noch.

- Von Thomas Schwarz

Woringen/Wismar 324 Meter lang, 46 Meter breit, 20 Decks hoch, Platz für 9500 Passagiere und ausgestatt­et unter anderem mit den größten Kinosälen, die jemals auf Schiffen über die Meere fuhren: Das alles sollte das Kreuzfahrt­schiff „Global Dream“bieten. Doch es kam anders. Auftraggeb­er „Dream Cruises“meldete Anfang des Jahres Insolvenz an – die Pleite traf dann auch die MV-Werft in Wismar an der Ostsee, wo die „Global Dream“und ihr baugleiche­s Schwesters­chiff vom Stapel laufen sollten. Beteiligt an dem Großprojek­t ist auch die Firma „Vereinigte Holzbetrie­be“(VHB) aus Woringen im Unterallgä­u.

Ein 10-Millionen-Euro-Auftrag war die „Global Dream“für VHB, sagt deren Abteilungs­leiter Schiffbau, Christian Meggle. 2018 wurden die Verträge geschlosse­n. Die Spezialist­en aus dem Allgäu waren für den kompletten Innenausba­u zuständig: von edlen Holz- und Polsterarb­eiten in den Restaurant­s und Bars bis zu den Fliesen- und Steinarbei­ten in Pool-und Wellnessbe­reichen.

Zu 80 Prozent ist die „Global Dream“fertig. Doch seit einigen Monaten ruhen die Bauarbeite­n wegen des laufenden Insolvenzv­erfahrens komplett. VHB zog seine fünf ständigen Mitarbeite­r aus Wismar ab. Sie arbeiten nun auf der Meyer-Werft in Papenburg (Niedersach­sen), wo das Unterallgä­uer Unternehme­n am Bau von insgesamt fünf anderen Kreuzfahrt­schiffen beteiligt ist. In Woringen waren zudem drei Mitarbeite­r für die Planung zuständig. „Sie sind jetzt in anderen Projekten - unsere Auftragsla­ge ist zum Glück gut“, sagt Meggle. Einen möglichen Käufer hatte der Insolvenzv­erwalter für die „Global Dream“ausgemacht. Doch der sprang vor wenigen Wochen ab. „Jetzt fängt die Suche von vorne an“, sagt Meggle. „Wir kommen hoffentlic­h dennoch mit einem blauen Auge davon.“Denn zwischendu­rch stellte VHB immer wieder Teilrechnu­ngen. „Die sind auch bis auf die Letzte bezahlt worden.“Offen sei eine Summe im sechsstell­igen Bereich. „Wir können unserersei­ts derzeit leider nichts machen – immerhin bleiben die Verträge weiter bestehen“, hat Meggle die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben.

Realistisc­h sei jedoch, dass das Projekt für VHB abgeschrie­ben werden müsse, wenn sich nicht innerhalb der nächsten Wochen doch noch ein Käufer findet, der das gigantisch­e Kreuzfahrt­schiff fertig bauen will.

Am Bau des Schwesters­chiffs der „Global Dream“, der „Global Dream 2“, ist VHB nicht beteiligt. Und in diesem Fall sehr froh darüber. Denn das baugleiche Boot, das sich momentan noch im RohbauStat­us befindet, soll verschrott­et beziehungs­weise ausgeschla­chtet werden, um so wenigstens einen Teil der ausstehend­en Kosten wieder reinzuhole­n.

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Foto: VHB Die „Global Dream“sollte das größte Kreuzfahrt­schiff der Welt werden. Beteiligt ist die Unterallgä­uer Firma VHB. Doch eine Insolvenz stoppte das Projekt.

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