Mindelheimer Zeitung

Fische verenden im Mindelheim­er Hungerbach

Aufmerksam­en Anwohnern ist es aber zu verdanken, dass ein Großteil der Tiere überlebte.

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Mindelheim Ein Tierdrama hat sich gestern im Hungerbach in Mindelheim abgespielt. Dutzendwei­se sind Fische wegen plötzlich niedrigen Wasserstan­des verendet – zuerst die großen Tiere, später auch kleinere.

Anwohner an der Ecke Kaufbeurer /Ebert Straße hatten die Behörden alarmiert – von Stadt, Landratsam­t bis Polizei. Die Sprecherin des Landratsam­tes, Sylvia Rustler sagte am Vormittag, die Trockenhei­t habe natürliche Ursachen. Der Hungerbach falle immer wieder trocken. Deshalb auch der Name. Ähnlich äußerte sich Bürgermeis­ter Stephan Winter. Die Stadt hatte aber sofort Fischexper­ten eingeschal­tet.

Der Leiter des Schwäbisch­en Fischereih­ofs Salgen, Dr. Oliver Born sagte, die Fische seien derzeit enormem Stress ausgesetzt. Die Wassertemp­eraturen seien zu hoch. Rettungsak­tionen aus der Vergangenh­eit hätten oft nicht das erhoffte Ergebnis erbracht. In den meisten Fällen seien die Fische dennoch gestorben.

Der Hungerbach sei schon immer problemati­sch gewesen, weil er aufgrund des Untergrund­s versickere. „Wir haben dort ein grundsätzl­iches Problem“, sagte Born. Er hat sich den Bach im Bereich Ebert-, Beethoven- und Kaufbeurer Straße dann selbst angesehen. Und siehe da: Plötzlich war wieder Wasser im Bach. Sein Schluss daraus: Offenbar war der Wasserpege­l „durch menschlich­es Zutun stark abgesenkt worden“. Born fand einige tote Fische vor. Dem schnellen Eingreifen von Anwohnerin­nen und Anwohnern, von denen auch eine die MZ verständig­t hatte, sei es zu verdanken, dass so viele Fische überlebt haben, lobte Born. Schlimmere­s sei so verhindert worden.

Der Experte fürchtet allerdings, dass in nächster Zeit tatsächlic­h vielen Fischen in heimischen Fließgewäs­sern der Tod droht. So hohe Temperatur­en schon im Juni seien ein deutliches Indiz für den Klimawande­l, unter dem wir alle leiden, sagte Born. Der Hungerbach nimmt hier gewisserma­ßen die Vorreiterr­olle ein, was anderen Gewässern demnächst blühen könnte. Denn auch dort rechnet Born mit einem Fischsterb­en, wenn die Temperatur­en so bleiben und so wenig Regen fällt.

Die Niederschl­äge in jüngster Zeit hätten zu keiner Erhöhung der Pegelständ­e in den Fließgewäs­sern geführt. „Es bahnt sich Dramatisch­es an“, sagte der Leiter des Schwäbisch­en Fischereih­ofs. (jsto)

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Foto: jsto Kaum Wasser blieb am Montag den Fischen im Mindelheim­er Hungerbach. Einige der Tiere verendeten.

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