Mindelheimer Zeitung

Möglichst weit rausschwim­men!

Das Parlament geht in den Urlaub. Wenn nur all diese Krisen auch mal Ferien machen würden.

- Von Michael Stifter

Der Bundestag macht Ferien. Bis September ist tote Hose im Parlament. Aber bevor Sie jetzt ein empörtes „Und das mit unseren Steuergeld­ern“in sich hochkommen fühlen, sei darauf hingewiese­n, dass die Abgeordnet­en nicht durchurlau­ben werden. Denn erstens gibt es ja auch sonst einen Haufen Termine und zweitens kann es jederzeit vorbei sein mit den Ferien. Wir erinnern uns an einen schönen Satz des früheren Bundestags­präsidente­n Norbert Lammert, der für seinen staubtrock­enen Humor bekannt ist. „Schwimmen Sie nicht zu weit raus“, gab er den Kolleginne­n und Kollegen 2015 sicherheit­shalber mit auf den Weg an den Strand. Damals stand Griechenla­nd auf der Kippe, Staatsbank­rott, Grexit, Sie wissen schon. Und tatsächlic­h mussten die Abgeordnet­en schon nach zwei Wochen wieder in Berlin antanzen, um eines der vielen Rettungspa­kete zu packen.

1964 ließ der Anstieg der Telefongeb­ühren um vier Pfennig pro Einheit die Volksseele derart hochkochen, dass sich der Bundestag zu einer Sondersitz­ung genötigt sah. Die Erhöhung wurde zum Teil wieder einkassier­t, die Wogen waren geglättet und die Parlamenta­rier durften zurück an den Pool.

Angesichts der heutigen Preissteig­erungen für quasi alles können wir über derlei Petitessen nur müde lächeln. In diesem Jahr scheint angesichts all der Krisen eine Sondersitz­ung ohnehin so unausweich­lich wie Talkshows mit Karl Lauterbach, Meistersch­alen für den FC Bayern und Spaghettis­aucenfleck­en auf dem weißen Hemd. Falls Sie das alles nicht mehr hören können und mal Urlaub von schlechten Nachrichte­n brauchen, ein kleiner Tipp: Möglichst weit rausschwim­men!

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Foto: Charisius, dpa Ab an den Strand. Der Bundestag macht Sommerpaus­e.

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