Schiri-Ultras: Unsere Qualität? Neutralität!
Dem Schiedsrichter kommt im Sport meist eine recht undankbare Rolle zu: Ohne ihn geht zwar nichts, aber wenn er auffällt, ist das kein gutes Zeichen. Während Spieler für jeden Ball oder Puck, den sie aus wenigen Metern über eine Linie drücken, bejubelt werden, bekommt der Unparteiische – ja, was eigentlich? In vielen Eishockey-Stadien gilt es als völlig normal, dass das Schiri-Gespann noch vor Bully gnadenlos und quasi präventiv ausgepfiffen wird.
Eine seltene Ausnahme trug sich kürzlich in Rumänien zu: Dort hatte der Referee Ovidiu Hategan im März einen Herzinfarkt erlitten und musste notoperiert werden. Nun folgte sein Comeback: Den Supercup zwischen Cluj und Sfântu Gheorghe leitete Hategan wieder auf dem Feld – und wurde vom Publikum mit Applaus und Sprechchören bedacht. Das ist schön zu lesen, aber es sollte ja wirklich nicht erst einen Herzinfarkt brauchen, um als Schiedsrichter Sympathien zu gewinnen.
An dieser Stelle soll deswegen darauf hingewiesen werden, dass es durchaus edle Verfolger des
Sports gibt, die die Leistung der Schiedsrichter zu würdigen wissen. In den USA gibt es etwa seit kurzem eine Gruppe von Eishockey-Fans, die NHL-Spiele besuchen, um jeden Pfiff des Refereegespanns frenetisch zu bejubeln.
Den bisher größten Beitrag zur Würdigung der Unparteiischen leistet aber seit 2015 die von der 11Freunde-Redaktion gegründete „Brigade Hartmut Strampe“. Mit Bannern wie „Sieg oder Spielbericht“oder Sprechchören wie „Unsere Qualität? Neutralität!“wird in unregelmäßigen Abständen die Leistung von Schiedsrichtern, vornehmlich in den Berliner Amateurklassen, gewürdigt. Namenspatron der (bislang!) einzigen deutschen Schiedsrichter-Ultra-Gruppe ist Hartmut Strampe, der in den 90er und Nullerjahren mit strengem Blick, Schnäuzer und Bürstenhaarschnitt in deutschen und europäischen Stadien für Ordnung sorgte. Legendär war etwa sein Einsatz beim Klassiker zwischen dem BVB und dem FC Bayern im Jahr 2001, als er mit zwölf Gelben Karten und drei Platzverweisen Ruhe im Karton schaffte. Grund genug für die Brigade, ebenso leidenschaftlich wie neutral, aber stets mit dem nötigen Fingerspitzengefühl Stellung zu beziehen.
Es muss also nicht erst etwas Schlimmes passieren. Wer genau hinsieht, findet Belege der Zuneigung, auch für Schiedsrichter. Oder, um es mit der „Brigade Hartmut Strampe“zu sagen: „Schiri, wir wissen, wo dein Auto stand! Ist aufgetankt, ist aufgetankt!“