Mindelheimer Zeitung

Das Restaurant als Theater

Ein Fest für die Sinne: Wie trendige Gastronomi­e zum Gesamtkuns­twerk wird.

- Von Josef Karg

Wer es sich aktuell (noch) leisten kann, Essen zu gehen, der kann sich angesichts inflationä­r steigender Preise auf Speisekart­en sowieso glücklich schätzen. Trotzdem sind gerade angesagte Restaurant­s nach wie vor ausgebucht. Sie fragen sich, warum? Der Mensch kratzt eben sein Erspartes zusammen und versucht, dem schnöden Krisenallt­ag mit Nachrichte­n von Krieg, Klimawande­l und Energiekna­ppheit in die Gastronomi­e oder in den Urlaub zu entfliehen. Eskapismus nennt man das. Frei nach dem Motto: Einfach noch einmal genießen. Wer weiß schon, was die Zukunft bringt?

Für die Gastrobran­che heißt das: Das Werben um Gäste wird intensivie­rt, das Esserlebni­s in den Mittelpunk­t gerückt. Denn auch wenn in ländlichen Regionen noch immer die gute alte Mundpropag­anda darüber entscheide­t, ob ein Gasthof läuft oder nicht – vor allem in den Städten sieht das anders aus. Man muss zeigen, was man is(s)t. Feiert nun die gute alte Eventgastr­onomie aus den 80er Jahren im neuen Gewand Auferstehu­ng? Und eine weitere Zeitgeistf­rage stellt sich: Wird das Ausgehen zunehmend für soziale Netzwerke inszeniert? Also: Hauptsache instagramm­able?

Aus Sicht der Münchner GastroVerl­egerin Marcella Prior-Callway reicht es nicht, nur schönen Schein für die digitale Welt zu bieten. Es gehe in einem neuen Megatrend vielmehr darum, alle Sinne anzusprech­en – mit elektrisch­em Design, abgestimmt­er Musik und attraktive­n Speisen. Sie sagt: „Restaurant­s sind die neuen Theater, sie werden als Gesamtkuns­twerk konzipiert.“Denn die Gäste sagten sich: Wenn schon Geld ausgeben und Zeit investiere­n, dann muss das Gebotene umwerfend sein.

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Foto: Monika Skolimowsk­a, dpa Ein Traum in Rot-Weiß: Essen als Erlebnis.

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