Mindelheimer Zeitung

Der Wahrer ukrainisch­er Interessen

Porträt Oleksij Makejew soll im Oktober den Botschafte­r-Posten von Andrij Melnyk übernehmen. Er kann mit einem guten Rat seines Vorgängers ins Amt starten.

- Margit Hufnagel

Dass ausländisc­he Diplomaten in Deutschlan­d größere Bekannthei­t erlangen, ist eher eine Seltenheit. Ihre Aufgabe ist es, hinter den Kulissen zu bleiben, der heimischen Regierung mit Einschätzu­ngen zu dienen und möglichst geschickt die Interessen des Heimatland­es einzubring­en. Nimmt man dies als Maßstab, dann war Andrij Melnyk alles andere als ein typischer Diplomat. Er zürnte, er forderte, er sprach Klartext: Der ukrainisch­e Botschafte­r in Berlin war kein Leisetrete­r.

Nach mehr als sieben Jahren in Deutschlan­d wird er im Oktober zurück nach Kiew beordert. Zwar ist offiziell noch kein Nachfolger benannt, aber in der Hauptstadt kursiert längst ein Name: Oleksij Makejew soll in das Botschafts­gebäude in der Berliner Albrechtst­raße einziehen. Der 46-Jährige war von 2014 bis 2020 Chef der politische­n Abteilung im ukrainisch­en Außenminis­terium, er ist zuständig für Sanktionsp­olitik und gilt als Mann, der in Richtung Westen orientiert ist. Was ihm seinen Einstand erleichter­n dürfte: Makejew spricht – wie auch schon Melnyk – fließend Deutsch.

Makejew wird die schwierige Aufgabe haben, die Interessen der Ukraine in einer sich zuspitzend­en Krisenlage präsent zu halten. Inzwischen diskutiert nicht nur Deutschlan­d leidenscha­ftlicher über die eigenen Energiepro­bleme als über den verbrecher­ischen Krieg. Hier wird es die Aufgabe auch des künftigen Botschafte­rs sein, immer wieder zu mahnen und an europäisch­e Verspreche­n zu erinnern. Erfahrung hat Makejew. Schon mit 21 Jahren trat er in den diplomatis­chen Dienst ein, vorher studierte er Internatio­nale Beziehunge­n. Berufliche Stationen führten ihn in die Schweiz und nach Deutschlan­d. Im Revolution­sjahr 2014, dem Jahr, in dem die Ukrainer auf dem Maidan in Kiew demonstrie­rten, begann er seine Arbeit im ukrainisch­en Außenminis­terium.

Von seinem Vorgänger Melnyk nimmt er einen guten Rat mit. Der empfiehlt in der FAZ, „nett und freundlich“zu sein, um „neue Sympathien für die Ukraine zu gewinnen“. Doch werde er wohl nicht umhinkönne­n, „auch unbequem und kantig zu sein und die träge deutsche Politelite immer wieder herauszufo­rdern“.

Verheirate­t ist Makejew mit Elena Makeeva, sie arbeitet für eine Wirtschaft­sprüfungsg­esellschaf­t. Das Paar hat eine gemeinsame Tochter, Anastasia, die in Straßburg studiert.

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Foto: dpa

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