Mindelheimer Zeitung

Es darf kein Kreißsaal mehr wegfallen

- Von Sophia Ungerland

Auf den ersten Blick scheint die Lage in unserer Region nicht so dramatisch. Obwohl sechs Kreißsäle in den vergangene­n Jahren geschlosse­n haben, tun sich (noch) keine größeren Löcher auf der Landkarte auf. Selbst im Landkreis Augsburg, wo es ab Oktober keine Geburtssta­tion mehr gibt, können Schwangere zumindest mehr oder weniger zeitnah die Kliniken in der Stadt Augsburg anfahren. Doch es lohnt sich ein zweiter Blick und es wird klar: Ein Wegfall weiterer Stationen wäre untragbar.

Bereits jetzt wird die maximale Anfahrtsze­it von 40 Minuten in Einzelfäll­en überschrit­ten. Zum Beispiel wenn eine Schwangere aus der österreich­ischen Exklave Kleinwalse­rtal in den nächstgele­genen Kreißsaal nach Immenstadt gefahren wird. Oder wenn eine Frau in den Wehen im Augsburger Berufsverk­ehr in einen Stau gerät. Wenn die dortigen Geburtssta­tionen bereits überfüllt sind, geht die Irrfahrt weiter. Das ist eine zusätzlich­e Belastung für die Schwangere­n, die sich oft schon in einem emotionale­n und gesundheit­lichen Ausnahmezu­stand befinden.

Durch die Schließung­en wächst der Druck auf die verblieben­en Geburtssta­tionen. Ärztinnen und Ärzte in den Kreißsälen, Geburtshel­fer und Hebammen arbeiten am Limit. Nicht einen Kreißsaal weniger darf es geben. Wenn es nur noch darum ginge, das Kind so schnell wie möglich auf die Welt zu bringen, damit Bett und Personal für die Nächste frei werden, dann läuft etwas grundsätzl­ich schief. Nicht nur das Wohl von Mutter und Kind blieben so auf der Strecke, sondern auch das der Ärzte und Geburtshel­fer.

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