Es darf kein Kreißsaal mehr wegfallen
Auf den ersten Blick scheint die Lage in unserer Region nicht so dramatisch. Obwohl sechs Kreißsäle in den vergangenen Jahren geschlossen haben, tun sich (noch) keine größeren Löcher auf der Landkarte auf. Selbst im Landkreis Augsburg, wo es ab Oktober keine Geburtsstation mehr gibt, können Schwangere zumindest mehr oder weniger zeitnah die Kliniken in der Stadt Augsburg anfahren. Doch es lohnt sich ein zweiter Blick und es wird klar: Ein Wegfall weiterer Stationen wäre untragbar.
Bereits jetzt wird die maximale Anfahrtszeit von 40 Minuten in Einzelfällen überschritten. Zum Beispiel wenn eine Schwangere aus der österreichischen Exklave Kleinwalsertal in den nächstgelegenen Kreißsaal nach Immenstadt gefahren wird. Oder wenn eine Frau in den Wehen im Augsburger Berufsverkehr in einen Stau gerät. Wenn die dortigen Geburtsstationen bereits überfüllt sind, geht die Irrfahrt weiter. Das ist eine zusätzliche Belastung für die Schwangeren, die sich oft schon in einem emotionalen und gesundheitlichen Ausnahmezustand befinden.
Durch die Schließungen wächst der Druck auf die verbliebenen Geburtsstationen. Ärztinnen und Ärzte in den Kreißsälen, Geburtshelfer und Hebammen arbeiten am Limit. Nicht einen Kreißsaal weniger darf es geben. Wenn es nur noch darum ginge, das Kind so schnell wie möglich auf die Welt zu bringen, damit Bett und Personal für die Nächste frei werden, dann läuft etwas grundsätzlich schief. Nicht nur das Wohl von Mutter und Kind blieben so auf der Strecke, sondern auch das der Ärzte und Geburtshelfer.