Erst zum Mond, dann zum Mars
Mit dem „Artemis“-Programm plant die Nasa die Zukunft der Raumfahrt im ganz großen Stil. Diese Woche soll die Rakete starten. Ein Augsburger Unternehmen hat großen Anteil daran.
Washington Die „Artemis“-Mission der US-Raumfahrtbehörde Nasa ist richtungsweisend: Nach 50 Jahren geht es zurück zum Mond, unter anderem mit der ersten Frau – und das nächste Ziel heißt Mars. Bislang zeigte sich die Mission aber vor allem krisengeplagt. Am frühen Montagnachmittag stand nun der zwar noch unbemannte, aber erste große Testflug an. In die Luft ging die Rakete letztlich doch nicht. Warum? Diese und andere wichtige Fragen klären wir hier.
Welche Etappen hat das „Artemis“-Programm?
Das nach der griechischen Göttin des Mondes benannte Programm ist extrem komplex. US-Astronauten sollen zum Mond. Auch ein Rover soll mit, und zudem sollen auf dem Mond und in dessen Umlaufbahn Außenposten der Menschheit entstehen. Auf dem Mond sollen unter anderem Möglichkeiten zur Herstellung von Sonnen- und Nuklearenergie ausgelotet werden. Später soll der Mars als Ziel von Astronauten anvisiert werden – mit dem Mond-Außenposten „Gateway“als Basiscamp. Beim ersten Testflug, „Artemis 1“, soll der Mond umkreist werden. Rund 40 Tage später ist die Landung im Pazifik geplant.
Der Start war für Montag geplant. Warum klappte das nicht?
Die Nasa hat den Start wegen Triebwerksproblemen abgesagt. „Wir starten nicht, bevor alles stimmt“, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Rakete und Kapsel seien aber in sicherem und stabilem Zustand. Start-Kontrolleure untersuchten nun, warum ein Triebwerk nicht auf die nötige Temperatur gekommen sei. Der nächste Anlauf könnte am Freitag stattfinden.
Warum sollen überhaupt wieder Menschen zum Mond?
Eigentlich war der Mars das Ziel der Nasa gewesen – aber der frühere US-Präsident Donald Trump hatte den Fokus wieder auf den Mond gelegt. Auch, so sagen Beobachter, weil er sich US-Astronauten auf dem Mond noch während seiner Präsidentschaft gewünscht hatte, um das als seinen Erfolg feiern zu können. Klappte aber nicht.
Wie sieht der Zeitplan aus?
Ursprünglich hatte die Trump-Regierung eine erste bemannte Landung bis 2024 angekündigt. Der von Trumps Nachfolger Joe Biden ernannte derzeitige Nasa-Chef Bill Nelson machte allerdings schnell deutlich, dass dieser Zeitplan nicht zu halten sei, und verschob die erste bemannte Landung auf frühestens 2025. 13 mögliche Landepositionen auf dem Mond hat die Nasa dafür jüngst ausgemacht.
Was kostet das alles?
Mehr als 30 Milliarden Dollar. Neben der Nasa und der Europäischen Raumfahrtagentur Esa sind auch die Raumfahrtagenturen mehrerer anderer Länder beteiligt.
Welche Ausrüstung soll verwendet werden?
Hauptsächlich die Schwerlastrakete „Space Launch System“und die Kapsel „Orion“. Es handele sich um die „stärkste Rakete, die je gebaut worden ist“und die derzeit „einzige Rakete, die mit Crew zum Mond fliegen kann“, sagte Nasa-Chef Nelson. Die Esa lieferte unter anderem mit dem europäischen Servicemodul eine wichtige Komponente des „Orion“-Raumschiffs. Um den Auftrag, ein Mondlandegerät zu bauen, wetteifern derzeit die Raumfahrtfirmen SpaceX von Elon Musk und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos.
Hat die Mission Bezüge nach Deutschland?
Ja, sogar nach Augsburg. Denn die Deckel der Tanks der gigantischen Schwerlastrakete wurden zum großen Teil bei MT Aerospace gefertigt. Die Tanks sind mit Wasserstoff und Sauerstoff gefüllt. Das Auftragsvolumen für die Raumfahrtfirma lag bei 26 Millionen Euro, das internationale Renommee ist unschätzbar wichtig für das Augsburger Unternehmen.
Was ist über die Crew der Mission bekannt?
Eine Vorgabe hat sich die Nasa selbst gemacht: Es sollen auf jeden Fall die erste Frau und der erste nicht-weiße Mensch darunter sein. Wer das aber genau sein soll und wer darüber hinaus mit an Bord sein könnte, steht noch nicht fest. Nach Nasa-Angaben sind alle derzeitigen Astronauten der Raumfahrtbehörde mögliche Kandidaten für die Unternehmung. Auch ein kanadischer Astronaut soll dabei sein – und europäische Astronauten könnten ebenfalls mit „Artemis“zum Außenposten „Gateway“und dann sogar auch zum Mond selbst fliegen. (dpa)