Mindelheimer Zeitung

Und das war erst die Vorbereitu­ng des FC Bayern

Nach vier Spieltagen geht auch für die Münchner die Saison endlich los. Nun erst zeigt sich die wirkliche Qualität der Neuzugänge beim FC Bayern.

- Von Tilmann Mehl

München Geht es nach Hasan Salihamidz­ic, kann die Saison nun endlich wirklich beginnen. Dem Sportvorst­and des FC Bayern ist es freilich nicht entgangen, dass seine Mannschaft nach vier Bundesliga­spielen erwartungs­gemäß an der Spitze der Bundesliga steht. Allerdings waren diese ersten Wochen der Spielzeit nicht mehr als eine – ziemlich gelungene – Vorbereitu­ng auf die wirklichen Aufgaben dieser Spielzeit.

Denn so beruhigend ein locker herausgesp­ielter 7:0-Erfolg gegen den VfL Bochum auch sein mag, definieren sich die Bayern doch schon seit geraumer Zeit nicht mehr über Erfolge in der Bundesliga. Nach den allzu frühen Niederlage­n in der vergangene­n Saison gegen Gladbach im Pokal und Villarreal in der Champions League sind in dieser Spielzeit Erfolge im nationalen und internatio­nalen Pokalwettb­ewerb gleich noch mal bedeutende­r. Umso mehr freut sich Salihamidz­ic, dass mit dem gleichsam höchst attraktive­n wie auch ulkigen 1:1 gegen Gladbach am Samstag das Vorspiel ein Ende gefunden hat.

„Jetzt geht’s los“, kündigte der 45-Jährige also an, nachdem Leroy Sané die Mannschaft mit seinem Treffer an der Tabellensp­itze gehalten hatte. Nun nämlich stehen jene Wochen in inflationä­rer Abfolge an, die unter „englischer Woche“ihren Weg in den Sprachgebr­auch gefunden haben. Bis zum Start der Weltmeiste­rschaft Mitte November befinden sich die Münchner unter permanente­r Spannung. Den Auftakt bildet am Mittwoch die Partie bei Viktoria Köln (20.46 Uhr, ARD). Weil die

Münchner den protokolla­rischen Pflichten des Meisters nachkommen mussten, konnten sie nicht den Termin der ersten DFB-PokalRunde wahrnehmen, sondern mussten RB Leipzig in die Schranken weisen. Am Mittwoch nun aber wird die Partie beim Drittligis­ten nachgeholt und bietet Trainer Julian Nagelsmann nun erstmals die Möglichkei­t, die Arbeit Salihamidz­ic’ nicht nur in Wort, sondern auch Tat zu huldigen.

Der Sportvorst­and hatte den Sommer genutzt, seinen Ruf auf

dem Transferma­rkt mächtig aufzupolie­ren. Nicht nur, dass er etliche Spieler aus der zweiten Reihe zu marktunübl­ichen, hohen Preisen verkaufte, er verstärkte vor allem dort das Team, wo es in der vergangene­n Saison noch ausfranste. Bislang aber kam von den Neuzugänge­n lediglich Sadio Mané über Kurzeinsät­ze hinaus. Der Stürmer ist festes Mitglied des Offensiv-Ensembles, musste sich am Samstag aber auch den neuen Umgangsfor­men Nagelsmann­s unterwerfe­n. Der nämlich wechselte seinen Star bei 0:1-Rückstand aus. Robert Lewandowsk­i hätte darauf eher nicht so gleichmüti­g reagiert wie der Senegalese.

Die aus Amsterdam gekommenen Ryan Gravenberc­h und Noussair Mazraoui spielten im Gegenzug zu Mané noch keine tragende Rolle während der ersten Partien und Innenverte­idiger Matthijs de Ligt machte am meisten auf sich aufmerksam, als er gegen Gladbach als Stoßstürme­r eingewechs­elt wurde. Nun aber steht die Zeit an, in der sich weisen wird, ob sich die Investitio­nen lohnen. Denn schon in der vergangene­n Saison verfügte Nagelsmann über eine herausrage­nde Stammbeset­zung, an Alternativ­en dazu aber fehlte es ihm. Gegen die Kölner sollten die Münchner selbstvers­tändlich nicht auf ihre Multi-MillionenN­euzugänge angewiesen sein. Wenn es in der Folgewoche aber zu Inter Mailand geht und wenige Tage später der FC Barcelona in München gastiert, wird erstmals in der Spielzeit wieder von „Belastungs­steuerung“gesprochen werden.

Um nationale und internatio­nale Aufgaben in Einklang zu bringen, benötigen die Spieler auch Phasen der Regenerati­on. Zudem werden Verletzung­en den Kader immer wieder ausdünnen. Derzeit muss Nagelsmann nur auf Leon Goretzka verzichten, der nach seiner Knie-OP wohl Mitte September wieder spielfähig sein wird. Ersetzt wird er bislang auf reichlich unaufgereg­te Weise von Marcel Sabitzer. Der galt vielen nach seinem mäßigen Jahr in München schon als Verkaufska­ndidat, hat nun aber vorerst seinen Stammplatz gesichert. Mit einem Jahr Verzögerun­g geht es also auch für ihn nun endlich los.

 ?? Foto: Sven Hoppe, dpa ?? Matthijs de Ligt spielt bisher nur eine Nebenrolle beim FC Bayern. Das wird sich in den kommenden Wochen ändern.
Foto: Sven Hoppe, dpa Matthijs de Ligt spielt bisher nur eine Nebenrolle beim FC Bayern. Das wird sich in den kommenden Wochen ändern.

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