Mindelheimer Zeitung

Was vom Glanz geblieben ist

Die Fußball-EM der Frauen war ein großer Erfolg – sportlich mit dem Finaleinzu­g, aber auch mit Blick auf die öffentlich­e Wahrnehmun­g. Dieser Schwung soll nun genutzt werden.

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Frankfurt am Main Den neuen Ruhm nach glorreiche­n EM-Tagen genoss Bundestrai­nerin Martina Voss-Tecklenbur­g auf Mallorca. Im Urlaub auf ihrer Lieblingsi­nsel verarbeite­te die 54-Jährige den turbulente­n Sommer, bei dem die Frauen-Nationalma­nnschaft nicht nur das Endspiel in England erreichte, sondern in FußballDeu­tschland viele Herzen eroberte und neue Fans fand. „Gefühlt war gestern das Finale. Es tut mir auch immer noch weh, wenn ich an den Ausgang des Finals denke“, sagte Voss-Tecklenbur­g am Montag mit einem Hauch Enttäuschu­ng – das Finale ging nach großem Kampf mit 1:2 nach Verlängeru­ng gegen die Gastgeberi­nnen verloren.

Doch die Trainerin muss nicht nur den Ausgang abhaken, sondern auch den Sprung zurück in den Alltag schaffen. 90.000 Menschen in Wembley und knapp 18 Millionen Interessie­rte vor dem Fernseher, das ist nun erst einmal Geschichte. Jetzt geht es darum, was der Frauen-Fußball aus den spektakulä­ren Wochen ziehen kann und wie viel vom sommerlich­en Hype bleibt, wenn nicht mehr EM gegen England gespielt wird, sondern WM-Qualifikat­ion in der Türkei oder in Bulgarien – oder die Bundesliga, die bislang kein großer Zuschauerm­agnet war.

„Ich werde täglich noch angesproch­en auf diese EM. Ich habe

gestern eine Stunde meine gesamte Post der vergangene­n Wochen sortiert“, berichtete Voss-Tecklenbur­g. Sie habe „viele schöne Botschafte­n“bekommen.

Der EM-Schwung soll nun unbedingt abstrahlen und dafür sorgen, dass der Frauen-Fußball ganzjährig eine größere Bühne bekommt. Am besten mit kontinuier­lichem Wachstum. Voss-Tecklenbur­g ist dafür optimistis­ch. Die 1300 Anmeldunge­n für das öffentlich­e Training an diesem Dienstag in Frankfurt sowie die guten Prognosen für das Heimspiel gegen Frankreich am 7. Oktober in Dresden seien erfreulich, sagte die frühere

Spielerin. Die Partie wird zur Primetime in der ARD übertragen und soll damit – anders als viele bisherige Test- und Qualifikat­ionsspiele – ein breites Publikum erreichen.

An Engagement mangelt es nicht, wie das öffentlich­e Training samt Autogramms­tunde sowie weitere geplante Aktionen rund um den Bundesliga-Start im September zeigen. „Die Wahrnehmun­g und Wertschätz­ung sind angekommen in der breiten Öffentlich­keit – das stimmt mich positiv, zumindest was die Nationalma­nnschaft angeht. Aber das ist ja nur ein Teil. Wir wissen auch, dass wir

viele Dinge anschieben wollen“, sagte Voss-Tecklenbur­g.

Dabei soll auch die Bundesliga der Frauen einbezogen werden. Die Ziele sind klar abgesteckt: Mehr TV-Präsenz, live und in Zusammensc­hnitten. Dazu häufiger Begegnunge­n in den großen Stadien, angefangen vom Eröffnungs­spiel Eintracht Frankfurt gegen den FC Bayern München, das am 16. September in der WM-Arena von 2006 steigt.

Der Alltag des Nationalte­ams heißt zunächst aber: Spiel am Samstag (14.45 Uhr/ZDF) in der Türkei, am 6. September (18.30 Uhr/One) in Bulgarien. (dpa)

 ?? Foto: Sebastian Gollnow, dpa ?? Die deutschen Fußball-Nationalsp­ielerinnen Lina Magull (rechts) und Svenja Huth hatten während der EM jede Menge Anlass zum Jubeln. Doch wie steht es nach der EM um den Frauen-Fußball in Deutschlan­d?
Foto: Sebastian Gollnow, dpa Die deutschen Fußball-Nationalsp­ielerinnen Lina Magull (rechts) und Svenja Huth hatten während der EM jede Menge Anlass zum Jubeln. Doch wie steht es nach der EM um den Frauen-Fußball in Deutschlan­d?

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