Mindelheimer Zeitung

„Es fühlt sich frei an“

Die aus Fellheim stammende Schauspiel­erin Katharina Stark wirkt in TV-Serien und Filmen mit, studierte zuletzt in New York. Wie sie es erlebt, permanent in Bewegung zu sein.

- Von Verena Kaulfersch

Fellheim Zuletzt wohnte sie in New York, tauchte am Lee Strasberg Institute ins Method Acting und tiefer ins Filmemache­n ein. Nun hat es Katharina Stark für Dreharbeit­en wieder nach Deutschlan­d gezogen. Kaum dort gelandet, standen für sie Proben in München und Berlin an. Permanent hält der Wechsel von Lernen und Arbeiten die aus Fellheim stammende Schauspiel­erin in Bewegung – und die 23-Jährige genießt es in vollen Zügen. „Ich glaube, es ist das richtige Alter, um das zu machen“, sagt sie: „Es fühlt sich frei an.“

Die Ausbildung an der Otto-Falckenber­g-Schule, einer Fachakadem­ie für Darstellen­de Kunst, und an der Hochschule für Fernsehen und Film (HFF) in München hat Stark abgeschlos­sen – und den Sprung über den Großen Teich gemacht, um weiter zu studieren. „In New York gibt es tolle Schulen, all die Coaches und so viele Möglichkei­ten: Das hat mir geholfen, mich motiviert und mir sehr viel Mut gemacht“, erzählt die Schauspiel­erin. Auch dafür, Vertrautes zurückzula­ssen. Kontakt zu engen Freundinne­n und Freunden hält sie noch durch Gespräche via Facetime: „Wegen Corona ist man ja abgehärtet, weil man lange Zeit sowieso nicht viele Leute treffen konnte.“Wie die 23-Jährige selbst sind ihre Freundinne­n aus der Schauspiel­schule zu anderen Stationen aufgebroch­en. Zeit für ein neues Kapitel.

„Meine Rollen ändern sich gerade, weil auch ich mich verändert habe“, sagt die 23-Jährige. Die langen blonden Locken, die sie vor sieben Jahren als „Similde“im Kinofilm „König Laurin“schmückten, sind Geschichte. Der Prinzessin folgten ganz andere Figuren, etwa im vergangene­n Jahr im „Polizeiruf 110“die drogenabhä­ngige Karo, die ganz und gar nicht aus einer Märchenwel­t stammt. Auch in Krimi-Serien wie „Soko München“, „Soko Köln“oder „Morden im Norden“trat Stark auf und sie stand für „Und ihr schaut zu“vor der Kamera: einen Film, der bei einer ARD-Themenwoch­e im Herbst läuft. Die Handlung schildert den Kampf einer Mutter gegen Gaffervide­os, die nach dem Unfalltod ihrer Tochter kursieren.

In den kommenden Monaten schlüpft die 23-Jährige in die Hauptrolle bei zwei historisch­en Stoffen. Einer der Filme, ein noch geheimes Streaming-Projekt, spielt im vergangene­n Jahrhunder­t. Der zweite, „Sturm und Drang“, ist ein Abschlussf­ilm der HFF und angesiedel­t im Umfeld der Französisc­hen Revolution. Stark wandelt sich dafür zu einer jungen Frau, „in einer Zeit, in der Frauen keine Rechte hatten“. Inspiriert von den Ereignisse­n und den Idealen der Revolution will sie ausbrechen – nach Paris und in ein besseres Leben. Doch was ihr begegnet, sind auch Hürden und Desillusio­nierung. Das Ende – und viele Fragen – bleiben laut der 23-Jährigen offen: „Für wessen Freiheit lohnt es, sich zu kämpfen und wer müsste an einer Revolution beteiligt sein, damit sie zu Verbesseru­ngen für alle führt?“Ihre Figur sei nicht nur spannend, schwärmt Stark. „Durch sie bin ich total an einer Aussage und einem Thema dran, das ich wichtig finde: Das ist ein richtig tolles Gefühl.“

Nicht nur das ist für Stark entscheide­nd: Erkenntnis­se aus dem Studium haben ihren Blick dafür geschärft, wie und aus welcher Perspektiv­e eine solche Botschaft transporti­ert wird. „Wenn eine Figur nicht viel entscheide­n kann, das aber gerne würde, finde ich es wichtig, genau das zu zeigen und das, woran sie scheitert. Sie auf ein Opfer der Umstände zu reduzieren, reicht nicht.“

Zu manch angebotene­r Rolle sagt die Nachwuchs-Schauspiel­erin schlicht Nein. Etwa, wenn vorgeferti­gte Sichtweise­n reproduzie­rt werden oder ein Thema wie Behinderun­g abseits echter Empathie und Auseinande­rsetzung nur der oberflächl­ichen Rührung dient. „Ich habe kein Recht, das zu spielen“, sagt sie über Rollen, die zum Beispiel Personen anderer ethnischer Herkunft darstellen. „Ich würde mir das nur für diese Rolle aneignen. Doch es gibt diese Menschen und in der Vergangenh­eit wurden sie oft von Bühnen ausgegrenz­t.“

Sofort mit an Bord wäre Stark dagegen, würde ihr eine Rolle bei einer Dark Comedy wie ihrer britischen Lieblingss­erie „Fleabag“angeboten: „Sowas würde ich gerne mal machen: Da werden Dinge so formuliert, wie man sie noch nie gehört hat. Ernste Themen bekommen einen Witz, der total wehtut.“Mit Begeisteru­ng erfüllt sie auch ein Hobby, das sie pflegt, wenn sie nicht vor der Kamera steht, für die Recherche zu einer Figur Bücher wälzt oder sich durch entspreche­nde Dokus und Filme schaut: „Ich hab’ mein Homestudio immer dabei und wenn ich Zeit habe, nehme ich selbst Lieder auf. Musik ist für mich einfach etwas, bei dem man seinem Instinkt nachgeht: passend dazu, wie es einem geht.“Und so will Stark weiter im Wechsel von Spielen und Weiterlern­en aufgehen – „und vielleicht auch irgendwann mit Musik auf die Bühne.“

 ?? Foto: Verena Kaulfersch ?? Für die aus Fellheim stammende Schauspiel­erin Katharina Stark läuft es richtig gut: Sie ist in TV-Sendungen wie „Polizeiruf 110“zu sehen, übernimmt wichtige Rollen bei Produktion­en für Theater sowie Kino und wirkt bei Streaming-Formaten mit.
Foto: Verena Kaulfersch Für die aus Fellheim stammende Schauspiel­erin Katharina Stark läuft es richtig gut: Sie ist in TV-Sendungen wie „Polizeiruf 110“zu sehen, übernimmt wichtige Rollen bei Produktion­en für Theater sowie Kino und wirkt bei Streaming-Formaten mit.

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