Mindelheimer Zeitung

Endlich wieder auf einem guten Weg

Eine Bad Wörishofer­in spricht offen über ihre Bipolare Störung. Sie will damit erreichen, dass psychische Erkrankung­en nicht länger tabuisiert werden.

- Von Karin Donath

Bad Wörishofen Es war ein langer schwierige­r Weg, den Carola S. aus Bad Wörishofen gegangen ist, doch dank profession­eller Unterstütz­ung und mit Hilfe ihrer Familie hat sie es nun fast geschafft und möchte nun anderen Betroffene­n Mut machen. Im Alter von 21 Jahren wurde bei Carola S. eine bipolare Störung festgestel­lt.

Dabei begann der Prozess von den ersten Anzeichen bis hin zur endgültige­n Diagnose schon früher. „Man merkt auf einmal, dass etwas nicht stimmt, man hat extreme Stimmungss­chwankunge­n und ist mal völlig euphorisch und dann wieder niedergesc­hlagen.“Zuerst versuche man selbst damit klarzukomm­en, nach dem Motto „das wird schon wieder“.

Doch irgendwann kam der Moment, als Carola S. erkannte, dass sie es nicht schafft, auch ihre Familie hatte gemerkt, dass etwas nicht „stimmte“und unterstütz­te sie dabei, profession­elle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Es folgten stationäre und ambulante Behandlung­en im Bezirkskra­nkenhaus Kaufbeuren und eine Reha und schnell wurde klar: Das Leben allein in einer eigenen Wohnung war – zunächst – nicht möglich.

Carola S. zog in eine therapeuti­sche Wohngruppe, zusammen mit anderen psychisch Erkrankten.

Betreut wurde sie dort vom Dominikus Ringeisen Werk und lernte, mit der Situation umzugehen und vor allem, offen über ihre Erkrankung zu sprechen. „Psychische Erkrankung­en sind in der Gesellscha­ft immer noch ein Tabuthema – entweder sie werden totgeschwi­egen oder man wird in eine bestimmte Ecke gestellt in der Annahme, dass man ja nicht ganz richtig tickt.“

Umso wichtiger ist es für Carola S., offen damit umzugehen. „Natürlich trete ich das jetzt nicht ungefragt breit.“Aber wenn das Gespräch darauf kommt oder wenn man sie anspricht, erklärt sie offen die Art ihrer Erkrankung.

Für sie kam irgendwann der Zeitpunkt, als ihr klar wurde, dass sie nicht mehr in einer WG leben, sondern wieder auf eigenen Füßen stehen will.

Über das Dominikus Ringeisen Werk bekam sie die Möglichkei­t eine Begleitung zur Wiedereing­liederung in den Alltag zu bekommen. Mit Sozialpäda­gogin Alexandra Schmid, die auch die Geschäftss­telle für ambulantes betreutes Wohnen in Bad Wörishofen leitet, bekam Carola S. einmal in der Woche kompetente Unterstütz­ung für die alltäglich­en Probleme, wobei es in erster Linie darum geht, in Gesprächen belastende Situatione­n aufzuarbei­ten.

Inzwischen hat sich Carola S. nicht nur in ihrer Wohnung gut eingelebt, sondern geht auch einer regelmäßig­en Arbeit nach.

Üblicherwe­ise wird die Unterstütz­ung für zwei Jahre gewährt, dann kann ein Antrag auf Verlängeru­ng gestellt werden. Sie hofft natürlich, dass sie bald gar keine Hilfe mehr benötigt. Kraft holt sie sich beim Malen, ihre kreative Seite hat sie während der Therapie wieder entdeckt und Vieles auf diese Weise verarbeite­t.

Auch die therapeuti­sche Klettergru­ppe des BKH besucht sie regelmäßig; die Bewegung und der Zusammenha­lt im Team geben ihr Kraft und Energie.

„Ich denke, ich bin auf einem guten Weg und habe meine Erkrankung im Griff,“so Carola S. abschließe­nd.

 ?? Foto: Karin Donath ?? Alexandra Schmid (rechts) freut sich über das Bild von Carola S., das nun in den Geschäftsr­äumen des Dominikus Ringeisens Werks in Bad Wörishofen hängt.
Foto: Karin Donath Alexandra Schmid (rechts) freut sich über das Bild von Carola S., das nun in den Geschäftsr­äumen des Dominikus Ringeisens Werks in Bad Wörishofen hängt.

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