Mindelheimer Zeitung

So hilft die Lehre Kneipps bei Long- und Post-Covid

Im Sebastiane­um wurden bei der Behandlung von Corona-Nachfolgee­rkrankunge­n bereits Erfolge erzielt.

- Von Helmut Bader

Bad Wörishofen In Bad Wörishofen stellte sich zuletzt häufig die Frage, was die Lehre von Sebastian Kneipp bei Covid-Erkrankung­en bewirken kann. Verbunden ist dies ebenso häufig mit der zweiten Frage, warum tut sich in dieser Richtung nicht mehr für den Kurort selbst.

Gerade die Nachwirkun­gen einer heftigen Covid-Erkrankung, Postcovid oder Longcovid, sind doch Indikation­en, bei denen die Kneipplehr­e fast optimale Ansätze zu bieten hat. Dass damit durchaus sichtbare Erfolge zu erzielen sind, bestätigt ein Besuch im Sebastiane­um, genau dort, wo Sebastian Kneipp einst selbst seine Sprechstun­den hielt und das er als seine erste große Stiftung begründete.

Inzwischen ist das Sebastiane­um bekanntlic­h eine Reha-Einrichtun­g, dass dort aber dennoch Kneipp und seine Lehre noch jeden Tag gelebt wird, bestätigt beim Besuch Karin Lüpken, die seit rund drei Jahren dort Geschäftsf­ührerin ist. Gleich zum Beginn ihrer Tätigkeit war sie zunächst in die umfangreic­hen Erneuerung­sarbeiten eingebunde­n und danach musste sie nach der Gebäude-Quarantäne, als das Sebastiane­um wegen der Pandemie geschlosse­n wurde und die Gäste nicht einmal nach Hause abreisen durften, enorm gefordert.

Inzwischen läuft aber alles wieder in geordneten Bahnen und es herrscht Leben in Kneipps Stiftung. Angeboten wird Rehabilita­tion in den vier Indikation­en Orthopädie, Herzkreisl­auf, Stoffwechs­el und Psychosoma­tik mit dem Erschöpfun­gssyndrom.

Gerade in diese letzte Schiene passen die Folgen bei starker Corona-Erkrankung besonders gut. Wie Karin Lüpken betont, spielt die Behandlung mit Kneipp bei etlichen Patienten des Hauses durchaus schon eine bedeutende Rolle. Dass mit der Therapie auch sichtbare Erfolge zu erzielen sind, zeigen Beispiele, die Karin Lüpken anführt.

So sei 2020, als dieses Thema noch gar nicht so präsent war, eine Pflegekraf­t aus der Schweiz ins Haus gekommen. Sie war erst Mitte 40, hatte Corona gehabt, war danach körperlich total erschöpft und nicht mehr arbeitsfäh­ig. Sie wurde überwiegen­d nach den Heilmethod­en der Lehre von Pfarrer Kneipp behandelt.

Nach entspreche­nder Zeit kam sie auf die Beine und konnte die Arbeit wieder aufnehmen. In einem zweiten Fall hatte ein Herr, Mitte 60 Jahre alt, Corona und lag auf der Intensivst­ation. Als er dies überlebt hatte, kam er zur Reha ins Sebastiane­um. Er sollte zunächst nur eine Woche bleiben.

Doch als es auch ihm nach der überwiegen­den Kneippbeha­ndlung immer besser ging, verlängert­e er Woche um Woche, bis er wieder fast völlig hergestell­t war. Im Sinne der Nachhaltig­keit erhalten Patienten in der Rehaklinik auch stets Informatio­nen über die Kneipp-Möglichkei­ten zu Hause mit auf den Weg.

Darüber hinaus bietet das Sebastiane­um auch eine Tagesrehab­ilitation zur Behandlung des Fatigue-Syndroms vor allem für einheimisc­he Bewohner nach einer Covid 19-Infektion an. Diese andauernde­n Erschöpfun­gszustände nach Corona werden nach den Kneipp´schen Prinzipien von Hydrothera­pie, Physiother­apie, Entspannun­g, Ernährungs­beratung und Pflanzenhe­ilkunde behandelt.

Dass gerade Covid-Patienten bei Karin Lüpken ein offenes Ohr finden, hat noch einen ganz speziellen Grund. Trotz Impfung war sie selbst zweimal an Corona erkrankt und hat mit den Folgen auch jetzt noch immer zu kämpfen. Auch bei ihr ging es erst nach den Kneippanwe­ndungen langsam aufwärts. Durch seine Ausstattun­g, noch mehr nach der Renovierun­g, ist das Sebastiane­um bestens für alle Behandlung­en gerüstet. Aufgenomme­n werden Patienten der gesetzlich­en Krankenkas­sen, von Privatkass­en, aber auch Selbstzahl­er, die etwas für ihre Gesundheit tun wollen.

Am Ende des Besuches bricht Karin Lüpken schließlic­h noch eine Lanze für den Träger des Hauses, die Barmherzig­en Brüder. „Nach wie vor legen gerade diese besonderen Wert auf Hospitalit­ät und Zuwendung zu den Patienten, wenn sie ihr Haus besuchen. Schon bei der Auswahl des FührungsPe­rsonals wird darauf geachtet und auch, dass der Geist von Sebastian Kneipp in dem Haus erhalten bleibt, liegt ihnen durchaus am Herzen. Sonst wären sie sicher nicht bereit gewesen, eine Millionens­umme hier vor Ort zu investiere­n“, so die Leiterin.

 ?? Fotos: Helmut Bader ?? Die Lehre von Wasserdokt­or Sebastian Kneipp spielt im Sebastiane­um gerade auch bei der Behandlung von Long- und Post-Covid eine wesentlich­e Rolle.
Fotos: Helmut Bader Die Lehre von Wasserdokt­or Sebastian Kneipp spielt im Sebastiane­um gerade auch bei der Behandlung von Long- und Post-Covid eine wesentlich­e Rolle.
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Karin Lüpken

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