Energiepreise lassen Sportler schwitzen
Der Unterallgäuer Uli Theophiel, stellvertretender Bezirksvorsitzender des Landes-Sportverbandes, macht sich für staatliche Hilfen für Vereine stark. Eine Umfrage zeigt, dass viele Klubs bereit sind, nicht nur die Hand aufzuhalten.
Unterallgäu „Der russische Angriffskrieg in der Ukraine hat zu starken Preissteigerungen bei Strom und Heizmaterialien geführt. Um die Mehrbelastung abfangen zu können, wünschen sich Deutschlands Amateurvereine Unterstützung durch die Politik, sehen sich beim Energiesparen jedoch auch selbst in der Verantwortung.“Das hat jetzt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) betont. Er hat auch eine Umfrage durchgeführt (siehe Infokasten).
Doch wie stellt sich die Lage bei den Vereinen in unserer Region derzeit dar? Unsere Redaktion befragte dazu Uli Theophiel, den stellvertretenden Bezirksvorsitzenden des Bayerischen LandesSportverbandes (BLSV).
• Momentan geht’s noch mit reduzierter Beleuchtung: Die Memminger Vereine profitieren nach Ansicht des Unterallgäuers Theophiel in erster Linie von den städtischen Sportanlagen und Hallen, die den Vereinen zu einem großen Teil kostenlos für den Trainingsbeziehungsweise Spielbetrieb zur Verfügung gestellt würden. „Momentan kann noch mit einer reduzierten Beleuchtung in den Turnhallen geübt beziehungsweise auf den Spielfeldern trainiert werden.“
Nach der Sommerpause und nach der Sommerzeit schlage im Herbst dann möglicherweise der höhere Energiebedarf, verbunden mit erhöhten Preisen, durch. „Inwieweit dann die Stadt die Vereine finanziell höher belasten muss, wird sich zeigen“, so Theophiel.
• Komplett andere Situation bei den Landvereinen: Eine nahezu komplett andere Situation finde man bei den Landvereinen vor, erklärt Theophiel, der auch BLSV-Kreisvorsitzender ist. Die Vereine müssten die Energiekosten und Instandhaltung der Sportanlagen wohl zum großen Teil selbst tragen. Dazu zählten Strom, Gas und Wasser. „Momentan habe ich hiervon noch nichts mitbekommen, obwohl ich derzeit viel unterwegs bei den Vereinen bin“, berichtet Theophiel, „hier wird es aber mit Sicherheit nach der Sommerzeit zu einer sehr starken Belastung kommen.“
• Höhere Beiträge sind „nicht das erste Mittel“:
Die Mitgliedsbeiträge zu erhöhen, ist für den Kreisvorsitzenden des BLSV aber „nicht das erste Mittel, um die Erhöhungen auszugleichen“. Das sehe auch der Landesvorsitzende Jörg Ammon so. Gerade die Mitglieder in den Vereinen hätten in den vergangenen Jahren stark gelitten. Theophiel nennt hierbei beispielsweise den Ausfall von Aktivitäten und Übungsstunden. Sie hätten trotzdem weiterhin ihre Beiträge gezahlt und den Vereinen die Treue gehalten. „Ich plädiere in erster Linie dafür, dass die Verhandlungen mit der Staatsregierung zu einem Erfolg kommen und weitere Hilfen kommen.“Persönlich stellt sich Uli Theophiel vor, die Sportförderpauschale im Jahr 2023 – wie in den vergangenen beiden Jahren – nochmals auszubezahlen und den Förderbeitrag zu erhöhen. Theophiel berichtet: „Bei meinen Besuchen konnte ich feststellen, dass die Sportvereine in den vergangenen Jahren sehr viel in die Sportstätten investiert haben, bedingt auch durch das Sonderprogramm der Staatsregierung für strukturschwache Regionen in Höhe von insgesamt 310 Millionen Euro. Bayernweit gab es Theophiel zufolge 2300 Anträge. Auch Vereine im Unterallgäu hätten davon zum Teil stark profitiert.
• Es wird immer schwerer, Ehrenamtliche zu finden:
Große Sorgen bereiten Theophiel die hohen Energieund Kraftstoffpreise. „Es wird immer schwerer, Ehrenamtliche als Betreuer, Trainer oder Übungsleiter zu finden, welche die Schüler und Jugendlichen zu den Trainingsund Wettkampfstätten begleiten, damit der Spielbetrieb aufrecht erhalten werden kann.“Damit befasst sich nach Ansicht von Theophiel „im Bundestag überhaupt niemand“. Solange die Regierung von den höheren Spritpreisen selbst profitiere, egal, wie teuer der Sprit für den Verbraucher werde, fänden nicht einmal Debatten darüber statt.
• Nicht nur loben, sondern auch Voraussetzungen schaffen:
Der Kreisvorsitzende des Landes-Sportverbandes sagt: „Es wird immer wieder von einem hohen gesellschaftlichen Auftrag gesprochen, den der Sport in Deutschland hat. Aber das Ehrenamt selbst als Voraussetzung dafür interessiert niemanden.“Es reiche nicht aus, den Übungsleiter-Freibetrag oder die Ehrenamtspauschale für Funktionsträger zu erhöhen, kritisiert Theophiel. „Kleinere Vereine, die wir zuhauf im Unterallgäu haben, können sich eine Auszahlung überhaupt nicht leisten.“Sie seien auf Spenden angewiesen. Und die berechtigten Personen selbst könnten aufgrund ihrer steuerlichen Situation oft auch nichts damit anfangen.