Mindelheimer Zeitung

Energiepre­ise lassen Sportler schwitzen

Der Unterallgä­uer Uli Theophiel, stellvertr­etender Bezirksvor­sitzender des Landes-Sportverba­ndes, macht sich für staatliche Hilfen für Vereine stark. Eine Umfrage zeigt, dass viele Klubs bereit sind, nicht nur die Hand aufzuhalte­n.

- Von Manfred Jörg

Unterallgä­u „Der russische Angriffskr­ieg in der Ukraine hat zu starken Preissteig­erungen bei Strom und Heizmateri­alien geführt. Um die Mehrbelast­ung abfangen zu können, wünschen sich Deutschlan­ds Amateurver­eine Unterstütz­ung durch die Politik, sehen sich beim Energiespa­ren jedoch auch selbst in der Verantwort­ung.“Das hat jetzt der Bayerische Fußball-Verband (BFV) betont. Er hat auch eine Umfrage durchgefüh­rt (siehe Infokasten).

Doch wie stellt sich die Lage bei den Vereinen in unserer Region derzeit dar? Unsere Redaktion befragte dazu Uli Theophiel, den stellvertr­etenden Bezirksvor­sitzenden des Bayerische­n LandesSpor­tverbandes (BLSV).

• Momentan geht’s noch mit reduzierte­r Beleuchtun­g: Die Memminger Vereine profitiere­n nach Ansicht des Unterallgä­uers Theophiel in erster Linie von den städtische­n Sportanlag­en und Hallen, die den Vereinen zu einem großen Teil kostenlos für den Trainingsb­eziehungsw­eise Spielbetri­eb zur Verfügung gestellt würden. „Momentan kann noch mit einer reduzierte­n Beleuchtun­g in den Turnhallen geübt beziehungs­weise auf den Spielfelde­rn trainiert werden.“

Nach der Sommerpaus­e und nach der Sommerzeit schlage im Herbst dann möglicherw­eise der höhere Energiebed­arf, verbunden mit erhöhten Preisen, durch. „Inwieweit dann die Stadt die Vereine finanziell höher belasten muss, wird sich zeigen“, so Theophiel.

• Komplett andere Situation bei den Landverein­en: Eine nahezu komplett andere Situation finde man bei den Landverein­en vor, erklärt Theophiel, der auch BLSV-Kreisvorsi­tzender ist. Die Vereine müssten die Energiekos­ten und Instandhal­tung der Sportanlag­en wohl zum großen Teil selbst tragen. Dazu zählten Strom, Gas und Wasser. „Momentan habe ich hiervon noch nichts mitbekomme­n, obwohl ich derzeit viel unterwegs bei den Vereinen bin“, berichtet Theophiel, „hier wird es aber mit Sicherheit nach der Sommerzeit zu einer sehr starken Belastung kommen.“

• Höhere Beiträge sind „nicht das erste Mittel“:

Die Mitgliedsb­eiträge zu erhöhen, ist für den Kreisvorsi­tzenden des BLSV aber „nicht das erste Mittel, um die Erhöhungen auszugleic­hen“. Das sehe auch der Landesvors­itzende Jörg Ammon so. Gerade die Mitglieder in den Vereinen hätten in den vergangene­n Jahren stark gelitten. Theophiel nennt hierbei beispielsw­eise den Ausfall von Aktivitäte­n und Übungsstun­den. Sie hätten trotzdem weiterhin ihre Beiträge gezahlt und den Vereinen die Treue gehalten. „Ich plädiere in erster Linie dafür, dass die Verhandlun­gen mit der Staatsregi­erung zu einem Erfolg kommen und weitere Hilfen kommen.“Persönlich stellt sich Uli Theophiel vor, die Sportförde­rpauschale im Jahr 2023 – wie in den vergangene­n beiden Jahren – nochmals auszubezah­len und den Förderbeit­rag zu erhöhen. Theophiel berichtet: „Bei meinen Besuchen konnte ich feststelle­n, dass die Sportverei­ne in den vergangene­n Jahren sehr viel in die Sportstätt­en investiert haben, bedingt auch durch das Sonderprog­ramm der Staatsregi­erung für struktursc­hwache Regionen in Höhe von insgesamt 310 Millionen Euro. Bayernweit gab es Theophiel zufolge 2300 Anträge. Auch Vereine im Unterallgä­u hätten davon zum Teil stark profitiert.

• Es wird immer schwerer, Ehrenamtli­che zu finden:

Große Sorgen bereiten Theophiel die hohen Energieund Kraftstoff­preise. „Es wird immer schwerer, Ehrenamtli­che als Betreuer, Trainer oder Übungsleit­er zu finden, welche die Schüler und Jugendlich­en zu den Trainingsu­nd Wettkampfs­tätten begleiten, damit der Spielbetri­eb aufrecht erhalten werden kann.“Damit befasst sich nach Ansicht von Theophiel „im Bundestag überhaupt niemand“. Solange die Regierung von den höheren Spritpreis­en selbst profitiere, egal, wie teuer der Sprit für den Verbrauche­r werde, fänden nicht einmal Debatten darüber statt.

• Nicht nur loben, sondern auch Voraussetz­ungen schaffen:

Der Kreisvorsi­tzende des Landes-Sportverba­ndes sagt: „Es wird immer wieder von einem hohen gesellscha­ftlichen Auftrag gesprochen, den der Sport in Deutschlan­d hat. Aber das Ehrenamt selbst als Voraussetz­ung dafür interessie­rt niemanden.“Es reiche nicht aus, den Übungsleit­er-Freibetrag oder die Ehrenamtsp­auschale für Funktionst­räger zu erhöhen, kritisiert Theophiel. „Kleinere Vereine, die wir zuhauf im Unterallgä­u haben, können sich eine Auszahlung überhaupt nicht leisten.“Sie seien auf Spenden angewiesen. Und die berechtigt­en Personen selbst könnten aufgrund ihrer steuerlich­en Situation oft auch nichts damit anfangen.

 ?? Foto: Axel Schmidt ?? Viele Sportverei­ne, wie hier der SV Auerbach, haben in den vergangene­n Jahren ihre Sportstätt­en und Vereinshei­me energetisc­h auf den neuesten Stand gebracht. Trotzdem werden sich ab Herbst die hohen Energiepre­ise auch bei den Vereinen niederschl­agen, befürchtet BLSV-Kreisvorsi­tzender Uli Theophiel.
Foto: Axel Schmidt Viele Sportverei­ne, wie hier der SV Auerbach, haben in den vergangene­n Jahren ihre Sportstätt­en und Vereinshei­me energetisc­h auf den neuesten Stand gebracht. Trotzdem werden sich ab Herbst die hohen Energiepre­ise auch bei den Vereinen niederschl­agen, befürchtet BLSV-Kreisvorsi­tzender Uli Theophiel.
 ?? ?? Uli Theophiel
Uli Theophiel

Newspapers in German

Newspapers from Germany