„Ohne die Menschen funktioniert es nicht“
Beratung für die Kommunen in der Region Augsburg zum Thema „Flächensparen“– Abschlussveranstaltung fand in Neusäß statt.
Mobilitätskonzepte und Nachverdichtung in Gewerbegebieten, Steuerrecht bei der Umnutzung landwirtschaftlicher Hofstellen, die Ausübung des kommunalen Vorkaufsrechts und wie geht das nun genau mit der Eigentümeransprache und dem Aufbau eines Flächenmanagements? Ob Altenmünster oder Friedberg – die Fragen, wie Flächensparen vor Ort funktionieren soll, ähneln sich.
Mit dem Gewerbegebietsmanagement sind in Augsburg bereits qualifizierte Ansprechpartner für die Unternehmen vorhanden – kann das auch eine Lösung beispielsweise für Gersthofen sein? Noch im Jahr 2021 wurden in Bayern täglich ganze 10,3 Hektar für neue Siedlungszwecke benötigt. Das liegt leicht unter dem Niveau der Vorjahre, aber immer noch deutlich über dem für 2030 angestrebten Richtwert von fünf Hektar pro Tag.
Wie Flächensparziele konkret vor Ort umgesetzt werden können, zeigt sich nun in der Region Augsburg. Im Rahmen des Förderprogramms „Flächensparen und Flächenentwicklung“ waren die Kommunen aus den Landkreisen Augsburg und Aichach-Friedberg sowie die Stadt Augsburg zu Austausch, Fortbildung und Beratung eingeladen.
Anfang Dezember hatte die Regio Augsburg Wirtschaft GmbH in die Stadthalle nach Neusäß eingeladen, um nach einem arbeitsreichen Jahr in Sachen Flächensparen und Flächenentwicklung Bilanz zu ziehen. Die auf kommunales Flächenmanagement spezialisierte Beratungsgesellschaft CIMA Beratung + Management GmbH aus München präsentierte die zentralen Ergebnisse.
Den Städten und Orten wurde ein bunter Strauß an Instrumenten und Lösungswegen für ihre Fragestellungen an die Hand gegeben. Michael Pelzer, Altbürgermeister aus der Gemeinde Weyarn in Oberbayern, berichtete, wie er und seine Mitstreiter es geschafft hatten, die Menschen mitzunehmen. In der Gemeinde wurden beispielsweise Senioren zum Umzug aus einem zu groß gewordenen Einfamilienhaus für den Umzug in eine barrierefreie Eigentumswohnung in der Ortsmitte gewonnen. Die freigewordenen Häuser bieten nun Wohnraum für junge Familien. Die künftigen Bewohner wurden frühzeitig eingebunden, ihre Wünsche und Bedenken berücksichtigt, denn „ohne die Menschen funktioniert das beste Konzept nicht“, so Pelzer.
Diese Erkenntnis war ein wichtiges Fazit zum Flächensparforum wie auch für den gesamten Prozess: Praxisnah und umsetzungsorientiert haben Bürgermeister, Wirtschaftsförderer und Mitarbeiter der Stadt- und Ortsplanung im vergangenen Jahr ihre konkreten Fallbeispiele eingebracht und gemeinsam Lösungen diskutiert. Fachvorträge brachten Expertenwissen rund um den Themenkomplex Innenentwicklung und Transformation der Orts- und Gewerbezentren ein. Die insgesamt 13 teilnehmenden Kommunen hatten die Möglichkeit, ihren Erfahrungsstand zu vergleichen und Wissenslücken zu schließen. Der interkommunale Austausch lag hierbei im Fokus.
In einer Mischung aus Vorträgen und 1:1-Beratung wurden des Weiteren Lösungswege für das eigene Fallbeispiel erarbeitet. Diese bezogen sich auf die tägliche Arbeit zur Aktivierung von innerörtlichen Flächenpotenzialen in sehr unterschiedlichen Bereichen. Klassische Planungsinstrumente wie auch Ortsentwicklungskonzepte oder ein Rahmenplan wurden vorgestellt. Hierbei wurden auch die individuellen Hintergründe der Flächenbesitzer, wie Landwirte, alleinstehende Eigentümer oder ansiedlungswillige Unternehmen genauer betrachtet. Dies ergab neue Ansätze und mögliche Argumentationshilfen. Wie aber kann die Stadtverwaltung kommunale Ziele umsetzen, wenn sie nicht Eigentümer der Flächen ist? Welche Überzeugungsstrategien sind bereits in der erfolgreichen Anwendung? Vielfach hilft das persönliche Gespräch – um dieses optimal führen zu können, braucht es eine gute Vorbereitung und Kommunikation auf Augenhöhe. Angebote können zum Beispiel über Förderprogramme, Beratungsleistungen oder kommunale Tauschflächen in Anspruch genommen werden.
Ein besonderes Potenzial für die Stadt Augsburg und die angrenzenden Kommunen stellt die Entwicklung der Universitätsmedizin dar. Die Gemeinden können nicht nur Wohnraum für die Beschäftigten anbieten, sondern wollen beispielsweise von möglichen Ausgründungen auf ihren Gewerbeflächen profitieren. Um dies bestmöglich zu nutzen, soll künftig gemeindeübergreifend zusammengearbeitet und der Kontakt zur Fakultät und zum Klinikum intensiviert werden.
„Vor allem die praktischen Beispiele“, antwortet eine Teilnehmerin auf die Frage, was sie für ihre weitere Arbeit mitnimmt. Voneinander lernen und die handelnden Akteure vor Ort motivieren, dieses Ziel hat die Veranstaltungsreihe bereits erreicht. Nun gilt es, die Bürger in den Kommunen zu überzeugen. Das Projekt „Flächensparen und Flächenentwicklung im Wirtschaftsraum Augsburg“wird gefördert durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie.