Knatsch um neuen Parkplatz in der Fußgängerzone
Grüne, SPD und ÖDP gehen nach Beschwerden aus der Bevölkerung gegen einen Parkplatz in Bad Wörishofen vor.
Bad Wörishofens Fußgängerzone gerät immer mal wieder mit der Tatsache in den Blickpunkt, dass dort auch fleißig mit dem Auto gefahren wird. Neben Lieferdiensten tun das auch Gäste der anliegenden Hotels und Bewohnerinnen und Bewohner mit Sondergenehmigung. Dass die Stadtverwaltung jetzt aber auch einen Parkplatz in der Fußgängerzone genehmigt hat, geht Grünen, SPD und ÖDP zu weit.
Bad Wörishofens Stadtverwaltung habe im April 2023 einen Stellplatz in der Ludwig-Geromiller-Straße genehmigt, kritisieren Grünen-Fraktionssprecherin Doris Hofer und Jürgen Thiemann für die Ausschussgemeinschaft SPD/ ÖDP. Das sei „offensichtlich in Absprache mit einem Einzelhändler“geschehen. Die Geromiller-Straße sei jedoch seit Jahrzehnten eine Fußgängerzone. Sogar das Radfahren sei dort untersagt. Zahlreiche Beschwerden aus der Bevölkerung hätten nun zu einem Antrag an den Stadtrat geführt, macht Hofer deutlich.
Grüne, SPD und ÖDP schlagen zwei Alternativen vor, die Beschlüsse aussehen könnten. Möglichkeit eins: Die öffentliche Parkfläche kommt wieder weg und der ursprüngliche Zustand als Fußgängerzone muss wieder hergestellt werden. Möglichkeit zwei: Der Parkplatz darf bleiben. Was die Vertreterinnen und Vertreter nämlich ebenfalls stört: Die Entscheidung wurde gefällt, ohne „dass dies zuvor im Stadtrat besprochen oder gar abgestimmt worden wäre“, kritisieren Hofer und Thiemann.
„Abgesehen davon, dass dieser Bereich ausschließlich den Fußgängern vorbehalten war, liegt es auf der Hand, dass die Art und Weise, wie der Parkplatz angelegt wurde, Gefahren für die anderen Verkehrsteilnehmer birgt“, führen Hofer und Thiemann weiter aus. Das sei so, weil das „Benutzen der Parkfläche unstrittig mit entsprechenden, größtenteils rückwärts auszuführenden Rangiermanövern verbunden ist.“Zudem werde nun faktisch annähernd die Hälfte der Ludwig-Geromiller-Straße durch Fahrzeugverkehr tangiert. Grüne, SPD und ÖDP haben ihrem Antrag ein Foto vom 23. Januar beigefügt, das zeigt, wie drei Autos in der Geromiller-Straße parken, darunter ein Sportwagen, der einfach mitten im Weg steht.
„Die Einrichtung einer öffentlichen Parkfläche in der Ludwig-Geromiller-Straße konterkariert die jahrelangen Bemühungen, Kraftfahrzeugverkehr in der Bad Wörishofer Fußgängerzone auf das absolut Nötigste zu beschränken, um dort die Aufenthaltsqualität zu steigern“, kritisieren Hofer und Thiemann. „Steht dort ein Auto, zieht dies andere Autos nach sich.“
Dabei sei öffentlicher Raum rar und werde zudem dringend gebraucht, beispielsweise „für Maßnahmen, um das Mikroklima zu verbessern und unsere Innenstadt hitzeresilient zu gestalten“, führen Hofer und Thiemann aus. Neue Parkflächen führten zudem zu weiteren Suchverkehr. Grüne, SPD und ÖDP kritisieren bei dieser Gelegenheit, dass vor nicht allzu langer Zeit an der Hauptstraße zwei Kurzzeitparkplätze „direkt auf
Bushaltebuchten“eingerichtet wurden, ebenfalls ohne Beteiligung des Stadtrates oder eines Ausschusses.
Im aktuellen Fall komme hinzu, dass der Einzelhändler, um den es geht, schon „über eigene Stellplätze in seinem Innenhof“verfüge und die öffentlichen Parkplätze am Kurhaus und am Kloster nur etwa 100 Meter entfernt lägen. Grüne, SPD und ÖDP kritisieren das Vorgehen der Stadtverwaltung als „rückwärtsgewandt“und zudem als Widerspruch zum innerstädtischen Entwicklungskonzept.
„Eine verkehrsrechtliche Entscheidung mit dieser Tragweite kann nicht allein durch die Verwaltung, ohne Einbeziehung des Stadtrates, getroffen werden“, heißt es im Schreiben von Hofer und Thiemann. (mz, mhe)