Grünes Licht für Behördenzentrum
Der Haushaltsausschuss des Landtags genehmigt den Neubau für bis zu 130 Arbeitsplätze. Noch in dieser Woche will das Staatliche Bauamt dort erste Baumfällungen veranlassen. Warum es plötzlich schnell gehen muss.
Als Finanzminister hatte Markus Söder bereits angekündigt, Behörden von München in die Region zu verlagern. Mittlerweile ist er Ministerpräsident – und nun steht fest, dass Kaufbeuren ein „Behördenzentrum“mit bis zu 130 Arbeitsplätzen bekommt. Nach langer Planung hat der Haushaltsausschuss des Landtags am Dienstag grünes Licht für die Finanzierung der Einrichtung gegeben. Der Bau soll verkehrsgünstig gegenüber dem Bahnhof, auf dem Hanggrundstück zwischen Bahnhofstraße und Parkstadion, entstehen.
Der Freistaat kündigt an, in das neue Behördenzentrum 36,5 Millionen Euro zu investieren. In dem Neubau werden die Außenstelle des Landesamtes für Finanzen, das Bayern-Lab („digitales Lern- und Erlebniszentrum“) und eine Außenstelle der Staatskanzlei untergebracht. „Bei meinem Einzug in den Landtag vor 15 Jahren hätte ich es mir nicht träumen lassen, dass ich einmal einen Neubau der Staatskanzlei in Kaufbeuren werde verkünden können“, sagt der Kaufbeurer Landtagsabgeordnete Bernhard Pohl (FW). Er erwartet nach der Freigabe der Planung durch den Haushaltsausschuss eine zügige Vergabe der Bauleistungen. Das Vorhaben sei beim Staatlichen Bauamt Kempten in guten Händen.
Die Behördenverlagerung nach Kaufbeuren hat eine lange Geschichte. Gespräche zwischen der Stadt, ihren Landtagsabgeordneten und dem damaligen Finanzminister Söder nach der zwischenzeitlich wieder revidierten Entscheidung von Oktober 2011, den Bundeswehrstandort Kaufbeuren aufzugeben, hatten den Weg geebnet. Als Finanzminister war Söder für die sogenannte Heimatstrategie der Staatsregierung zuständig, die unter anderem die Verlagerung von Behörden in die Regionen Bayerns zum Ziel hat.
Der Zeitplan sieht nun so aus: Das verantwortliche Staatliche Bauamt Kempten rechnet mit einem Baubeginn im Herbst dieses Jahres, 2027 soll das Gebäude bezugsfertig sein. Vor dem ersten Spatenstich muss das Wasserwerk, voraussichtlich im Sommer, eine wichtige Wasserleitung im Bereich der Bahnhofstraße verlegen. Für beide Bauvorhaben können die Auftragsausschreibung erst nach der Entscheidung im Haushaltsausschuss beginnen, also demnächst. Da aber Anfang März die Vogelbrutzeit beginnt, plant das Staatliche Bauamt, bereits jetzt die Bäume entlang der Böschung auf dem Baufeld zu fällen. Die Forstarbeiten könnten schon am Freitag beginnen. „In einer speziellen artenschutzrechtlichen Prüfung wurden im Vorfeld sämtliche Auswirkungen des Bauvorhabens auf Flora und Fauna ausführlich untersucht – besonders auch mit Blick auf den Vogelschutz“, so Thomas Kieschke, der zuständige Abteilungsleiter im Staatlichen Bauamt. Die gefällten Gehölze sollen im rückwärtigen Teil des Grundstücks durch 25 neue, hochstämmige und standorttypische Bäume sowie ebenso viele Sträucher vollständig ersetzt werden, kündigt Kieschke an. Die Bepflanzung nördlich des Neubaus sei so angeordnet, dass sie auch als Unterschlupf für Fledermäuse dienen kann. Zum Schutz der Vogelpopulationen sei zudem der Bau von Nistkästen geplant. „Alle Eingriffe finden in Abstimmung mit Naturschutzexperten statt“, so Kieschke.
Der künftige Gebäudekomplex verfügt laut Planung über eine Nutzfläche von knapp 2800 Quadratmetern. Diese verteilt sich auf fünf Stockwerke. Das Behördenzentrum ist wie für Verwaltungsbauten vorgeschrieben im Passivhausstandard konzipiert. Mit dem Ziel der sogenannten visuellen Verträglichkeit soll der Baustoff Holz bei der Fassadenkonstruktion zum Einsatz kommen. Zudem werden der Innenhof, die Tiefgarage sowie die Dachflächen begrünt. Der erzeugte Strom einer Fotovoltaikanlage soll für den Eigenverbrauch genutzt, überschüssige Energie in das öffentliche Netz eingespeist werden. Dank Grundwasserwärmepumpen für die Heizung und der Nutzung von Grundwasser zur Kühlung soll eine vollständige Versorgung des Gebäudes durch regenerative Energien möglich sein.
Der Entwurf des Architekturbüros Löhle-Neubauer aus Augsburg sieht einen kompakten, quadratischen Baukörper mit begrüntem Innenhof vor. In dem transparent gestalteten Erdgeschoss sollen die Räume des Bayern-Labs untergebracht werden, das zum Bahnhofsplatz hin orientiert ist und der Öffentlichkeit künftig als „Zentrum für digitale Wissensbildung“zur Verfügung stehen soll. In den drei Stockwerken darüber werden Büros untergebracht. Die Tiefgarage soll in das Gebäude und den Böschungsverlauf integriert werden und nicht sichtbar sein. Von der Bahnhofstraße aus erreichbar sind zudem ebenerdige Besucherstellplätze.