Wenn die Erste Hilfe auf den Hund kommt
In einem speziellen Erste-Hilfe-Kurs lernen die Teilnehmer unter anderem, wie sie ihrem Hund den Puls messen – und wie sie ihn im Notfall wiederbeleben.
Pfaffenhausen Wo fühlt man beim Hund den Puls? Wie hoch ist die Atemfrequenz? Will man als Hundebesitzer kontrollieren, ob mit dem Vierbeiner alles in Ordnung ist, sollte man wissen, wie diese Werte oder auch die Körpertemperatur ermittelt werden. Janina Riegg, leitende Tierärztin im Kleintierbereich in der Tierarztpraxis Petermann in Pfaffenhausen, hatte ein ganzes Bündel an Informationen zu Erste-Hilfe-Maßnahmen beim Hund zusammengestellt. Der Kurs war eine Premiere, schon lange geplant und nun endlich umgesetzt.
Inge Freiding, die am Empfang in der Tierarztpraxis arbeitet, hatte Hündin Emma mitgebracht, die als „Vorzeigemodell“untersucht und verbunden wurde. Dazu gab es noch ein paar Plüsch-Labradorhunde, die von den Kursteilnehmern mit Wattevlies, Mullbinden und Klebeband umwickelt wurden. Doch zurück zum ersten, allgemeinen Teil des Kurses: Die Körpertemperatur beim Hund misst man am besten rektal mit dem Thermometer. Die Atemfrequenz, die durch Beobachten des Hebens und Senkens des Brustkorbes ermittelt wird, sollte zwischen zehn und 30 pro Minute betragen. Den Ruhepuls erfühlt man mit zwei Fingern an der Innenseite des Oberschenkels, wie die Ärztin an Hündin Emma zeigte. Die Kapillarfüllzeit misst man, indem man an der Lippe ins Zahnfleisch drückt, bis es weiß ist und dann mitzählt, wie lange es dauert, bis die Farbe wieder normal rötlich ist, kleiner oder gleich zwei Sekunden ist dabei normal.
„Wichtig ist vor allem zu erkennen, dass etwas nicht stimmt“, so Janina Riegg und dann den Tierarzt zu kontaktieren. Sie empfiehlt, mit dem Hund zu üben, sich am ganzen Körper anfassen zu lassen. Das erleichterte nicht nur die Untersuchung in der Tierarztpraxis, sondern auch beim Tierhalter zuhause Tätigkeiten wie Ohren putzen, Krallen schneiden, ins Maul schauen und die Zähne kontrollieren, Zecken entfernen oder Augentropfen geben. Weiter zeigte sie, wie man mit einer Mullbinde eine Schlinge um das Maul zieht, wenn kein Maulkorb griffbereit ist. Denn ein verletzter Hund, der Schmerzen hat, reagiere anders als normal: „Auch der netteste Hund kann dann beißen!“
Daneben wurden im Kurs verschiedene Wundarten und die richtige Versorgung besprochen. An erster Stelle stehe bei offenen Wunden die Reinigung, idealerweise mit einer Spülung mit hypochloriger Säure, wie Vetericyn, oder einer sterilen Infusionslösung. Janina Riegg zeigte dann, wie ein Kopf- oder Ohrenverband angelegt wird, den Brust- oder Bauchverband und zuletzt den Pfotenverband. Sie alle bestehen aus mehreren Schichten: zunächst die sterile Wundabdeckung, dann weiches Wattevlies, Mullbinden und zuletzt elastisches Klebeband. Dies sollte wie auch die Wundspülung in keiner Hausapotheke für den Hund fehlen.
Als die Tierärztin an einem Plüschhund demonstrierte, wie ein Fremdgegenstand aus dem Maul katapultiert wird, wenn man kräftig auf den Brustkorb des Hundes drückt, mussten alle im Raum lachen, denn das Stofftier war kurzzeitig völlig platt. Ein echter Hund hält glücklicherweise mehr aus!
Bei Herzstillstand, Bewusstlosigkeit und fehlender Atmung kann auch ein Hund wiederbelebt werden: Der Hund liegt dazu seitlich am Boden, Rücken und Kopf gerade in einer Linie. Wie beim Menschen folgt auf 30mal drücken die Beatmung. Dazu wird die Zunge etwas herausgezogen, das Maul mit den Händen zugedrückt und abgedeckt und dann in die Nase geblasen, zweimal nach je drei Sekunden. Eklig? – Wer seinen Hund liebt, macht es einfach, um ihn zu retten, da waren sich alle beim Kurs einig.