B12-Ausbau trifft Germaringen besonders hart
2035 könnten sehr viele Fahrzeuge pro Tag auf der B12 in Bad Wörishofens Nachbarschaft rollen. Die neue Prognose hat auch Auswirkungen auf die Planung des „Allgäu-Schnellwegs“.
Wie kaum eine andere Kommune ist Germaringen vom geplanten vierspurigen Ausbau der Bundesstraße 12 betroffen. Rund zehn Kilometer der gut 51 Kilometer langen Strecke zwischen Buchloe und Kempten verlaufen durch das Gemeindegebiet. Während es für den Bauabschnitt D, der von der A96 bis Höhe Untergermaringen reicht, bereits eine Baugenehmigung gibt, die aber derzeit vor dem Verwaltungsgericht angefochten wird, läuft für den Abschnitt C zwischen Untergermaringen und Hirschzell die Detailplanung. Um diesen südlichen Bereich ging es bei einer Informationsveranstaltung des Staatlichen Bauamtes Kempten im Germaringer Hof, zu der rund 80 Bürgerinnen und Bürger gekommen waren.
Da Germaringen also in das aufwendige Planungs- und Genehmigungsverfahren für zwei Bauabschnitte eingebunden ist, verfügen die Gemeindeverwaltung und die Bürgerschaft schon über viele Erfahrungen und reichlich Wissen zu dem Projekt. Dies wurde auch bei der Zusammenkunft am Dienstagabend deutlich. Bürgermeister Helmut Bucher listete mühelos für Germaringen entscheidende Daten und Initiativen im Zusammenhang mit dem geplanten „Allgäu-Schnellweg“auf. Wichtige Erfolge, die die Gemeinde – auch in Zusammenarbeit mit Jengen und Buchloe – erreicht habe, seien die Zusage der Verwendung eines schallschluckenden Spezialasphalts und die Reduzierung der Anzahl der Sickerbecken für das Niederschlagswasser entlang der künftigen B12.
Aufmerksam verfolgt die Gemeinde laut Bucher dagegen noch die Entwicklungen bei einer geplanten Rastanlage. Germaringen könne als der vom Ausbau der Bundesstraße besonders stark betroffenen Gemeinde nicht auch noch dieses Projekt aufgebürdet werden. Hier sieht der Bürgermeister andere Kommunen in der Pflicht, etwa Kaufbeuren. Schließlich sei Germaringen der Stadt auch schon entgegengekommen, etwa bei der Verlängerung des Reifträgerwegs, betonte Bucher.
Die Entwicklung der Lärmbelastung durch den Ausbau, die dafür benötigen landwirtschaftlichen Flächen und wiederum der Standort der Rastanlage waren die Hauptthemen bei der Diskussion, nachdem Thomas Hanrieder, der zuständige Abteilungsleiter beim Staatlichen Bauamt in Kempten, einmal mehr das Ausbauprojekt und dessen Umsetzung erläutert hatte. Ende vergangenen Jahres habe das Bundesverkehrsministerium die Detailplanungen für den Abschnitt zwischen Hirschzell und Untergermaringen mit einigen wenigen Anmerkungen gebilligt. Der autobahnähnliche Ausbau mit vier Fahrspuren, Standstreifen, einer Gesamtbreite von 28 Meter und ohne Geschwindigkeitsbeschränkung sei dabei nicht infrage gestellt worden, stellte Hanrieder klar. Ein amtliches Verkehrsgutachten prognostiziere für das Jahr 2035 pro Tag gut 32.000 Fahrzeuge auf dem Ausbauabschnitt C der B12 – die höchste Belastung auf dem gesamten Abschnitt zwischen Kempten und Buchloe.
Die geplanten Maßnahmen zum Lärmschutz im Abschnitt Hirschzell – Untergermaringen basierten auf den Zahlen dieser erst kürzlich fertiggestellten Modellrechnung, sodass dessen Anwohner „sicher nicht mit weniger“Schutz rechnen könnten als im nördlich angrenzenden Abschnitt D. In Sachen Rastanlage berichtete Hanrieder, dass laut den aktuellen Vorgaben des Bundesverkehrsministeriums etwa alle 25 Kilometer eine solche an der künftigen B12 vorhanden sein muss. Theoretisch könnte also ein einziger Parkplatz für jede Fahrtrichtung entlang des „AllgäuSchnellwegs“reichen, was für mehr Flexibilität bei der Planung sorge. „Das heißt aber nicht, dass Germaringen komplett aus der Planungskulisse rausfällt“, stellte Hanrieder klar.
Im Zuge des B12-Ausbaus könne zwar ein Teil der bestehenden Unterführungen
weiter verwendet werden. Weil die Bauwerke rund 60 Jahre nach der Erbauung aber teilweise marode sind, seien auch komplette Neubauten notwendig. Dies biete den Vorteil, dass diese Unterführungen mit einer größeren Durchfahrtshöhe geplant werden können, wovon vor allem der landwirtschaftliche Verkehr profitiere. Beschränkender Faktor sei allerdings der Grundwasserpegel, der an laut Hanrieder an mehreren Stellen gemessen wird.
Die von einigen Zuhörern angesprochenen Kostensteigerungen für den B12-Ausbau – aus den 2012 angesetzten 265 Millionen für das Gesamtprojekt sind inzwischen 390 Millionen Euro geworden – beruhten ausschließlich auf Steigerungen bei den Baupreisen und nicht auf zusätzlichen Gewerken. In diesem Zusammenhang forderte ein Landwirt, dass die vom Bauamt angebotenen Preise für die landwirtschaftlichen Flächen für den Straßenausbau ebenfalls der allgemeinen Kostenentwicklung angepasst werden müssten. Ansonsten sei es unmöglich, gleichwertige Ersatzflächen zu kaufen.