Damit der Flügel richtig steht
In dieser Woche heißt es wieder „Jazz isch“in Mindelheim und Sontheim. Organisator Peter Schmid hat in diesen letzten Tagen noch alle Hände voll zu tun.
Lieber Peter, wenige Tage noch, dann heißt es im Theater in Mindelheim und in der Dampfsäg in Sontheim wieder Jazz isch. Zum 31. Mal. Denkst Du die Zahl immer mit oder ist es einfach das erste Festival nach dem großen Jubiläum?
Peter Schmid: Das Jubiläum spielt in der Planung keine Rolle, jedes Festival ist besonders und ein Jubiläum für sich. Die Zahl 31 lässt mich aber schon kurz innehalten. Unglaublich! Und es macht unverändert Freude. Besonders wenn ich sehe, dass das Programm angenommen wird und wir unser Planungsziel, die Null am Horizont, erreichen können. Und dies rein ehrenamtlich und nun schon über drei Jahrzehnte.
Wie verläuft die letzte Woche vor so einem großen Event?
Peter Schmid: Mein häufigster Blick geht in diesen Tagen zu den Vorverkaufsstellen, denn der Ticketverkauf ist, ergänzt mit der Unterstützung der Sponsoren, schlicht das Rückgrat des gesamten Festivals. So brauchen wir immer eine bestimmte Besucherzahl im Gesamtpaket der vier Tage, um verlustfrei über die Runde zu kommen. Ansonsten ist diese Zeit geprägt von Feinabstimmungen. Hotelbelegung, Shuttle-Service. Bei einer Band kommen fünf verschiedene Personen zu fünf verschiedenen Zeiten an und müssen danach auch wieder zu verschiedenen Zeiten weiter. Dann fehlt noch ein Flügel, ein Teil der Backline, die neuen T-Shirts verzögern sich. Eben sind die jährlich neuen Nugat-Teilchen eingetroffen und haben den durchgeführten Qualitätstest bestanden …
Hoffentlich bleiben genug übrig! Am ersten Abend kommt Masaa, die im vergangenen Jahr wegen Krankheit absagen mussten. Wie war das mit den anderen Bands?
Peter Schmid: Ja, Masaa war eigentlich unmittelbar nach der letztjährigen Absage wieder fixiert. Diese wunderbare Band sollte auch in diesem Jahr die Jazztage eröffnen. Und ich freue mich, dass es klappt. Die anderen Dinge haben sich je nach Verfügbarkeit und Verschiedenartigkeit der musikalischen Inhalte dann wie von Zauberhand zu einem stimmigen Ganzen gefügt.
Hast Du Dir da den einen oder anderen Wunsch erfüllt?
Peter Schmid: Das gesamte Festival ist ein einziger Wunsch (lacht). Ich versuche natürlich immer, das potenzielle Interesse der Besucher im Auge zu behalten. Natürlich ist die subjektive Auswahlnote immer dabei. Mein besonderer Tipp ist das Freitagskonzert mit der Stimme von Robert Summerfield und den ikonischen Songs von Joni Mitchell.
Am letzten Tag des Festivals wird Younee in der Damfsäg auftreten, die schon einmal im Theater zu hören war. Allzu oft gab es das nicht, oder?
Peter Schmid: Stimmt, eigentlich sind Wiederholungen die Ausnahme. In den letzten Jahren waren nur die New York Voices, Klaus Doldinger und die Nighthawks mehrfach zu Gast. Nach der Pianistin Younee haben aber derart viele Besucherinnen und Besucher gefragt, dass dies dann gern wieder sein darf. So kommt diesmal die Dampfsäg in den Genuss eines Solo-Abends.
Warum ist ein solches Festival auf dem Land wichtig?
Peter Schmid: Ich weiß nicht, ob man „auf dem Land“so eigentlich noch sagen kann. Die Mobilität eröffnet heute doch alle Möglichkeiten. Doch Konzerte von bekannten oder internationalen Bands in kleineren Häusern, sei es im Stadttheater oder der Dampfsäg, erschaffen eine Nähe und Verbundenheit mit intimen Momenten der Musik, die man in den großen Häusern der noch größeren Städte so nicht antreffen kann. Und…
…die Preise sind nach wie vor moderat. Zwischen 24 und 29 Euro kosten die Tickets.
Peter Schmid: Das ist ja das Wunderbare! Intime Veranstaltungsorte, tolle Bands und mehr als faire Preise. Auch dies war und ist das Jazz-isch-Konzept. Wir wollen die Konzertbesuche auch für Musikfreunde mit kleinerem Geldbeutel ermöglichen. Wir suchen keine Gewinnmaximierung, sondern wollen jedes Jahr wie gesagt einfach plus/minus null rauskommen. Dazu kommen alle Unterstützungsbeträge in einen Topf. In den anderen Topf kommen dann die verkauften Karten. Wenn wir dann die Töpfe zusammenleeren und es geht auf: wunderbar! Aber das Festival ist auch im reifen Alter von 31 Jahren kein Selbstläufer. Das Zünglein an der Waage sind und bleiben immer die Besucherinnen und Besucher.