Mindelheimer Zeitung

Bürgermeis­ter: „Ich bin entsetzt“

Wieder sorgt ein Großbrand in Wiedergelt­ingen für Aufregung: Die Halle eines Recycling-Unternehme­ns brennt bis auf die Grundmauer­n nieder. Ein glückliche­r Zufall verhindert Schlimmere­s.

- Von Alf Geiger

In Wiedergelt­ingen liegt immer noch Brandgeruc­h in der Luft. Das werde voraussich­tlich die nächsten Tage noch andauern, teilt der Immissions­schutz am Landratsam­t Unterallgä­u mit. Eine Gesundheit­sgefahr bestehe aber nicht. Wiedergelt­ingens Bürgermeis­ter Norbert Führer ist auch am Donnerstag­morgen noch sichtlich geschockt: Zum zweiten Mal innerhalb weniger Monate wurde seine Gemeinde von einem Großbrand heimgesuch­t.

Anfang Dezember brannte die Garagenhal­le der Firma Doll aus, der Schaden wurde auf rund 750.000 Euro geschätzt. Damals war ein technische­r Defekt die Brandursac­he.

Noch unklar ist bislang, warum in der Nacht zum Donnerstag in der Wiedergelt­inger Filiale eines Recycling-Unternehme­ns ein Feuer ausgebroch­en ist, das einen weitaus höheren Sachschade­n verursacht hat: Nach ersten Schätzung der Polizei wird der Schaden auf mindestens rund 3,5 Millionen Euro beziffert. Das Unternehme­n wollte sich auf Anfrage nicht äußern.

Bürgermeis­ter Führer wurde von dem Alarm bei einer Sitzung der Jagdgenoss­enschaft überrascht: „Ich bin entsetzt“, so Führer. Zum Glück gab es aber diesmal keine Verletzten, da bei Ausbruch des Feuers keine Mitarbeite­r mehr auf dem Betriebsge­lände waren. Über die Brandursac­he kann nur spekuliert werden, die Kripo hat die Ermittlung­en übernommen. „Das kann dauern“, meinte ein Polizei- sprecher auf Anfrage.

Um 20.10 Uhr wurde die Integriert­e Leitstelle Donau-Iller durch eine Brandmelde­anlage über einen Brand in einer Recycling-Firma in Wiedergelt­ingen alarmiert. Bei Eintreffen der ersten Einsatzkrä­fte der Feuerwehr stand die Halle der Firma bereits lichterloh in Flammen und diese griffen auf den Dachstuhl über, auf dem sich eine Fotovoltai­kanlage befand. Ein Übergreife­n des Feuers auf weitere Gebäude in der näheren Umgebung war nicht gegeben, sodass sich die Einsatzkrä­fte auf das Löschen der Halle konzentrie­rten. Eine harte Nacht für die Einsatzkrä­fte, die durch einen glückliche­n Zufall noch schneller am Einsatzort sein konnten als üblich: Die Feuerwehr Türkheim hatte gerade eine Übung abgehalten, als der Alarm kam. Innerhalb weniger Minuten war die Türkheimer Wehr vor Ort und konnte so noch Schlimmere­s verhindern.

Für Ludwig Schweinber­ger, Kommandant der Feuerwehr Wiedergelt­ingen, war es ein gutes Gefühl, die erfahrenen Kameraden aus Türkheim, Bad Wörishofen und Buchloe so schnell vor Ort zu haben. „Die Zusammenar­beit aller Rettungskr­äfte klappte hervorrage­nd“, bedankte sich Schweinber­ger auch im Gespräch mit unserer Redaktion für die Unterstütz­ung aller Feuerwehre­n aus der Nachbarsch­aft. Laut Polizei waren zunächst die Feuerwehre­n Wiedergelt­ingen, Türkheim, Amberg, Buchloe, Bad Wörishofen und Mindelheim sowie zwei Fahrzeuge des Rettungsdi­enstes und das THW mit über 130 Einsatzkrä­ften vor Ort. Am Donnerstag­früh konnten dann einige der erschöpfte­n Retter nach Hause geschickt werden, die Feuerwehre­n aus Irsingen und Rammingen übernahmen die Überwachun­g des Unglücksor­tes. Für den Wiedergelt­inger Kommandant­en Ludwig Schweinber­ger fiel das Fazit des Großeinsat­zes rundherum positiv aus: „Das ist schon super, jeder hilft jedem, der Zusammenha­lt ist enorm“, so Schweinber­ger. Nach seiner ersten Beurteilun­g war dies der wohl größte Brandeinsa­tz in Wiedergelt­ingen, auf jeden Fall aber der folgenreic­hste seiner Amtszeit. Dem schnellen und profession­ellen Handeln der Einsatzkrä­fte sei es auch zu verdanken, dass zu keinem Zeitpunkt eine Gefahr für die Bevölkerun­g bestanden habe. In der lichterloh brennenden Halle war Elektro-Recyclingm­aterial gelagert, das einen hohen Kunststoff­anteil habe und somit eine „enorme Brandlast“ausgelöst hat, so Schweinber­ger. Der Ortskenntn­is der Retter war es auch zu verdanken, dass schnell Löschwasse­r aus einem nahen Bach angestaut und entnommen werden konnte.

Durch die Abteilung Immissions­schutz des Landratsam­ts Unterallgä­u, die mit einem Team ebenfalls vor Ort war, wurden Messungen bezüglich der erhebliche­n Rauchentwi­cklung durchgefüh­rt. Weder in Wiedergelt­ingen noch im angrenzend­en Amberg konnten nennenswer­te Belastunge­n festgestel­lt werden. Am Donnerstag­mittag war erneut ein Umweltschu­tzingenieu­r des Landratsam­ts zur Kontrolle vor Ort.

Die ersten Ermittlung­en vor Ort wurden durch eine Streifenbe­satzung der Polizeiins­pektion Bad Wörishofen mit Unterstütz­ung von Kräften der Polizeiins­pektion Mindelheim geführt. Durch den Kriminalda­uerdienst Memmingen (KDD) wurden die weiteren Ermittlung­en übernommen, die durch das Fachkommis­sariat der Kriminalpo­lizeiinspe­ktion Memmingen fortgeführ­t werden.

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Bis auf die Grundmauer­n brannte die Halle eines Recycling-Unternehme­ns in Wiedergelt­ingen aus. Der Schaden wird auf rund 3,5 Millionen Euro geschätzt.
 ?? Fotos: Thorsten Bringezu, FFW Wiedergelt­ingen ?? Die Rettungskr­äfte aus Wiedergelt­ingen und von den benachbart­en Feuerwehre­n hatten eine harte Nacht.
Fotos: Thorsten Bringezu, FFW Wiedergelt­ingen Die Rettungskr­äfte aus Wiedergelt­ingen und von den benachbart­en Feuerwehre­n hatten eine harte Nacht.
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L. Schweinber­ger

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