Schlechter Start ins Halbfinale
ESV Kaufbeuren verliert in Kassel
„Kassel war heute williger und besser.“
Daniel Jun
„In Deutschland ist der Bevölkerungsmittelpunkt, also der Punkt, zu dem alle Bewohner durchschnittlich die kürzeste Anreise haben, nicht weit von Kassel entfernt. Wenn wir also alle ein großes Treffen veranstalten würden, wäre Kassel der beste Ort dafür“, sagte Schauspieler, Autor und Umweltaktivist Hannes Jaenicke am Mittwochabend um 20.15 Uhr bei RTL.
Er moderierte die aufwendig inszenierte „Passion“, in der der Privatsender die Passionsgeschichte nachspielen lässt. Keine 24 Stunden nach diesen Sätzen von Jaenicke war Kassel dann der Mittelpunkt für den ESV Kaufbeuren. Die Joker absolvierten bei den Huskies ihr erstes DEL2-Halbfinalspiel in diesem Jahr – und unterlagen mit 1:5.
„Wir sind nicht gut gestartet. Wir waren nicht konzentriert“, sagte Kaufbeurens Trainer Daniel Jun über seine Joker, die schon nach rund drei Minuten den Rucksack eines 0:2-Rückstands mit sich tragen mussten. Ein früher Rückstand, dazu die emotionalen Strapazen der aufregenden Viertelfinalserie, die sich am Mittwochabend gegen 23 Uhr noch in pures Glück verwandelt hatten.
Teil der RTL-Passion war es auch, dass immer 18 Leute ein 230 Kilo schweres Kreuz durch die Stadt trugen. Fair verteilt machte das rund 13 Kilo Last auf jeder Schulter. Der ESVK bot am Donnerstag 19 Feldspieler auf. Dass die Belastung hoch war, wollte auch Sami Blomqvist angesichts der spielintensiven Zeit nicht leugnen. „Klar ist das hart, aber wir haben die ganze Saison dafür trainiert. Also wissen wir, wie es sein wird. Das Gleiche gilt auch für Kassel. Sie haben übrigens ebenfalls Spiel sieben gespielt, wenngleich sie keine Reise hatten.“
Kassel spielte sowohl am Dienstag als auch am Donnerstag daheim, Kaufbeuren jeweils auswärts. „Kassel war heute williger und besser“, musste Kaufbeurens Trainer Daniel Jun zugeben. Das zeigen auch alle Statistiken. Die Huskies gewannen rund 55 Prozent der Bullys, schossen 48 Mal aufs Tor, Kaufbeuren nur 31 Mal. Im zweiten Drittel waren die Joker zwar etwas besser im Spiel, brachten die Hessen aber dennoch nicht in Bedrängnis. Kurz nach dem 1:3 durch Joseph Lewis (43.) hatte der ESVK seine beste Phase, die jedoch nach einer Strafzeit gegen Kaufbeuren schon schnell wieder vorbei war.
Kassel legte am Schluss noch zwei Treffer drauf. Nun, was kann Kaufbeuren von der Reise nach Kassel, also in die Stadt, die RTL ausgewählt hat, um die Passionsgeschichte zu erzählen, vielleicht lernen? Das Christentum feiert die Auferstehung nach Jesu Tod. Nach Niederlagen besteht immer Grund zur Hoffnung. „Wir müssen am Samstag von Anfang an wach sein und nicht darauf schauen, was Kassel macht“, forderte Kaufbeurens Stürmer Sami Blomqvist.
Spiel zwei der Best-of-SevenSerie steigt am Samstag um 17 Uhr in Kaufbeuren. Die Partie war nach ESVK-Angaben binnen Sekunden restlos ausverkauft. „Wir müssen die kleinen Dinge besser machen, so wie man es eben in den Play-offs zu tun muss“, forderte der Stürmer. So mancher Fan wird dazu sagen: Amen.