Mindelheimer Zeitung

Wenn Verbrecher Hand anlegen

Auto aufgebroch­en oder gestohlen: Was zu tun ist und wer zahlt

- VON DR. CLAUDIA WAGNER

Die Zahl der Autodiebst­ähle stieg laut aktuellen Zahlen des Gesamtverb­andes der Versichere­r (GDV) 2022 im Vergleich zum

Vorjahr um 25 Prozent. Dabei entstand ein wirtschaft­licher Schaden von fast 250 Millionen

Euro. Auch die Menge der aus Autos gestohlene­n Bordcomput­er, Lenkräder, Airbags & Co. hat sich um 15 Prozent erhöht. Die Folgen eines gestohlene­n oder aufgebroch­enen Wagens: Ärger und hohe Kosten. Die meisten neuen Automodell­e verfügen mittlerwei­le über ein schlüssell­oses Fahrzeugzu­gangsund -startsyste­m, das sogenannte Keyless-GoSystem. Der Pkw lässt sich ohne aktive Benutzung eines Autoschlüs­sels ent- und verriegeln und durch das Betätigen des Startknopf­es starten, Autofahrer müssen diesen lediglich bei sich tragen. Das ist praktisch, bietet aber auch ein Einfallsto­r für Diebe.

„Über eine Funkwellen-Verlängeru­ng können Kriminelle das Signal des Schlüssels verstärken und sich dadurch Zugriff zum Wagen verschaffe­n, obwohl sich der Schlüssel gar nicht mehr in der Nähe des Autos befindet“, erläutert Peter Schnitzler von der Ergo-Versicheru­ng.

Das gelingt Kriminelle­n, indem sie versuchen, durch das Vorbeilauf­en an Wagenbesit­zern auf Parkplätze­n oder dem Gehen durch Mietshäuse­r Signale abzufangen. Der Schlüssel sollte daher möglichst weit entfernt von Fenstern und Türen lagern. Alufolie, eine Metalldose oder eine spezielle RFID-Schutztasc­he können ebenfalls helfen, Funkwellen zu blockieren. Manche Hersteller ermögliche­n zudem eine Deaktivier­ung der KeylessGo-Funktion. „Darüber hinaus kann das Parken in einer abgeschlos­senen Garage den Diebstahl verhindern“, ergänzt Schnitzler. Aber auch die herkömmlic­hen Einbruchsm­ethoden wie Scheibe einschlage­n, Tür oder Schloss ausstechen oder Kofferraum aufhebeln sind nach wie vor weit verbreitet.

„Um sich davor zu schützen, lautet die oberste Regel: Beim Verlassen des Fahrzeugs niemals Wertsachen offen liegen lassen“, so Schnitzler. „Autofahrer sollten potenziell­es Diebesgut nicht einsehbar verstauen oder es am besten mitnehmen.“Außerdem ist es wichtig, Fenster, Türen, Kofferraum sowie Cabrio- oder Schiebedac­h immer fest zu verschließ­en und auf das Absperrsig­nal zu achten. Das gilt auch für einen kurzen Stopp oder an der

„Keyless‰Go‰Systeme sind oft das Einfallsto­r für Autodiebe.“Peter Schnitzler

„Die oberste Regel lautet: Wertsachen niemals offen liegen lassen.“Peter Schnitzler

beim Bäcker Tankstelle.

Ist das Auto aufgebroch­en oder verschwund­en, ist der Schock meist groß. Der Sachverstä­ndig empfiehlt Diebstahlo­pfern, möglichst ruhig zu bleiben. Als Erstes heißt es, die Polizei über das gestohlene Fahrzeug oder entwendete Gegenständ­e zu informiere­n und Anzeige gegen unbekannt zu erstatten. Alle Schäden am Fahrzeug sollten Betroffene mit Fotos dokumentie­ren. „Zudem ist eine Liste mit allen entwendete­n Teilen sinnvoll“, so Schnitzler. Gestohlene Fahrzeuge sollten Autofahrer außerdem mit der Zulassungs­bescheinig­ung bei der Kfz-Zulassungs­stelle stilllegen lassen. Darüber hinaus gilt es, die Versicheru­ng umgehend zu informiere­n. „Für die Schadensme­ldung benötigen Autobesitz­er das Protokoll der Polizeidie­nststelle, den KfzBrief, alle Autoschlüs­sel und die Bescheinig­ung über die Stilllegun­g.“

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