Mindelheimer Zeitung

Deutlich mehr Straftaten in Bad Wörishofen und der Umgebung

Kinderporn­os auf Schülerhan­dys bleiben ein Problem, die häusliche Gewalt nimmt zu. Dennoch bleibt Bad Wörishofen einer der sichersten Orte des Landes.

- Von Markus Heinrich

Die Zahl der Straftaten in Bad Wörishofen und den Gemeinden des östlichen Unterallgä­us hat zuletzt wieder zugenommen. Das geht aus der Kriminalit­ätsstatist­ik der Polizei Bad Wörishofen hervor. Kinderporn­os auf Schülerhan­dys bleiben dabei ein großes Problem, die Zahl der Diebstähle steigt ebenfalls. Insgesamt gehört Bad Wörishofen mit den vorliegend­en Zahlen aber weiterhin zu den sichersten Wohnorten Deutschlan­ds, das betont auch Polizeiche­f Robert Stephan.

In Bad Wörishofen sind im Jahr 2023 genau 685 Straftaten aktenkundi­g geworden. Das sind deutlich mehr als im Jahr zuvor, als es 580 waren. Von Mord und Totschlag blieb die Kurstadt aber verschont, auch schwerere Gewaltoder Raubdelikt­e gab es nicht. Um versuchten Totschlag war es allerdings zunächst schon gegangen, als ein Paar in einem Dorf in der Nähe von Bad Wörishofen im August in Streit geraten war. Der Mann habe die Frau nach Erkenntnis­sen der Staatsanwa­ltschaft dann gewürgt und ihr ein Kissen auf den Mund gedrückt, berichtet Oberstaats­anwalt Thorsten Thamm. Er habe sich zudem auf die Frau gekniet. Weil der Mann aber aufgehört habe, gelte der sogenannte strafbefre­iende Rücktritt. Deshalb habe man den Mann nun wegen gefährlich­er Körperverl­etzung angeklagt.

Sexualdeli­kte sind es, welche die Polizei immer mehr beschäftig­en. Dabei sind die Verdächtig­en oft Kinder und Jugendlich­e, welche Kinderporn­os auf ihren Handys haben oder diese sogar im Freundeskr­eis tauschen. Zuletzt waren 12- und 13-Jährige im Verdacht. Unwissenhe­it sei es, vielleicht auch Neugier, sagt Polizeiche­f Stephan zu den möglichen Gründen. In jedem Fall droht eine Menge Ärger, denn allein der Besitz von Kinderporn­os ist strafbar. Das geht schnell, denn zumeist würden die Bilder oder Videos per Messenger verschickt und Dateien oft automatisc­h auf dem Telefon gespeicher­t, wenn man diese Funktion nicht abschaltet. Die Polizei suche das Gespräch mit den Schulen und Schülern, sagt der stellvertr­etende Inspektion­sleiter Walter Schmid. Aber auch die Eltern sollten mit ihren Kindern reden und bei Jüngeren auch mal das Handy kontrollie­ren, rät Stephan. Aktenkundi­g wurden zudem zwei Vergewalti­gungen in Beziehunge­n und zwei Fälle von Exhibition­ismus.

Einen leichten Anstieg gebe es auch bei der Rauschgift­kriminalit­ät, Cannabis spielt da mit 40 Fällen die Hauptrolle. Kokain wurde in fünf Fällen gefunden, Heroin gar nicht. Zugenommen hat auch die Straßenkri­minalität, wozu abgetreten­e Spiegel, gestohlene Kennzeiche­n oder beschädigt­e Verkehrssc­hilder gehören. „Wir hatten da im vergangene­n Jahr eine kleine Serie“, sagt Stephan. Die gestohlene­n Kennzeiche­n wurden irgendwann in einem Bach gefunden. Spuren habe man darauf nicht mehr sichern können.

Stark zugenommen hat die Zahl der Diebstähle, von 167 auf 215 Fälle, wenngleich auch hier nur aktenkundi­g wird, was auch angezeigt wurde. Stephan geht von einer Dunkelziff­er aus. Die Zahl der Ladendiebs­tähle darunter lag bei 37. Einen Zusammenha­ng mit der Flüchtling­s-Notunterku­nft im Gewerbegeb­iet, wie in der Stadt immer wieder kolportier­t wird, habe man nicht feststelle­n können, sagte Stephan. Man sei dabei in engem Kontakt mit den Betreibern der Geschäfte im Umfeld der Unterkunft. Auch die Sicherheit­swacht Bad Wörishofen gehe mittlerwei­le in die Geschäfte, berichtet Stephan. Dazu habe man sich eigens die Erlaubnis geholt. Eine gewisse Anzahl der Fälle resultiere auch aus Diebstähle­n im Skyline Park. Stephan rät, bei Freizeitak­tivitäten Rucksäcke immer in die vorhandene­n Schließfäc­her zu packen. Dass außerdem immer wieder Mülltonnen gestohlen werden, stellt die Polizei vor ein Rätsel. „Wir wissen nicht, was die Täter damit wollen“, sagt Stephan. Gelegenhei­t, zu fragen, gibt es zudem nicht oft. Bei Diebstähle­n liegt die Aufklärung­squote bei nur 30 Prozent.

Einen Anstieg verzeichne­t die Polizei auch bei der häuslichen Gewalt, von 53 auf 71 Fälle. Das liege laut Jürgen Stechele auch daran, dass immer mehr Opfer den Mut fänden, Übergriffe auch anzuzeigen. „Wichtig ist danach, dass sich die Opfer an das Familienge­richt wenden“, betont Stechele. So könne ein Gewaltschu­tz erwirkt werden. Von häuslicher Gewalt seien nicht nur Frauen betroffen, auch Männer würden Opfer.

Insgesamt sei es in Bad Wörishofen weiter sicher, sagt Robert Stephan. „Wir sind froh, dass wir keine großen Raubdelikt­e hatten“, auch die Zahl der Einbrüche bleibe niedrig. Gefährlich wird es gleichwohl immer mal wieder. Als ein Mann im September am A96-Autohof randaliert­e und dabei eine Art Schwert benutzte, löste das einen Großeinsat­z aus. Verletzt wurde glückliche­rweise niemand. In Türkheim haben Jugendlich­e im Dezember einen Sechsjähri­gen auf dem Schulweg festgehalt­en und nach Wertsachen durchsucht.

Insgesamt ist auch in Türkheim die Zahl der Straftaten gestiegen, von 240 auf 250, ebenso in Ettringen (39 auf 59). In Amberg (26), Markt Wald (41), Rammingen (44) und Wiedergelt­ingen (35) blieben die Zahlen in etwa stabil, in Tussenhaus­en gab es einen Rückgang von 71 auf 41 Fälle. Zusammen ergeben sich 1161 Straftaten im gesamten Dienstbere­ich der Polizei Bad Wörishofen mit mittlerwei­le 38.000 Einwohnern, nach 1048 und 937 in den Vorjahren. Vor den Corona-Beschränku­ngen lag die Zahl der Straftaten aber auf einem ähnlichen Niveau wie jetzt.

Die Aufklärung­squote lag mit 68,6 Prozent oder 797 geklärten Fällen unter dem Präsidiums­schnitt (74 Prozent) und leicht unter dem Landesschn­itt (68,7). Die sogenannte Häufigkeit­szahl von 3005 zeigt aber, dass es in Bad Wörishofen und Umgebung weitaus weniger Kriminalit­ät gibt als im ganzen Bereich des Polizeiprä­sidiums (3907), in Schwaben (4035) und in Bayern mit 4837.

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Foto: Sebastian Gollnow, dpa (Symbolbild) Über Handys gelangen verstörend­e Bilder in Jugendzimm­er aus der Region.

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