Aufgeschoben, nicht aufgehoben
Wegen eines Termins mit dem Verkehrsministerium wird die Entscheidung über die B16-Ortsumfahrung vertagt. Was das Treffen ergeben hat.
Soll die Ortsumfahrung für Pforzen und Kaufbeuren weiter forciert werden oder nicht? Dazu steht eine richtungsweisende Entscheidung des Gemeinderats noch aus. Eigentlich wollte das Gremium bereits im März über das strittige Großprojekt „B16-Nordumfahrung Kaufbeuren - Ortsumfahrung Pforzen“abstimmen. Wegen eines Termins mit dem bayerischen Verkehrsministerium, bei dem es auch um das Für und Wider der anderen Variante ging, wurde die Entscheidung jedoch aufgeschoben. Voraussichtlich am 8. April werde der Gemeinderat den von vielen mit Spannung erwarteten Beschluss treffen, wie Bürgermeister Herbert Hofer mitteilt.
Das Staatliche Bauamt Kempten fordert von der Gemeinde einen Beschluss für die nordöstliche Umfahrung „Nord 4“, ehe es detaillierter weiter plant. Kommt dafür keine Mehrheit zusammen, würde das Projekt, über das seit Jahrzehnten diskutiert wird, ruhen. Die nach Abwägung wesentlicher Kriterien ausgewählte Trasse würde an der Abzweigung von der B16 und der Staatsstraße Richtung Schlingen beginnen, nach Osten über die Wertach führen, einen Knick nach Süden machen, entlang der Bahnlinie verlaufen und in die Kreisstraße GermaringenPforzen münden.
Bürger äußerten bislang einige Kritikpunkte - etwa die Belastung des Neubaugebiets. Für den Gemeinderat handelt es sich nicht gerade um eine Wunschtrasse, und auch Kaufbeurens Oberbürgermeister Stefan Bosse schätzt positive Auswirkungen für das Verkehrsgeschehen in der Stadt als gering ein, da die Varianten zu weit von der nördlichen Stadtgrenze entfernt liegen.
Durch den Termin mit dem Verkehrsministerium
habe man sich laut Hofer erhofft, „die Bedenken auf höherer Ebene zu platzieren.“Über den Bundestagsabgeordneten Stephan Stracke (CSU) wurde ein Treffen mit dem bayerischen Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) vereinbart, das kürzlich stattfand. Neben dem Bürgermeister und einigen Räten waren auch der neu gewählte Landtagsabgeordnete Peter Wachler (CSU) und der Abteilungsleiter des Straßenbauamts anwesend. Die Pforzener zeigten den Politikern die Situation vor Ort und schilderten Bedenken.
Dabei war auch die Variante „Nord 2“Thema, die einige Bürgerinnen und Bürger bevorzugen würden. Diese zweigt weiter östlich von der Straße nach Germaringen ab, quert die Bahnlinie und führt in weitem Bogen um das Dorf, ehe sie die Wertach quert und an die B16 knüpft. Der Verkehrsminister hat laut Hofer beim Ortstermin
jedoch mitgeteilt, „dass die ‘Nord 2’ juristisch nicht haltbar sein wird.“
Grund hierfür sei der Artenschutz. Auf der östlichen Seite der Gleise, wo die Trasse verlaufen würde, gebe es nämlich Biotope, in denen geschützte Tierarten entdeckt worden seien - ein Ausschlusskriterium. Hofer spricht von einem guten Gespräch. „Aber es hat nicht das erhoffte Ergebnis gebracht“, sagt der Bürgermeister keinen Spielraum bei der bestmöglichen Umgehungsvariante.
Also bleibt es wie gehabt: Der Gemeinderat muss sich für oder gegen „Nord 4“entscheiden. Hofer betont aber, dass ein Grundsatzbeschluss für die Variante kein „Freifahrtsschein“sei. „Natürlich wird man das kritisch begleiten.“Sollte sich bei den detaillierten Planungen etwas ändern, etwa der Kreisverkehr näher an die Wohnbebauung rücken, werde der Gemeinderat reagieren.