Mindelheimer Zeitung

Aufgeschob­en, nicht aufgehoben

Wegen eines Termins mit dem Verkehrsmi­nisterium wird die Entscheidu­ng über die B16-Ortsumfahr­ung vertagt. Was das Treffen ergeben hat.

- Von Alexandra Hartmann

Soll die Ortsumfahr­ung für Pforzen und Kaufbeuren weiter forciert werden oder nicht? Dazu steht eine richtungsw­eisende Entscheidu­ng des Gemeindera­ts noch aus. Eigentlich wollte das Gremium bereits im März über das strittige Großprojek­t „B16-Nordumfahr­ung Kaufbeuren - Ortsumfahr­ung Pforzen“abstimmen. Wegen eines Termins mit dem bayerische­n Verkehrsmi­nisterium, bei dem es auch um das Für und Wider der anderen Variante ging, wurde die Entscheidu­ng jedoch aufgeschob­en. Voraussich­tlich am 8. April werde der Gemeindera­t den von vielen mit Spannung erwarteten Beschluss treffen, wie Bürgermeis­ter Herbert Hofer mitteilt.

Das Staatliche Bauamt Kempten fordert von der Gemeinde einen Beschluss für die nordöstlic­he Umfahrung „Nord 4“, ehe es detaillier­ter weiter plant. Kommt dafür keine Mehrheit zusammen, würde das Projekt, über das seit Jahrzehnte­n diskutiert wird, ruhen. Die nach Abwägung wesentlich­er Kriterien ausgewählt­e Trasse würde an der Abzweigung von der B16 und der Staatsstra­ße Richtung Schlingen beginnen, nach Osten über die Wertach führen, einen Knick nach Süden machen, entlang der Bahnlinie verlaufen und in die Kreisstraß­e Germaringe­nPforzen münden.

Bürger äußerten bislang einige Kritikpunk­te - etwa die Belastung des Neubaugebi­ets. Für den Gemeindera­t handelt es sich nicht gerade um eine Wunschtras­se, und auch Kaufbeuren­s Oberbürger­meister Stefan Bosse schätzt positive Auswirkung­en für das Verkehrsge­schehen in der Stadt als gering ein, da die Varianten zu weit von der nördlichen Stadtgrenz­e entfernt liegen.

Durch den Termin mit dem Verkehrsmi­nisterium

habe man sich laut Hofer erhofft, „die Bedenken auf höherer Ebene zu platzieren.“Über den Bundestags­abgeordnet­en Stephan Stracke (CSU) wurde ein Treffen mit dem bayerische­n Verkehrsmi­nister Christian Bernreiter (CSU) vereinbart, das kürzlich stattfand. Neben dem Bürgermeis­ter und einigen Räten waren auch der neu gewählte Landtagsab­geordnete Peter Wachler (CSU) und der Abteilungs­leiter des Straßenbau­amts anwesend. Die Pforzener zeigten den Politikern die Situation vor Ort und schilderte­n Bedenken.

Dabei war auch die Variante „Nord 2“Thema, die einige Bürgerinne­n und Bürger bevorzugen würden. Diese zweigt weiter östlich von der Straße nach Germaringe­n ab, quert die Bahnlinie und führt in weitem Bogen um das Dorf, ehe sie die Wertach quert und an die B16 knüpft. Der Verkehrsmi­nister hat laut Hofer beim Ortstermin

jedoch mitgeteilt, „dass die ‘Nord 2’ juristisch nicht haltbar sein wird.“

Grund hierfür sei der Artenschut­z. Auf der östlichen Seite der Gleise, wo die Trasse verlaufen würde, gebe es nämlich Biotope, in denen geschützte Tierarten entdeckt worden seien - ein Ausschluss­kriterium. Hofer spricht von einem guten Gespräch. „Aber es hat nicht das erhoffte Ergebnis gebracht“, sagt der Bürgermeis­ter keinen Spielraum bei der bestmöglic­hen Umgehungsv­ariante.

Also bleibt es wie gehabt: Der Gemeindera­t muss sich für oder gegen „Nord 4“entscheide­n. Hofer betont aber, dass ein Grundsatzb­eschluss für die Variante kein „Freifahrts­schein“sei. „Natürlich wird man das kritisch begleiten.“Sollte sich bei den detaillier­ten Planungen etwas ändern, etwa der Kreisverke­hr näher an die Wohnbebauu­ng rücken, werde der Gemeindera­t reagieren.

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