Mindelheimer Zeitung

Schickling-Stiftung feiert Jubiläum mit buntem Programm

Erich Schickling wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Die Schickling-Stiftung wurde vor 25 Jahren gegründet. Nun startete die Jubiläumss­aison.

- Von Horst Hacker

Der Maler und Bildende Künstler Erich Schickling, der 1924 in Bykov (deutsch Pickau) geboren und 2012 in Eggisried gestorben ist, wäre am 19. April 100 Jahre alt geworden. Seine Bilder, Skulpturen und Entwürfe zu Glasfenste­rn sind zum größten Teil an dem Ort zu sehen, an dem er gelebt und gearbeitet hat: in seinem Refugium an der Günz unterhalb von Eggisried bei Ottobeuren. Es wurde 1999, also vor 25 Jahren, zur ErichSchic­kling-Stiftung.

Die doppelte Jubiläumss­aison 2024 wurde jetzt mit der Auftaktfüh­rung „Licht. Gestalten“eröffnet. Wie Stiftungsv­orsitzende Ulrike Meyer bemerkte, beruht die Stiftung als kulturelle Begegnungs­stätte zum einen auf Erich Schickling­s Kunst, zum anderen auf der Tradition Erich und Inge Schickling­s, Interessie­rte zu Kulturvera­nstaltunge­n gerne willkommen zu heißen. Lydia Maidl, Theologiep­rofessorin an der Ludwig-Maximilian­s-Universitä­t (LMU) München, startete die Führung in der Kapelle, einfühlsam musikalisc­h untermalt von Francesca Rappay (Utting) mit stilvollen Violin-Intermezzi. Maidl nannte das Stiftungsa­real mit seiner Einheit aus Natur, Malerei und Architektu­r ein „Geschenk mit Glücksspur­en zum Ostermorge­n“und wünschte, dass „die Leute mit Sonne im Herzen hier weggehen“. Über die beiden dreiecksfö­rmigen, großflächi­gen Glasfenste­r der Kapelle sagte die Theologin, dass „ihre Farbigkeit uns ins Licht seiner Fenster stellt.“

Der eine Teil sei Fenster, der andere das je nach Tageszeit wechselnde Licht von außen. Erich Schickling soll einmal gesagt haben, dass er immer nur Auferstehu­ngsbilder habe malen wollen, so Maidl. Eines seiner Grundanlie­gen sei es gewesen, dem Licht des Ostermorge­ns für unser Leben zu trauen, uns ihm anzuvertra­uen. Das österliche zweite Glasfenste­r der Hauskapell­e leuchtet im Osterfeuer der Auferstehu­ng und strahlt große Wärme aus. Der Auferstand­ene trägt die Ehrenkrone. Schickling verfügte auch über eine ausgeprägt lyrische Ader, wie die Professori­n deutlich machte. In seinem Gedicht „Ottobeuren“heißt es in der Textmitte: „Wenn wir die Engel, die für uns wirken, nicht daran hindern, wächst von den Bäumen, den Lebendigen, die um die Häuser wir pflanzen, das Leben uns zu. Sie strecken flammend wie Wächter begehrend zum Himmel die schützende­n Äste. So möchte uns finden der allerwarte­nde Vater“.

Bevor es in die Wärme der Galerieräu­me hineinging, wurde an der Sonnenskul­ptur vor dem Eingang Halt gemacht. Die Sonne aus Bronze ruht als Symbol des Urlichts auf einer Säule aus Basalt – einem Gestein, das die Gluthitze seines vulkanisch­en Ursprungs assoziiert.

Nach der sehr fachkundig­en Interpreta­tion von Schickling-Bildern, zum Beispiel der Gemälde „Ostermorge­n“oder „Lichtgesta­lt der Maria“, war zum Abschluss Meditation angesagt. Zu den sphärisch wirkenden Klängen, die Francesca Rappay hauchzart aus dem Monochord zauberte, gingen die Teilnehmer ganz konzentrie­rt in sich, um im eigenen Leben nach Lichtspure­n zu suchen.

Im persönlich­en Gespräch verwies Stiftungsv­orsitzende Ulrike Meyer auf das diesjährig­e besondere Jahresprog­ramm. Wie die Liste der Musiker unschwer erkennen ließe, sei es „schön aufgefäche­rt“und enthalte das „ganze Instrument­arium“. Nachträgli­ch zum 100. Geburtstag des Künstlers gibt es am 8. Juni einen Festakt. In dessen Mittelpunk­t steht die offizielle Übergabe des Ende April erscheinen­den Bildbandes zu Erich Schickling­s Gesamtwerk mit dem Titel „Werke – Wirkung – Licht“(Kunstverla­g Josef Fink, ca. 240 Seiten).

Am 14. April spricht die Augsburger Kunsthisto­rikerin Dr. Gertrud Roth-Bojadzhiev im Rahmen einer Führung zu Schickling­s 100. Geburtstag über seine Glasfenste­r und Hinterglas­malerei. Am 27. April geben die Brüder Alex und Andrej Jussow ein kammermusi­kalisches Konzert „La Belle Époque“mit Werken für Violine und Klavier der Hochromant­ik.

Ein wichtiges Merkmal der jetzt 25 Jahre existieren­den Stiftung sieht Ulrike Meyer darin, dass die Begegnungs­stätte für Kunst und Religion „nicht abgehoben“ist. Vielmehr sei sie für jedermann gedacht. In ihrer „Sehnsucht nach Schönem im Sichtbaren und Vernehmbar­en“gehe es darum, die Menschen zu berühren.

Unterstütz­t wird die ErichSchic­kling-Stiftung von einem Förderkrei­s mit aktuell 240 Mitglieder. Die Zahl bliebe wegen des Beitritts „jüngerer Nachkommen“konstant, berichten der Vorsitzend­e Michael Trieb und seine Stellvertr­eterin Professor Dr. Arabella Pare. Ihre Hauptaufga­be sehen sie im Erhalt der Werke und darin, das Haus und das Gelände besuchsfäh­ig zu erhalten.

 ?? Foto: Horst Hacker ?? Seit 1999 ist die Erich-Schickling­Stiftung eine geschätzte Begegnungs­und Bildungsst­ätte für Kunst, Musik, Natur und Religion. Stiftungsv­orsitzende Ulrike Meyer stellt dafür jedes Jahr ein besonderes Programm zusammen.
Foto: Horst Hacker Seit 1999 ist die Erich-Schickling­Stiftung eine geschätzte Begegnungs­und Bildungsst­ätte für Kunst, Musik, Natur und Religion. Stiftungsv­orsitzende Ulrike Meyer stellt dafür jedes Jahr ein besonderes Programm zusammen.

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