Marketing für die AfD
Zum Bericht „Draußen lautstarker Protest, drinnen bierselige Parolen“in der MZ vom 25. März: Angesichts der allgemeinen Debatte um das Aufkommen der AfD und die Rolle der Medien dabei, bestürzen sowohl die Form als auch der Inhalt des Artikels in der MZ vom 25. März. Da der zivilgesellschaftliche Widerstand gegen die vom Verfassungsschutz in drei Bundesländern als gesichert rechtsextrem, in weiteren sechs als rechtsextremer Verdachtsfall und bald wohl bundesweit als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Gruppierung auch in Mindelheim Fahrt aufnimmt, fanden sich ca. 150 Befürworter einer demokratisch-freiheitlichen Grundordnung am letzten Samstagabend trotz widrigster Wetterverhältnisse in Nassenbeuren zusammen, um ein lautstarkes Signal gegen die Rechten zu setzen, die in der Gaststätte Schützenhaus eine Bleibe gefunden hatten. Obwohl die Debatte um das Setzen der angemessenen Deutungsrahmen in den Medien seit dem „Framing Manual der ARD“von 2018 in vollem Gang ist, werden, dessen scheinbar ungeachtet, in dem MZ-Artikel auf 87 Zeilen die zur Genüge bekannten Sprüche der Rechten – sogar teils wörtlich – zitiert, der Kundgebung der Demokratie-VerfechterInnen im Vorspann aber nur ganze zehn Zeilen gewidmet.
Dass dabei das Treffen der Braunen und Ihrer Claqueure nicht etwa mit der angebrachten „zivilisatorischen Verachtung“gestraft, sondern deren häufig verfassungsfeindliche Auswürfe mütterlichliebevoll als „bierselige Parolen“, das Eintreten für ein demokratisches Miteinander der Demokratiefreunde aber lapidar als simpler „Protest“gedeutet wird, spricht über die Gewichtung beider Ereignisse Bände: So wertet man Verfassungsfeinde auf und Verfassungsfreunde ab.
Mediale Unterstützung für bürgerschaftliches Engagement für eine demokratisch-freiheitliche, vielfältige Gesellschaft und gegen Rechtsextremismus sieht so wohl eher nicht aus?!
Weit treffender hätte – durchaus gerichtsfest – auch getitelt werden können: „Fast 150 VerteidigerInnen der demokratischen Verfassungsordnung setzen lautstarkes Zeichen gegen rechte ParteigängerInnen, die im Schützenheim in Nassenbeuren einen Platz zur Huldigung der Volksdroge Alkohol und für ihre Propaganda finden“.