Kindheitstraum erfüllt
Die Motocross-Fahrerin Jasmin Kluschak hat nun eine besondere Trophäe in ihrer Vitrine stehen. Es könnte jedoch sein, dass es die letzte ist.
„Seit ich angefangen habe mit diesem Sport war es ein Traum, einmal da oben zu stehen“, sagt Jasmin Kluschak voller Stolz. Trotz schweren Knochenrheumas fuhr die junge Ettringerin nach dem Titelgewinn in der vergangenen Saison das zweite Jahr in Folge aufs Treppchen des Ladys-Cups der Südbayerischen ADAC-Motocross-Meisterschaft und wurde als Vizemeisterin bei der Sportlerehrung ausgezeichnet.
Sie ist auf der Motocross-Strecke zu Hause, gibt am liebsten Vollgas, springt in sauberster Technik bis zu 30 Meter weit und genießt die entsetzten Blicke der Jungs, wenn sie den Helm abnimmt und sie gewahr werden, dass sie eine junge Frau ist. Und was für eine. Als sie sechs Jahre alt ist, bricht eine schwere Form von Knochenrheuma bei ihr aus, die sie lange ans Bett fesselt.
Doch Kluschak kämpft sich zurück ins Leben, entdeckt mit zehn Jahren den Motocross-Sport für sich und bringt sich mangels Kindertrainer das Fahren anhand von Videoanalysen und sehr vielen Übungsstunden akribisch selbst bei. Heute ist sie 20 Jahre alt, über 50 Pokale zieren ihr Zuhause.
Dass mit dem berühmten Glasteller der ADAC-Sportlerehrung nun eine ganz besondere Trophäe hinzugekommen ist, kann sie immer noch nicht recht fassen. „Als die Einladung kam, sind mir die Tränen gekommen, ich habe mich so gefreut.“Ein besonderes Highlight der vergangenen Erfolgssaison sei das legendäre Rennen der Deutschen Meisterschaft in Aichach gewesen. „Das ist das Jahreshighlight von jedem, der die Serie fährt“, erzählt sie.
In einem imposanten Fahrerfeld gelang ihr die Qualifikation für die Hauptrunde. Den ersten Lauf hervorragend zu meistern und als 30. ins Ziel zu kommen, habe ihr alles bedeutet, erinnert sie sich, auch wenn sie aufgrund eines Sturzes den zweiten Lauf nicht habe beenden können. „Das Coolste ist, wenn du durch die Menschenmenge gehst und dich fremde Menschen abklatschen und ansprechen, das ist ein unbeschreibliches Gefühl.“Unendlich dankbar sei sie ihren Eltern, die sie seit jeher nach Kräften unterstützt und als starkes Team zu den Rennen begleitet haben. „Der schönste Moment der Saison war, nach dem letzten Rennen mit Tränen in den Augen in die Arme von meinen Eltern zu fallen und zu wissen, wir haben es gemeinsam wieder aufs Podium geschafft“, sagt sie. Ob sie mit dem für die nächste Saison angeschafften größeren Motorrad Rennen fahren wird, steht jedoch in den Sternen.
Eine seltene Ausprägung von Knochenrheuma führte bei ihr inzwischen zu tauben Fingern, ein Start wäre derzeit zu gefährlich. „Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte, und noch mehr“, sagt Jasmin Kluschak und lächelt gefasst. Es sei schwer gewesen und habe Zeit gebraucht, den derzeitigen Gesundheitszustand zu akzeptieren, doch inzwischen habe sie einen inneren Weg gefunden. „Wenn’s so sein soll und der Körper baut sich ab, dann ist es so, dann bin ich fein damit.“
In Moment könne man nicht sagen, wie sich die Krankheit verändere, es bleibe nur die Hoffnung auf ein neues Medikament. Und die Hoffnung, irgendwann wieder mit einem Lächeln aufs Motorrad steigen zu können, aus Freude, ganz ohne Erwartungen. „Ich will einfach glücklich sein“, sagt die junge Frau und ergänzt: „Ich habe nie Druck empfunden, ich bin jedes Rennen einfach nur aus purer Freude gefahren, dadurch erreicht man einfach so viel mehr, als sich zu verkopfen.“