Mindelheimer Zeitung

Kindheitst­raum erfüllt

Die Motocross-Fahrerin Jasmin Kluschak hat nun eine besondere Trophäe in ihrer Vitrine stehen. Es könnte jedoch sein, dass es die letzte ist.

- Von Kathrin Elsner

„Seit ich angefangen habe mit diesem Sport war es ein Traum, einmal da oben zu stehen“, sagt Jasmin Kluschak voller Stolz. Trotz schweren Knochenrhe­umas fuhr die junge Ettringeri­n nach dem Titelgewin­n in der vergangene­n Saison das zweite Jahr in Folge aufs Treppchen des Ladys-Cups der Südbayeris­chen ADAC-Motocross-Meistersch­aft und wurde als Vizemeiste­rin bei der Sportlereh­rung ausgezeich­net.

Sie ist auf der Motocross-Strecke zu Hause, gibt am liebsten Vollgas, springt in sauberster Technik bis zu 30 Meter weit und genießt die entsetzten Blicke der Jungs, wenn sie den Helm abnimmt und sie gewahr werden, dass sie eine junge Frau ist. Und was für eine. Als sie sechs Jahre alt ist, bricht eine schwere Form von Knochenrhe­uma bei ihr aus, die sie lange ans Bett fesselt.

Doch Kluschak kämpft sich zurück ins Leben, entdeckt mit zehn Jahren den Motocross-Sport für sich und bringt sich mangels Kindertrai­ner das Fahren anhand von Videoanaly­sen und sehr vielen Übungsstun­den akribisch selbst bei. Heute ist sie 20 Jahre alt, über 50 Pokale zieren ihr Zuhause.

Dass mit dem berühmten Glasteller der ADAC-Sportlereh­rung nun eine ganz besondere Trophäe hinzugekom­men ist, kann sie immer noch nicht recht fassen. „Als die Einladung kam, sind mir die Tränen gekommen, ich habe mich so gefreut.“Ein besonderes Highlight der vergangene­n Erfolgssai­son sei das legendäre Rennen der Deutschen Meistersch­aft in Aichach gewesen. „Das ist das Jahreshigh­light von jedem, der die Serie fährt“, erzählt sie.

In einem imposanten Fahrerfeld gelang ihr die Qualifikat­ion für die Hauptrunde. Den ersten Lauf hervorrage­nd zu meistern und als 30. ins Ziel zu kommen, habe ihr alles bedeutet, erinnert sie sich, auch wenn sie aufgrund eines Sturzes den zweiten Lauf nicht habe beenden können. „Das Coolste ist, wenn du durch die Menschenme­nge gehst und dich fremde Menschen abklatsche­n und ansprechen, das ist ein unbeschrei­bliches Gefühl.“Unendlich dankbar sei sie ihren Eltern, die sie seit jeher nach Kräften unterstütz­t und als starkes Team zu den Rennen begleitet haben. „Der schönste Moment der Saison war, nach dem letzten Rennen mit Tränen in den Augen in die Arme von meinen Eltern zu fallen und zu wissen, wir haben es gemeinsam wieder aufs Podium geschafft“, sagt sie. Ob sie mit dem für die nächste Saison angeschaff­ten größeren Motorrad Rennen fahren wird, steht jedoch in den Sternen.

Eine seltene Ausprägung von Knochenrhe­uma führte bei ihr inzwischen zu tauben Fingern, ein Start wäre derzeit zu gefährlich. „Ich habe alles erreicht, was ich erreichen wollte, und noch mehr“, sagt Jasmin Kluschak und lächelt gefasst. Es sei schwer gewesen und habe Zeit gebraucht, den derzeitige­n Gesundheit­szustand zu akzeptiere­n, doch inzwischen habe sie einen inneren Weg gefunden. „Wenn’s so sein soll und der Körper baut sich ab, dann ist es so, dann bin ich fein damit.“

In Moment könne man nicht sagen, wie sich die Krankheit verändere, es bleibe nur die Hoffnung auf ein neues Medikament. Und die Hoffnung, irgendwann wieder mit einem Lächeln aufs Motorrad steigen zu können, aus Freude, ganz ohne Erwartunge­n. „Ich will einfach glücklich sein“, sagt die junge Frau und ergänzt: „Ich habe nie Druck empfunden, ich bin jedes Rennen einfach nur aus purer Freude gefahren, dadurch erreicht man einfach so viel mehr, als sich zu verkopfen.“

 ?? Foto: Flo Huber/ADAC Südbayern ?? Motocross-Erfolgsfah­rerin Jasmin Kluschak wurde bei der Sportlereh­rung 2023 des ADAC Südbayern ausgezeich­net.
Foto: Flo Huber/ADAC Südbayern Motocross-Erfolgsfah­rerin Jasmin Kluschak wurde bei der Sportlereh­rung 2023 des ADAC Südbayern ausgezeich­net.

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