Ein Abschied? Nur vielleicht
ESVK verliert Heimspiel gegen Kassel 1:4. Es war eventuell der letzte Joker-Auftritt zu Hause in diesem Jahr.
Kaufbeuren Wer im Eishockey sein Geld verdient, der hat es immer auch mit Wahrscheinlichkeiten zu tun. So soll doch das Verbessern einer Powerplay-Quote oder der Schusseffizienz kurzfristig dazu dienen, die Chancen auf einen Sieg in den nächsten Spielen zu erhöhen – und langfristig dazu, dass Spieler lukrative Verträge aushandeln können. Beim ESV Kaufbeuren ist die Wahrscheinlichkeit auf ein weiteres Heimspiel in dieser Saison nach der 1:4-Niederlage in der Halbfinalserie gegen Hauptrundenmeister Kassel nicht gerade gestiegen. Den Hessen fehlt noch ein Sieg zum Einzug ins Finale, am Freitag spielen die Joker auswärts.
„Noch hat Kassel nicht vier Siege auf dem Konto“, sagte ESVKVerteidiger Philipp Bidoul, der am Dienstag vielleicht sein letztes Heimspiel im Kaufbeurer Dress absolviert hat. Bei ihm ist klar, dass er sich im Sommer einem DEL-Verein anschließen wird. „Ich hoffe, dass es noch nicht mein letztes Heimspiel war“, sagte der 21-Jährige. „Spezielle Gefühle waren dementsprechend nicht dabei, weil ich ja weiß, dass wir noch eines in dieser Serie erreichen wollen.“Um die Chancen darauf zu haben, müssen die Joker am Freitag aber einen Start wie im Heimspiel am Mittwoch verhindern.
Man muss kein Eishockeykenner sein, um zu wissen, dass die Siegchancen wesentlich schrumpfen, wenn man nach 16 Minuten schon 0:3 zurückliegt. „Das erste Drittel war von uns schlicht zu wenig“, bestätigte auch Bidoul, der nicht nur von „geschenkten Toren“sprach, sondern auch davon, dass die Joker mit dem Zwischenstand von 0:3 zur ersten Pause „noch gut bedient“gewesen seien. „Wir haben schon seit Beginn der Serie das Problem, dass wir unseren Slot nicht sauber halten“, bemängelte Joker-Verteidiger Simon Schütz die Arbeit in der eigenen Defensivzone. Zudem zeigten sich die Hessen offensiv in meisterlicher Form. Sie nutzten das Chaos in der ESVKHintermannschaft eiskalt. „Du darfst diesem Gegner keine Geschenke geben“, sagte auch Kaufbeurens Trainer Daniel Jun.
Wieso Kaufbeuren an diesem Tag zu Beginn nicht ganz anwesend schien, konnte zumindest auch Bidoul nicht erklären. „Ich probiere immer gleich in ein Spiel zu gehen, um meine Routinen aufrecht zu erhalten.“Ab dem Mittelabschnitt habe Kassel den Sieg dann „sehr clever nach Hause gespielt“, wie Coach Jun feststellte.
Das Schöne im Eishockey und insbesondere an der noch laufenden DEL2-Saison ist jedoch, dass Wahrscheinlichkeiten beileibe kein Gesetz sind. Schon einmal in dieser Serie steigerten sich die Joker enorm.
Nach dem mit 1:5 verloren gegangenen Auftaktspiel kurz vor Ostern gelang an Karsamstag ein 4:5 nach Verlängerung und weitere zwei Tage später ein 3:2-Sieg in der Overtime. Nicht auszuschließen also, dass Philipp Bidoul in den kommenden Tagen nochmals die Möglichkeit bekommt, sich ganz bewusst vom Kaufbeurer Heimpublikum zu verabschieden.