Mindelheimer Zeitung

Ein Abschied? Nur vielleicht

ESVK verliert Heimspiel gegen Kassel 1:4. Es war eventuell der letzte Joker-Auftritt zu Hause in diesem Jahr.

- Von Manuel Weis

Kaufbeuren Wer im Eishockey sein Geld verdient, der hat es immer auch mit Wahrschein­lichkeiten zu tun. So soll doch das Verbessern einer Powerplay-Quote oder der Schusseffi­zienz kurzfristi­g dazu dienen, die Chancen auf einen Sieg in den nächsten Spielen zu erhöhen – und langfristi­g dazu, dass Spieler lukrative Verträge aushandeln können. Beim ESV Kaufbeuren ist die Wahrschein­lichkeit auf ein weiteres Heimspiel in dieser Saison nach der 1:4-Niederlage in der Halbfinals­erie gegen Hauptrunde­nmeister Kassel nicht gerade gestiegen. Den Hessen fehlt noch ein Sieg zum Einzug ins Finale, am Freitag spielen die Joker auswärts.

„Noch hat Kassel nicht vier Siege auf dem Konto“, sagte ESVKVertei­diger Philipp Bidoul, der am Dienstag vielleicht sein letztes Heimspiel im Kaufbeurer Dress absolviert hat. Bei ihm ist klar, dass er sich im Sommer einem DEL-Verein anschließe­n wird. „Ich hoffe, dass es noch nicht mein letztes Heimspiel war“, sagte der 21-Jährige. „Spezielle Gefühle waren dementspre­chend nicht dabei, weil ich ja weiß, dass wir noch eines in dieser Serie erreichen wollen.“Um die Chancen darauf zu haben, müssen die Joker am Freitag aber einen Start wie im Heimspiel am Mittwoch verhindern.

Man muss kein Eishockeyk­enner sein, um zu wissen, dass die Siegchance­n wesentlich schrumpfen, wenn man nach 16 Minuten schon 0:3 zurücklieg­t. „Das erste Drittel war von uns schlicht zu wenig“, bestätigte auch Bidoul, der nicht nur von „geschenkte­n Toren“sprach, sondern auch davon, dass die Joker mit dem Zwischenst­and von 0:3 zur ersten Pause „noch gut bedient“gewesen seien. „Wir haben schon seit Beginn der Serie das Problem, dass wir unseren Slot nicht sauber halten“, bemängelte Joker-Verteidige­r Simon Schütz die Arbeit in der eigenen Defensivzo­ne. Zudem zeigten sich die Hessen offensiv in meisterlic­her Form. Sie nutzten das Chaos in der ESVKHinter­mannschaft eiskalt. „Du darfst diesem Gegner keine Geschenke geben“, sagte auch Kaufbeuren­s Trainer Daniel Jun.

Wieso Kaufbeuren an diesem Tag zu Beginn nicht ganz anwesend schien, konnte zumindest auch Bidoul nicht erklären. „Ich probiere immer gleich in ein Spiel zu gehen, um meine Routinen aufrecht zu erhalten.“Ab dem Mittelabsc­hnitt habe Kassel den Sieg dann „sehr clever nach Hause gespielt“, wie Coach Jun feststellt­e.

Das Schöne im Eishockey und insbesonde­re an der noch laufenden DEL2-Saison ist jedoch, dass Wahrschein­lichkeiten beileibe kein Gesetz sind. Schon einmal in dieser Serie steigerten sich die Joker enorm.

Nach dem mit 1:5 verloren gegangenen Auftaktspi­el kurz vor Ostern gelang an Karsamstag ein 4:5 nach Verlängeru­ng und weitere zwei Tage später ein 3:2-Sieg in der Overtime. Nicht auszuschli­eßen also, dass Philipp Bidoul in den kommenden Tagen nochmals die Möglichkei­t bekommt, sich ganz bewusst vom Kaufbeurer Heimpublik­um zu verabschie­den.

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Foto: Mathias Wild Freude sieht anders aus: Der ESVK geriet im Heimspiel gegen die Huskies schon früh entscheide­nd in den Rückstand. Um noch einmal zu Hause antreten zu können, muss nun in Kassel ein Sieg her.

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