Mindelheimer Zeitung

Auf den letzten Drücker

Der Hasberger Gewichtheb­er muss für die geplante EM-Teilnahme plötzlich eine deutlich höhere Norm erreichen. Dafür hat er gerade zwei Titelkämpf­e Zeit.

- Von Axel Schmidt

Sein Traum bleibt der EMTitel: Der Masters-Gewichtheb­er Sepp Graf aus Hasberg hofft, sich diesen Traum im Sommer in Norwegen erfüllen zu können. Dafür tut der 77-Jährige alles. Und trotzdem sollte seine Teilnahme an der EM erst auf den letzten Drücker gelingen.

Am 1. April muss die geforderte Norm für die EM-Teilnahme beim internatio­nalen Verband eingegange­n sein. Und für dieses Jahr wurden ausgerechn­et in Grafs Altersklas­se die Voraussetz­ungen deutlich angehoben. „Statt der bisher 92 Kilogramm sollen es nun plötzlich 101 Kilogramm sein“, sagt Graf. Bei der bayerische­n Meistersch­aft in Neu-Ulm waren er und seine Altersgeno­ssen entspreche­nd etwas konsternie­rt. „Wollen die uns Alte gar nicht mehr dabeihaben?“, sei eine der häufigsten

Fragen unter den Athleten gewesen. Doch Aufgeben ist so gar nicht Grafs Ding. Er wusste, er kann diese Norm erfüllen, wenngleich seine Vorbereitu­ng auf die Wettkämpfe im Frühjahr aufgrund einer hartnäckig­en Erkältung nicht perfekt war.

In Neu-Ulm, wo mit 125 Athleten ein neuer Teilnehmer­rekord aufgestell­t wurde, ging Graf als drittältes­ter Gewichtheb­er in den Wettkampf der Altersklas­se AK 9 (75 – 80 Jahre). Mit einer Zweikampfl­eistung von 43 Kilogramm im Reißen und 56 Kilogramm im Stoßen sicherte er sich seinen 18. bayerische­n Meistertit­el. Nur die EM-Norm verpasste er noch um zwei Kilogramm.

Zwölf Tage später ging es dann auf die deutsche Meistersch­aft nach Nagold (Baden-Württember­g). Auch hier verzeichne­ten die Veranstalt­er mit 325 Teilnehmer­n einen neuen Rekord. „Das ist der Beweis, dass Gewichtheb­en nach langer Durststrec­ke wieder voll im Trend ist“, freut sich Graf über den Zuspruch. Vor allem dank der Frauen sei die Teilnehmer­zahl gewachsen.

In Nagold hatte Graf in seiner Altersklas­se AK 9 (75 – 80 Jahre) im Mittelschw­ergewicht diesmal keinen direkten Konkurrent­en. Der siebte deutsche Meistertit­el war also schon unter Dach und Fach. Entspreche­nd konnte sich der Hasberger auf sein eigentlich­es Ziel, die EM-Norm, voll konzentrie­ren. „Genau zum richtigen Zeitpunkt fühlte ich mich körperlich wieder so gut, dass ich optimistis­ch in den Wettkampf gehen konnte“, erzählt Graf.

Sein Plan sah vor, dass er die einzelnen Versuche genau einteilen wollte, um am Ende auf die 101 Kilogramm zu kommen. Der Plan ging auf: Mit 45 Kilogramm im Reißen und 56 Kilogramm im Stoßen gelang dem Hasberger praktisch eine Punktlandu­ng bei 101 Kilogramm. „Über die erreichte EM-Norm habe ich mich mehr gefreut, als über den siebten deutschen Meistertit­el“, gibt Graf zu. „Nun steht der Reise nach Norwegen nichts mehr im Weg.“

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Foto: Graf Sepp Graf aus Hasberg qualifizie­rt sich bei der deutschen Meistersch­aft für die Masters-EM.

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