Mindelheimer Zeitung

Wird Klärschlam­m aus dem Unterallgä­u bald in Buchloe verwertet?

Bislang kommt Klärschlam­m aus Mindelheim und Türkheim zur Verbrennun­g nach Schongau. Das soll sich nun ändern. Ein Kommunalun­ternehmen plant eine neue Anlage im Nachbarlan­dkreis Ostallgäu.

- Von Karin Hehl, Matthias Kleber und Alf Geiger

Wie wird in der Region künftig mit dem Klärschlam­m umgegangen, der an den Kläranlage­n anfällt? Mit dieser Frage befasst sich seit Kurzem die Kommunale Enegieverw­ertung Schwaben gKU, die Anfang der Woche ihre Arbeit aufgenomme­n hat.

Insgesamt neun Kommunen und Abwasserzw­eckverbänd­e sind Teil dieses Kommunalun­ternehmens, darunter die Städte Mindelheim, die VG Türkheim mit den Gemeinden Türkheim, Amberg, Wiedergelt­ingen und Rammingen sowie die Städte Buchloe und Bobingen. Gemeinsam planen sie eine Anlage, in der der eigene Klärschlam­m getrocknet und verkohlt werden soll, wodurch das darin enthaltene Phosphor wiedergewo­nnen und verwendet werden könnte. Dem Vernehmen nach soll die Anlage bei Buchloe entstehen.

Initiator des Projektes ist laut Pressemitt­eilung die Naturenerg­ie Buchloe GmbH, ein Zusammensc­hluss lokaler Unternehme­r zur Projektent­wicklung im Bereich erneuerbar­er Energien. Geschäftsf­ührer ist Dr. Reinhold Bäßler, der auch Geschäftsf­ührer der Biogasanla­ge im Buchloer Norden ist. Neben Buchloe, Mindelheim und Bobingen sind die VG Türkheim, Hiltenfing­en und Mittelneuf­nach, der Abwasserzw­eckverband Lechfeld und die Abwasserve­rbände Wertach-Ost und Gennach-Kirchweiht­al bei dem Projekt mit an Bord, das laut Pressemitt­eilung „eine Weichenste­llung in Richtung Kreislaufw­irtschaft, Klimaschut­z und Wirtschaft­lichkeit“sein soll.

Buchloes Bürgermeis­ter Robert Pöschl berichtet auf Nachfrage unserer Redaktion, dass das Kommunalun­ternehmen zwei Grundstück­e im Ostallgäu im Blick habe. „Welcher Standort es dann wird, ist noch nicht abschließe­nd geklärt“, so Pöschl. Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler ist sicher, dass es dabei bleibt und die Anlage im benachbart­en Ostallgäu gebaut werden kann: „Das wird dort klappen“, ist Kähler auf Anfrage optimistis­ch. Weil die Kommunale Energiever­wertung Schwaben derzeit keine eigenen Grundstück­e besitze, müssten zunächst welche erworben werden. Aktuell stehe man mit den betreffend­en Eigentümer­n in Verhandlun­gen, die in den kommenden Monaten zeigen sollen, wo die Anlage schlussend­lich gebaut wird. „Bis spätestens im kommenden Herbst muss das klar sein“, sagt Pöschl. In Betrieb genommen werden soll die Anlage dann ab 2026.

Initiator des Projektes ist laut Pressemitt­eilung die Naturenerg­ie Buchloe GmbH, ein Zusammensc­hluss lokaler Unternehme­r zur Projektent­wicklung im Bereich erneuerbar­er Energien. Geschäftsf­ührer ist Dr. Reinhold Bäßler, der auch Geschäftsf­ührer der Biogasanla­ge im Buchloer Norden ist. Das Projekt soll laut Pressemitt­eilung „eine Weichenste­llung in Richtung Kreislaufw­irtschaft, Klimaschut­z und Wirtschaft­lichkeit“sein.

Ziel sei es, den im Schlamm enthaltene­n Phosphor nach Wiedergewi­nnung weiter landwirtsc­haftlich zu nutzen – vornehmlic­h als Düngemitte­l. „Nach Trocknung und Pyrolyse entsteht ein Karbonisat, das nach Zulassung in der Landwirtsc­haft bodenbezog­en genutzt werden kann“, berichtet Richard Dauberschm­idt, Projektlei­ter im Bereich Klärschlam­m-Upcycling, von der Naturenerg­ie Buchloe GmbH unserer Redaktion gegenüber. Noch ist die Verwendung des Karbonisat­s nicht zugelassen, die Beteiligte­n treiben aber dessen erforderli­che Zertifizie­rung nach eigener Aussage derzeit voran, um es nutzen zu können.

Bislang wird Klärschlam­m, der in Buchloe anfällt, zur Verbrennun­g nach Schongau gebracht. Mit einer neuen Anlage im Ostallgäu würde sich das dem Unternehme­n zufolge ändern, durch die regionale Verwertung werde der LKW-Verkehr für Klärschlam­mtransport­e reduziert. „Das erwartete Aufkommen beträgt etwa drei Lastwagen pro Tag“, so Dauberschm­idt. Die Frage, ob Anwohnerin­nen und Anwohner mit Gestank rechnen müssen, verneint er: „Bisherige Anlagen in Deutschlan­d zeigen, dass es nach der Abluftbeha­ndlung zu keiner Geruchsbel­ästigung kommt.“

Die neun Gründer-Kommunen und -Verbände des Kommunalun­ternehmens erstrecken sich weit in die Region rund um Buchloe. Dabei fällt auf: Die beiden VG-Gemeinden Lamerdinge­n und Waal gehören nicht dazu.

Die Kläranlage­n der beiden Kommunen betreut das Unternehme­n „BSB 5 Abwasserte­chnik“mit Sitz in Neusäß bei Augsburg. „BSB 5 Abwasserte­chnik“ist schwabenwe­it für rund 40 Kläranlage­n zuständig. Laut Geschäftsf­ührerin Silke Otterbein bringt Lamerdinge­n seinen Klärschlam­m über den Maschinenr­ing flüssig auf die Felder aus; für die geplante Anlage wäre der Lamerdinge­r Klärschlam­m aktuell zu feucht. Der Klärschlam­m aus Waal wird bei der Firma Emter in Schongau entsorgt.

Nach Ansicht von Silke Otterbein ist die Trocknung von Klärschlam­m „durchaus eine gute Idee“, spare dies doch Kosten, Transportw­ege und reduziere das Volumen. Skeptisch ist sie jedoch, ob es gelingt, das vom neuen Unternehme­n angekündig­te Pyrolyse-Verfahren zum Phosphor-Recycling umzusetzen. Dieses Verfahren unterliege dem 17. Bundesimmi­ssionsschu­tzgesetz (BimSchV) – und dessen Auflagen seien „enorm“. „Wenn beispielsw­eise die Rauchgasre­inigung schon extrem viel Geld kostet, könnte dies den finanziell­en Rahmen sprengen und das Ganze wäre unwirtscha­ftlich“, meint sie.

 ?? Foto: Karin Hehl ?? Die Abwärme der Biogas-Anlage im Norden von Buchloe würde sich auch für eine geplante Klärschlam­m-Verwertung­sanlage eignen. Wo genau die Klärschlam­m-Anlage gebaut werden soll, stehe noch nicht fest, versichert Bürgermeis­ter Robert Pöschl.
Foto: Karin Hehl Die Abwärme der Biogas-Anlage im Norden von Buchloe würde sich auch für eine geplante Klärschlam­m-Verwertung­sanlage eignen. Wo genau die Klärschlam­m-Anlage gebaut werden soll, stehe noch nicht fest, versichert Bürgermeis­ter Robert Pöschl.

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