Wird Klärschlamm aus dem Unterallgäu bald in Buchloe verwertet?
Bislang kommt Klärschlamm aus Mindelheim und Türkheim zur Verbrennung nach Schongau. Das soll sich nun ändern. Ein Kommunalunternehmen plant eine neue Anlage im Nachbarlandkreis Ostallgäu.
Wie wird in der Region künftig mit dem Klärschlamm umgegangen, der an den Kläranlagen anfällt? Mit dieser Frage befasst sich seit Kurzem die Kommunale Enegieverwertung Schwaben gKU, die Anfang der Woche ihre Arbeit aufgenommen hat.
Insgesamt neun Kommunen und Abwasserzweckverbände sind Teil dieses Kommunalunternehmens, darunter die Städte Mindelheim, die VG Türkheim mit den Gemeinden Türkheim, Amberg, Wiedergeltingen und Rammingen sowie die Städte Buchloe und Bobingen. Gemeinsam planen sie eine Anlage, in der der eigene Klärschlamm getrocknet und verkohlt werden soll, wodurch das darin enthaltene Phosphor wiedergewonnen und verwendet werden könnte. Dem Vernehmen nach soll die Anlage bei Buchloe entstehen.
Initiator des Projektes ist laut Pressemitteilung die Naturenergie Buchloe GmbH, ein Zusammenschluss lokaler Unternehmer zur Projektentwicklung im Bereich erneuerbarer Energien. Geschäftsführer ist Dr. Reinhold Bäßler, der auch Geschäftsführer der Biogasanlage im Buchloer Norden ist. Neben Buchloe, Mindelheim und Bobingen sind die VG Türkheim, Hiltenfingen und Mittelneufnach, der Abwasserzweckverband Lechfeld und die Abwasserverbände Wertach-Ost und Gennach-Kirchweihtal bei dem Projekt mit an Bord, das laut Pressemitteilung „eine Weichenstellung in Richtung Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit“sein soll.
Buchloes Bürgermeister Robert Pöschl berichtet auf Nachfrage unserer Redaktion, dass das Kommunalunternehmen zwei Grundstücke im Ostallgäu im Blick habe. „Welcher Standort es dann wird, ist noch nicht abschließend geklärt“, so Pöschl. Türkheims Bürgermeister Christian Kähler ist sicher, dass es dabei bleibt und die Anlage im benachbarten Ostallgäu gebaut werden kann: „Das wird dort klappen“, ist Kähler auf Anfrage optimistisch. Weil die Kommunale Energieverwertung Schwaben derzeit keine eigenen Grundstücke besitze, müssten zunächst welche erworben werden. Aktuell stehe man mit den betreffenden Eigentümern in Verhandlungen, die in den kommenden Monaten zeigen sollen, wo die Anlage schlussendlich gebaut wird. „Bis spätestens im kommenden Herbst muss das klar sein“, sagt Pöschl. In Betrieb genommen werden soll die Anlage dann ab 2026.
Initiator des Projektes ist laut Pressemitteilung die Naturenergie Buchloe GmbH, ein Zusammenschluss lokaler Unternehmer zur Projektentwicklung im Bereich erneuerbarer Energien. Geschäftsführer ist Dr. Reinhold Bäßler, der auch Geschäftsführer der Biogasanlage im Buchloer Norden ist. Das Projekt soll laut Pressemitteilung „eine Weichenstellung in Richtung Kreislaufwirtschaft, Klimaschutz und Wirtschaftlichkeit“sein.
Ziel sei es, den im Schlamm enthaltenen Phosphor nach Wiedergewinnung weiter landwirtschaftlich zu nutzen – vornehmlich als Düngemittel. „Nach Trocknung und Pyrolyse entsteht ein Karbonisat, das nach Zulassung in der Landwirtschaft bodenbezogen genutzt werden kann“, berichtet Richard Dauberschmidt, Projektleiter im Bereich Klärschlamm-Upcycling, von der Naturenergie Buchloe GmbH unserer Redaktion gegenüber. Noch ist die Verwendung des Karbonisats nicht zugelassen, die Beteiligten treiben aber dessen erforderliche Zertifizierung nach eigener Aussage derzeit voran, um es nutzen zu können.
Bislang wird Klärschlamm, der in Buchloe anfällt, zur Verbrennung nach Schongau gebracht. Mit einer neuen Anlage im Ostallgäu würde sich das dem Unternehmen zufolge ändern, durch die regionale Verwertung werde der LKW-Verkehr für Klärschlammtransporte reduziert. „Das erwartete Aufkommen beträgt etwa drei Lastwagen pro Tag“, so Dauberschmidt. Die Frage, ob Anwohnerinnen und Anwohner mit Gestank rechnen müssen, verneint er: „Bisherige Anlagen in Deutschland zeigen, dass es nach der Abluftbehandlung zu keiner Geruchsbelästigung kommt.“
Die neun Gründer-Kommunen und -Verbände des Kommunalunternehmens erstrecken sich weit in die Region rund um Buchloe. Dabei fällt auf: Die beiden VG-Gemeinden Lamerdingen und Waal gehören nicht dazu.
Die Kläranlagen der beiden Kommunen betreut das Unternehmen „BSB 5 Abwassertechnik“mit Sitz in Neusäß bei Augsburg. „BSB 5 Abwassertechnik“ist schwabenweit für rund 40 Kläranlagen zuständig. Laut Geschäftsführerin Silke Otterbein bringt Lamerdingen seinen Klärschlamm über den Maschinenring flüssig auf die Felder aus; für die geplante Anlage wäre der Lamerdinger Klärschlamm aktuell zu feucht. Der Klärschlamm aus Waal wird bei der Firma Emter in Schongau entsorgt.
Nach Ansicht von Silke Otterbein ist die Trocknung von Klärschlamm „durchaus eine gute Idee“, spare dies doch Kosten, Transportwege und reduziere das Volumen. Skeptisch ist sie jedoch, ob es gelingt, das vom neuen Unternehmen angekündigte Pyrolyse-Verfahren zum Phosphor-Recycling umzusetzen. Dieses Verfahren unterliege dem 17. Bundesimmissionsschutzgesetz (BimSchV) – und dessen Auflagen seien „enorm“. „Wenn beispielsweise die Rauchgasreinigung schon extrem viel Geld kostet, könnte dies den finanziellen Rahmen sprengen und das Ganze wäre unwirtschaftlich“, meint sie.